Digitalisierung vs. Digitale Transformation – Unterschied und Definition

Digitalisierung und Digitale Transformation wird oft als Synonym verwendet - doch es gibt wesentliche Unterschiede

Der Unterschied zwischen Digitalisierung und Digitale Transformation sind grösser als man denkt, jedoch verwenden es viele Synonym. Wir erklären euch was Digitalisierung bedeutet und worin sich die Digitale Transformation grundsätzlich unterscheidet.

Die Begriffe Digitalisierung und Digitale Transformation sind für viele Führungskräfte ein Synonym. Das Problem ist das auch bei den Anbietern öfters eine unklare Definition der Begriffe gemacht wird und es zu einem sogenannten Buzzword verkommt, das einfach für Marketing missbraucht wird. Wenn man davon sprechen würde ein Unternehmen komplett zu digitalisieren müsste man entweder alles digital Abbilden oder nur noch Roboter und intelligente Geräte mit IoT verwenden, da ja alles digital wäre.

So muss man zu eher realistischen Betrachtungen dieser beiden Begriffe reichen. Digitalisierung sowie auch die digitale Transformation betreffen speziell Unternehmen, deren Kultur, Arbeitsweisen und auch unsere Gesellschaft. Dabei spielt Technologie und der technologische Fortschritt eine entscheidende Rolle.

Es gibt zudem ein grosses Problem der Branche:
Digitalisierung oder digitale Transformation, die beiden Begriffe werden von verschiedenen Spezialisten jeweils anders und manchmal als Synonym verwendet.

Für manche mag dieser Unterschied marginal sein oder auch unwichtig, doch wenn es um Unternehmen und deren Strategien geht, dann kommen den Begriffen eine grosse Bedeutung zu. So lohnt es sich für jede Führungskraft die gravierenden Unterschiede zwischen reiner Digitalisierung und der digitalen Transformation zu verstehen.

Was ist Digital bzw. Digitalisierung?

Digitalisierung (Weiterer Artikel dazu: Digital & Digitalisierung – Bedeutung und Abgrenzung) an sich ist nur der Prozess um Analoge Medien in bits und bytes (oder andere Formen von 0 und 1 wie bspw. Rauchzeichen) zu pressen. Dieses blosse abbilden von Informationen in eine 0 und 1 Version wird dementsprechend Digitalisierung genannt.

Gängige Beispiele für die Digitalisierung sind Bilder, Filme, Musik etc. Dabei werden analoge Informationen wie Bild oder Ton in digitale Einheiten abgespeichert. Informationen wie die Schallwellen oder Lichtwellen werden durch digitale Impulse ähnlich (Approximativ) abgebildet und so gespeichert. Die nachfolgende kleine Grafik zeigt wie eine Welle (analog) in diverse Blöcke mit Information abgespeichert wird. Jeder Block würde bspw. die Frequenz und Lautstärke eines Tons wiedergeben. Mit den Informationen aller 7 Blöcke, könnte man also ungefähr den Ton nachspielen. Wie man sich auch denken kann, spielt hier die sogenannte „Auflösung“ oder „Bitrate“ eine Rolle. Je höher die Bitrate ist, desto mehr solcher Balken werden genutzt um die Kurve darzustellen. So haben MP3 Dateien immer eine unterschiedliche Bitrate. Je höher diese ist, desto mehr Informationen werden über die Schallwellen gespeichert und desto detaillierter und Qualitätsvoller kann das Musikstück wiedergegeben werden.

Digitalisierung - Analog zu Digital
Eigendarstellung: Analoge Kurve und digitale Approximierung

Das selbe Prinzip gilt in Firmen, bspw. Prozesse. Was einst mittels Papier (analog) verarbeitet wurde kann in der gleichen Form auch digitalisiert werden. Nur sind es in diesem Beispiel dann keine Schallwellen sondern Dokumente, Briefe, Notizen, Prozesse oder Informationen.

Wenn man also über Digitalisierung von Firmen redet, dann heisst dies nur ein abbilden der jetzigen Firma mit Hilfe von digitalen Mitteln. Dabei ist noch nichts automatisiert oder verändert worden.

