Creator Economy – wie man aus Authentizität Kapital schlägt

Mit digitalen Inhalten ein Millionenpublikum begeistern

Die Creator Economy ist ein Megatrend. Sie macht etablierten Unternehmen Konkurrenz, indem sie mit innovativen Peer-to-Peer-Geschäftsmodellen Intermediatore ausschaltet. Um erfolgreich zu sein, müssen Kreative Allroundtalente sein.

Creator Economy: Ein immersives Ökosystem 

Menschen ins Zentrum der Technologie zu stellen ist die große Forderung der Zeit. Marc Zuckerberg will dies mit seiner Vision des Metaverse erreichen und damit „eine massiv größere kreative Wirtschaft freisetzen als die, die durch die heutigen Plattformen und ihre Richtlinien eingeschränkt wird“, wie er in seinem „Founder’s Letter“ des neu gebrandeten Unternehmens „Meta“ schreibt. Dabei betont er die Wichtigkeit von Datenschutz und Sicherheit, offenen Standards und Interoperabilität in seiner Vision eines immersiven Ökosystems, in dem „mehr Menschen an der Zukunft teilhaben und nicht nur als Konsument, sondern auch als Creator profitieren können“.

Schöne Worte, große Ambitionen. Aber woher rührt das gestiegene Interesse an der Creator Economy? Auch wenn Facebook immer noch das meist genutzte Netzwerk weltweit ist, schwächelt die Marke nach ihrem stetigen Wachstum in den letzten Jahren aufgrund von Skandalen um Fake News und Hate Speech. Zuckerberg hat verstanden, dass nutzerbetriebene Plattformen ohne Inhalte nichts wert sind. Und wer wertvolle Inhalte produziert, geht lieber dorthin, wo nicht zensiert, sondern bezahlt wird oder gründet lieber direkt sein eigenes Unternehmen, um in seinen Entscheidungen freier zu sein.

Was ist die Creator Economy?

Die Creator Economy beschreibt eine große Gruppe unabhängiger Kreativer, die eigenständige, technologiegestützte digitale Unternehmen aufbauen. Sie produzieren Videos, Texte, Bilder, Podcasts, Spiele, Webinare, digitale Güter und vertreiben sie online. Die Skalierbarkeit der Technologie hilft, Produktionskosten zu senken und Vertrieb und Marketing günstiger und einfacher zu gestalten. Oftmals übernimmt Software die Aufgaben mehrerer Mitarbeiter wie zum Beispiel im Marketing oder der Kundenbetreuung. Der Gründer kann sein gesamtes Unternehmen allein betreiben oder mit einer kleinen Anzahl von Auftragnehmern oder Freiberuflern arbeiten, die ihn unterstützen.

Mehr als 50 Millionen Menschen bezeichnen sich als „Creator“. Kinder von heute wollen nicht mehr Schauspieler oder Sportler, sondern YouTube Star werden. Denn es sind längst nicht mehr professionelle, aufwändig produzierte Formate von Medienunternehmen, die die meisten Follower finden. Beliebte Inhalte sind authentische Berichte normaler Durchschnittsbürger, die mit Begeisterung ihre Passion leben und Anderen nahe bringen. Warum ist das so reizvoll? In der postindustriellen Gesellschaft legen wir mehr Wert darauf, uns in unserem Job erfüllt zu fühlen und die Kontrolle darüber zu haben, wie wir unsere Zeit verbringen. Kreative verwirklichen ihr eigenes Projekt und sind Vorbild für ihre Fans, indem sie das tun, was sie lieben.

Globale Communities erfinden neue Geschäftsmodelle

Der Zugang zu globalen Communities verändert die Art, wie wir kommunizieren. Die Creator Economy macht etablierten Unternehmen und Geschäftsmodellen Konkurrenz. Während Automatisierung und Robotik voranschreiten und alte Berufsbilder abschaffen, findet in der Kreativbranche seit ungefähr 10 Jahren eine stille Revolution statt. Der Wandel hin zu einem publikumsorientierten Geschäftsaufbau rückt das Publikum der Kreativen in den Mittelpunkt. Kreative gewinnen an Macht im Medien-Ökosystem, da die Fans eher mit einzelnen Persönlichkeiten als mit Verlegern in Verbindung treten wollen.

So entstehen neue Karrieremöglichkeiten in der Creator Economy. Content Creators – Influencer, Blogger, Vlogger, Journalisten, Autoren, Musiker – erfinden eigene Marken und Produkte, um ihre Inhalte und Schöpfungen zu vermarkten. Plattformen wie YouTube, Instagram, Twitch, WordPress, Tumblr oder Etsy bieten Kreativen die Möglichkeit, ihre Inhalte zu monetarisieren. Geschäftsmodelle reichen von Affiliate Marketing, über Umsatzbeteiligung oder Abonnement-basierten Modellen zu fondgestützten Modellen. Weitere Einnahmequellen für Kreative sind gesponserte Inhalte, Product Placement, Merchandise, virtuelle oder live Events, Online Kurse oder Consulting.

