Die Zukunft unserer Beziehung zur generativen KI. Wohin geht die Reise?

Zwei Perspektiven mit Konsequenzen und Handlungsempfehlungen

KI, die versucht uns zu verstehen, immer ein offenes Ohr für uns hat und mit uns spricht. Mit Bildern, Texten und Videos. Die generative KI. Eine KI, die Inhalte generiert und dabei kreativ und intelligent wirkt. Wirkt?

Die erste Perspektive, mit einer KI zum Verlieben.

Wie intelligent ist generative KI? Ist sie es überhaupt? Wenn nein, wird sie es jemals sein?

Für die Forschung durchaus interessante Fragestellungen. Vermischt mit den Bemühungen, Leben, Bewusstsein und Intelligenz klar zu definieren und abzugrenzen. Was? Leben, Bewusstsein und Intelligenz? Dinge, die uns vermeintlich ausmachen, aber wir nicht wissen, was sie genau sind? Unfassbar. Immer noch. Auch für die Forschung.

Daher spannend zu beobachten, wie schnell wir an unsere Grenzen stoßen. Schon bei Dingen, die uns anscheinend ausmachen. Wer soll da für die Einstiegsfragen die richtigen Antworten haben? Ist es überhaupt wichtig für die große Mehrheit? Sind klare Antworten auf diese Fragen ausschlaggebend für die weiteren Entwicklungen?

Ich wage dies zu bezweifeln. Denn die Wahrnehmung bestimmt unsere Realität. Eine Realität, die direkte Auswirkungen hat. Auf die Art und Weise der Nutzung sowie ihrer Akzeptanz und Ausbreitung der generativen KI. Schon jetzt empfinden viele ChatGPT und Co als intelligent und vertrauen ihrem Urteil. In manchen Bereichen mehr als ihren menschlichen Gegenparts. Sogar in der Medizin. Und dass sich irgendwann die ersten in eine KI-Anwendung samt Hardware verlieben, ist mehr als vorstellbar.

Woran das liegt?

Intelligent sein und intelligent wahrgenommen zu werden sind zwei Paar Schuhe. Wichtig hierbei ist, zu verstehen, wie Kommunikation zwischen Menschen wirklich funktioniert. Es ist keine Informationsübertragung, kein Datentransfer. Wir Menschen sind nicht in der Form miteinander verbunden. Kein Kabel, kein Wi-Fi oder Bluetooth. Wir sind höchst individuell. Alle mit unterschiedlicher Bildung, Vorwissen und Befindlichkeiten. An Komplexität nicht zu übertreffen.

Wer auch in Zukunft als Experte wahrgenommen werden möchte, muss dies berücksichtigen. Er vermittelt nicht Wissen, sondern löst bestenfalls die richtigen Impulse bei seinem Gegenüber aus. Damit der Empfänger von sich heraus Wissen erzeugen kann. Ganz nach seinem Kontext. Je mehr Impulse ausgelöst werden, desto intelligenter wirst du von ihm wahrgenommen.

Und das kann generative KI anscheinend jetzt schon sehr gut. Zumindest zu fachfremden Themen in Bezug auf den Fragenden. Und sie wird immer besser. Stellt sich individueller auf sein Gegenüber ein. Speichert immer mehr Kontext und schlüpft in verschiedene, gewünschte Rollen. Die Wahrnehmung eines Designers bei KI generierten Bildern oder eines Copywriters bei Texten z.B. sind da ganz anders. Hier reicht es bestenfalls als Unterstützung oder als Sparringpartner. Da genügen die Impulse noch nicht aus, um KI als intelligent zu empfinden.

In einer Zukunft, wo die generative KI einfühlsam, empathisch und vertrauensvoll wahrgenommen wird, ist es umso wichtiger unsere Kommunikationskompetenzen zu stärken. Uns als Fachleute bestmöglich auf unser Gegenüber einzustellen, ihre Sprache zu sprechen und bei ihnen viele Impulse auszulösen. Denn das ist, was Vertrauen schafft und die Türen öffnet, um auch weitere praktische Mehrwerte anzubieten.