Digitalisierung in verschiedenen Kontexten und Beispielen

1) Digitalisierung von Inhalten

Im Geschäftsalltag kann Digitalisierung bedeuten Dokumente wie Rechnungen, Archive, Produkte zu digitalisieren und diese für die Verarbeitung, Speicherung oder zum teilen zu verwenden. So können beispielsweise Bilderkennungsprogramme genutzt werden um Inhalte von Formularen auszulesen und diese ins System zu übernehmen. Dies ist der erste Teil der Art wie Betriebe sich digitalisieren können, indem Dokumente und analoge Inhalte in eine digitale Form umgewandelt werden.

Beispiele: Digital Foto statt Analoges Foto, Scans statt Papier, E-Mail statt Brief, etc.

2) Digitalisierung von Prozessen und Abläufen

Wie oben erwähnt sind auch Prozesse oder Abläufe digitalisierbar. Dabei nimmt man die bestehenden Prozesse sowie Abläufe und versucht mit Hilfe von digitalen Mitteln, diese abzubilden. Hilfreich dafür sind meist Tools wie Formulare, E-Mails, Webseiten etc. um bestehende analoge Prozesse anschliesssend zu Digitalisieren.

Beispiele: Rechnung per Mail senden, Forumulare durch digitale Formulare ersetzen, etc.

3) Automatisierung dank Digitalisierung

Digitalisierung wird auch oft als Synonym für die Automatisierung verwendet. Es besteht die Möglichkeit Prozesse einfach nur digital abbilden oder diese auch automatisieren. Bei der Automatisierung wird dann oft von „Robotic Process Automation“ gesprochen, welches eingesetzt wird, um Prozesse im Unternehmen mit Hilfe von Technologie zu automatisieren.  Oft verwenden Unternehmen schon den Begriff der Digitalisierung, wenn diese ihre Prozesse digitalisieren UND automatisieren, denn dies macht meist auch Sinn diese beiden Schritte zu vereinen.

Ein Beispiel für solch einen automatischen Prozess wäre wie folgt: Ein Auftrag wird erstellt, das Versandlabel wird erstellt, die Rechnung verschickt und das Lager kontaktiert um den Versand vorzubereiten. So können komplette Prozesse in einem einzigen automatisierten Prozess umgewandelt werden. (mehr zum Thema RPA – Robotic Process Automation)

Beispiele: Automatisch eine Rechnung versenden nach einer Bestellung, automatische Lohnabrechnung anhand der eigegebenen Stunden, etc.

4) Digital Business

Bei Digital Business wird davon gesprochen Geschäftsbereiche, Geschäftsmodelle und ganze Unternehmen digital abzubilden. Diese verändern sich durch digitale Technologien und digitalen Möglichkeiten. Dabei wird konstant an neue Technologien angepasst, Prozesse wie Supply Chain angepasst und auch dafür gesorgt, dass man sich mit anderen vernetzen und austauschen kann.

Beispiele: Verkauf wird über Online-Shop digitalisiert und automatisiert, Plattform-Ökosysteme, etc.

Was ist die Digitale Transformation?

Wenn es um die Digitale Transformation (Weiterer Artikel dazu: Was ist Digital Transformation? – Wir habens erklärt) geht, sieht man zwar auch auf die Geschäftsbereiche und deren Prozesse, jedoch geht das Verständnis wesentlich weiter als diese einfach auf die neuen digitalen Technologien anzupassen. So werden in der digitalen Transformation Lösungen gesucht oder auch Probleme neu aufgerollt, die mit Hilfe von Technologie gelöst werden.  So wird das Papier nicht einfach digitalisiert und dann verarbeitet, sondern es wird z.B. überlegt ob man den Prozess noch braucht oder ob dieser nicht mit Hilfe einer neuen Technologie vereinfacht werden kann.