Content Creators: Frischer Wind für die etablierte Medienlandschaft 

Content Creators haben sich zu einer gesellschaftlich relevanten Größe mit steigendem Einfluss entwickelt. Sie ergänzen die bestehende etablierte Medienlandschaft um frische Perspektiven. Weltenbummler und digitale Nomaden reisen um die Welt und zeigen in Real Life-Reportagen persönliche Einblicke. Sie liefern damit sozio-kulturelle Hintergründe und Geschichten, die vom Mainstream in dieser Fülle und Tiefe nicht abgedeckt werden. 

Amateure und Hobby-Experten veröffentlichen authentische und alltagstaugliche Produktrezensionen oder geben Do-it-yourself-Tipps mit einfachen und kostengünstigen Methoden. Damit sind sie nicht nur eine Konkurrenz für professionelle Marketingkanäle, sondern beeinflussen die generelle Produktwahrnehmung bottom-up. 

Unabhängige Autoren und freie Wissenschaftler veröffentlichen Recherche-Preprints auf öffentlichen Portalen und tauschen sich über ihre Forschung in Echtzeit aus, anstatt auf langwierige Veröffentlichungsprozesse von Zeitschriften angewiesen zu sein. Diese Art der Kommunikation verändert die Wissenschaftscommunity maßgeblich und zwingt etablierte Institute zum Umdenken.

Das Erfolgsrezept: Sei kreativ!

Um erfolgreich zu sein, müssen Kreative Allroundtalente sein. Sie sind Erfinder, Geschichtenerzähler, Business Manager, Coaches, Moderatoren und Leader ihrer Fangemeinden. Es reicht nicht, Ideen zu sammeln und ansprechende Inhalte zu entwickeln und diese in die allgemeine Marketingstrategie einzufügen. Content Creator müssen wissen, welche Art von Inhalten am besten für Ihr Zielpublikum, die von Ihnen verwendete Plattform und Ihre Gesamtstrategie geeignet sind. Sie müssen außerdem ein grundlegendes Wissen darüber haben, welche Inhalte auf welchen Plattformen funktionieren. Notwendig ist es auch, ständig selbst zu recherchieren, um gutem Content zu finden und Trends zu erkennen.

Veröffentlichte Inhalte sollten strategisch zum Gesamtziel passen, sich als Influencer zu positionieren und Aufmerksamkeit zu gewinnen. Es empfiehlt sich, eine anerkannte Autorität auf einem gewählten Gebiet oder in einer spezialisierten Nische zu werden. So kann sie ein Content Creator bei potenziellen Kunden, die einen Experten engagieren oder konsultieren möchten, präsentieren.

Nicht jeder betreibt das Erstellen von Content als Vollzeitjob. Viele beginnen damit als Hobby in der Freizeit oder als Projekt in Teilzeit neben einem festen Job. Wichtig ist, dass es Spaß macht und sich richtig anfühlt. Dann kann man auch die nötige Begeisterung für das Thema, für das man brennt, vermitteln.

Ausblick Creator Economy: Leidenschaft, Qualität und Vertrauen

Die Creator Economy hat durch die Pandemie einen Boost bekommen. In Zeiten von Home Office und Lockdowns wurden digitaler Content immer beliebter. Blockchain-Lösungen machen es nach der Ära der Internetpiraterie leichter für Kreative, ihre Rechte und auch Einnahmen zu schützen. Dies spiegelt sich in einem neuen Verlangen nach Echtheit und digitalen Unikaten, was auch den aktuellen Hype um NFT (Non-fungible Token) erklärt – einzigartige digitale Assets, die vor allem im Bereich der digitalen Kunst erstaunliche Innovationen auf der einen und begeisterte Sammler auf der anderen Seite hervorbringen. 

Die Zukunft wird uns ein neues Modell von kollektiven Besitz und sozialen Clans präsentieren, die sich über gemeinsame Interessen und Leidenschaften definieren. Das Revolutionäre dieser neuen Creator Economy ist, dass sie die finanzielle Kontrolle langfristig in die Hände der Content Creator legt – auf diese Weise können sie traditionelle Intermediatoren wie Unternehmensbrands, Agenturen oder auch Online-Plattformen umgehen. Indem sie direkt von ihren lokalen Unterstützern getragen werden, befreien sie sich vom Druck der Markterwartungen oder intransparenter Algorithmen. 

Dadurch gewinnen Künstler und Kreative mehr Einfluss und Souveränität über ihre Inhalte, was die Qualität begünstigt. Content Creator gewinnen außerdem eine zusätzliche Freiheit darüber, ob und welche Marken sie für Influencer-Marketing wählen. Wenn sie sich ihre Sponsoren selbst auswählen können, steigert dies wiederum das Vertrauen der Fangemeinde in die Authentizität der Empfehlungen. 

Simone Belko is a media scientist and European studies scholar with a strong focus on digital literacy. With experience in journalism, PR, marketing, IT and training she has excelled in Germany and abroad. As a manager for digital products in the online games and FinTech industry she gained deep insights into online platforms and communities. Simone is the author of "Digital Consciousness" ("Das digitale Bewusstsein") and currently works at Otto GmbH, leveraging her expertise in business transformation.

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