Digitale Transformation ist also nichts anderes als das lösen von Problemen mit den best möglichen (neuen) technischen Mitteln. Das spielt zu einem gewissen Teil auch Themen wie „Agile„, „Design Thinking„, „Brainstorming“ und anderen neuen Arbeitsweisen zu, da diese gebraucht werden, um die Probleme differenziert zu betrachten. Sobald man ein Verständnis für diese Themen hat, kann man diese auch mit technischen Mittel lösen und neue Technologien nutzen.

Wichtig ist hier zu verstehen das Digitale Transformation nie von der Technik ausgelöst wird, es geht immer darum ein Problem zu lösen oder einen neuen Ansatz für die Kunden bereitzustellen. Die kundenzentrierte Lösung ist immer der Start der digitalen Transformation – Nicht die Technologie.

Plattformen und digitale Ökosysteme sind derzeit Beispiele, welche die digitale Transformation von diversen Themenbereichen nutzen. Das Ziel ist es den Kunden möglichst eine perfecte „Customer Journey“ mit Hilfe von diversen Technologien zu ermöglichen. Diese Ökosysteme sind dabei meist so aufgebaut, dass sie diverse Teilbereiche vereinen. Amazon und Alibaba sind hier Vorreiter in der vollkommenen digitalen Transformation von ganzen Industrien.

Alternative Erklärung – Ursache und Auswirkung

Nachdem wir die Zusammenhänge und Erklärungen verstanden haben kann man auch richtig schlussfolgern, dass Digitalisierung so etwas wie die „Ursache“ ist. Es werden auf einmal digitale Dinge möglich und es gibt digitale Abbilder von gewissen Objekten. Diese Ursache führt zu gewissen Auswirkungen auf dem Level der Unternehmen. Diese Auswirkungen und auch die Reaktion der Unternehmen auf diese Ursachen, bewirken schlussendlich eine interne Transformation von Geschäftsmodellen, Prozessen, Strategien, Personal und vielem mehr, welche wir allgemein als Digitale Transformation bezeichnen.

Digitalisierung und darüber hinaus

Digitalisierung führt zu Digital Business

jedoch: Digitale Transformation braucht Digital Business und Digitalisierung

Wenn man die englische Definition von Google zu „Digital Transformation“ nimmt, dann findet man “Digital transformation is the profound and accelerating transformation of business activities, processes, competencies and models to fully leverage the changes and opportunities of digital technologies and their impact across society in a strategic and prioritized way.”

Digitalisierung hat dazu geführt, dass wir digitale Inhalte haben. Diese Inhalte können dann in digitalisierten Prozessen verarbeitet werden und neue Technologien führen zu dem Aufbau einer Digital Business Strategie. Doch Digitale Transformation geht da noch den Schritt weiter. Natürlich braucht es die digitalen Inhalte, digitale Prozesse und auch ein Digital Business Modell, doch Digitale Transformation betrachtet alle Aspekte des Geschäfts. Egal ob es die Kundenbedürfnisse sind, Innovative neue Produkte, Möglichkeiten und Herausforderungen im Markt oder auch schlussendlich die „New Economy„.

Dieser Zusammenhang wird dann offensichtlich wenn man sich die Elemente einer erfolgreichen digitalen Transformation betrachtet. Viele Firmen betrachten nur die ersten Bereiche der Digitalisierung und versuchen nur bestehende Prozesse und Geschäftsbereiche mit digitalen Tools und Prozessen abzubilden. Dabei ist häufig das Problem, dass die neuen Chancen und Herausforderungen sowie auch die neuen Möglichkeiten komplett vergessen werden.

Eine erfolgreiche Digitale Transformation benötigt die Digitalisierung, aber man sollte sich nicht in der Digitalisierung verlieren und so die Digitale Transformation aus dem Sichtfeld verlieren.

Benjamin Talin, a serial entrepreneur since the age of 13, is the founder and CEO of MoreThanDigital, a global initiative providing access to topics of the future. As an influential keynote speaker, he shares insights on innovation, leadership, and entrepreneurship, and has advised governments, EU commissions, and ministries on education, innovation, economic development, and digitalization. With over 400 publications, 200 international keynotes, and numerous awards, Benjamin is dedicated to changing the status quo through technology and innovation. #bethechange Stay tuned for MoreThanDigital Insights - Coming soon!

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