Die zweite Perspektive, mit einer KI zum Langweilen

Unglaublich – Selbstverständlich – Langweilig. Die Wahrnehmungsreise neuer Technologien und Innovationen. Wieso sollte es diesmal anders sein?

Das Internet war die Befreiung des menschlichen Wissens, auf die alle Zugriff bekommen haben. Die Veränderung gleichzusetzen mit dem Buchdruck. Dann kam Google und wusste zu seiner Zeit auch schon alles. Oft auf eine Stufe gestellt mit dem Orakel aus der griechischen Mythologie.

Es hat sich viel verändert. Bis zu unserer Art zu leben, lieben und zu hassen. Aufregend ist vieles aber nicht mehr. Das Internet ist schon lange mehr als selbstverständlich, das Smartphone mit all seinen Apps wird immer öfter als nervig empfunden und die Sucht nach sozialen Medien treiben immer mehr Menschen dazu, digital zu detoxen.

Gab es auch echten Fortschritt? Menschlichen? So als Ganzes, als Zivilisation? Gibt es weniger Kriege, Armut, Ausbeutung? Weniger Hass und Gewalt? Mehr Zugang zur hochwertigen Bildung und sauberem Wasser und Energie? Erholt sich die Umwelt und wurde das Aussterben der Artenvielfalt gestoppt? Ja. Es ist sehr ernüchternd, wenn jeder für sich die Fragen beantwortet.

Woran das liegt?

Technischer Fortschritt und menschlicher Fortschritt sind zwei Paar Schuhe. Das eine bedingt das andere nicht. Wir haben nur neue Möglichkeiten, Mehrwerte zu schaffen. Wie diese aussehen und ausgerichtet sind, liegt ganz bei uns.

Auch die generative KI hat daran nichts geändert. Der Diebstahl vom geistigen Eigentum steht im Raum, der Energieverbrauch der notwendigen Rechenleistung ist alles andere als nachhaltig und die Abhängigkeit zur Chipherstellung und der damit verbundenen Ressourcen steigt immens. Ganz zu schweigen vom steigenden Einfluss einiger Weniger, die diese Vormachtstellung dazu nutzen, diese auch in Zukunft weiter auszubauen. Alles beim Alten, mit neuem Gewand. Nur die Machtverhältnisse weltweit verändern sich. So stark, dass dies oft mit einer Zeitenwende betitelt wird.

So fortschrittlich hört sich das aus der Perspektive gar nicht an. Denn der Kern ist unverändert geblieben. Die Ausrichtung der Geschäftsmodelle. Sie sind meist nach dem alten, vorherrschenden Verständnis ausgelegt. Überspitzt formuliert auf maximalen Gewinn, mit der Annahme unbegrenzter Ressourcen, größtenteils ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Verluste.

Gleichzeitig verändern sich die Erwartungen und das Verständnis für zukünftiges Wirtschaften bei immer mehr Menschen. Eine tolle Gelegenheit, sich frühzeitig neu zu orientieren und zu positionieren? Mithilfe generativer KI?

Definitiv Ja. Und dies ist jederzeit und unabhängig vom Stand der technischen Entwicklungen möglich. Eine gute Orientierung bieten die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der UN. Ziele, an denen alle sich orientieren können, die sich dazu entschließen ihr Business neu auszurichten oder neue aufzusetzen. Passend positioniert, zukunftssicher und innovativ, mit einem neuen Narrativ für Geschäftsmodelle.

Angefangen im Bergbau, erlebte er hautnah, wie eine ganze Branche in Deutschland ausstarb. Seitdem lebt er mit dem festen Vorsatz, die Zukunft aktiv mitzugestalten. Heute begleitet er im Auftrag der Ministerien Forschungsprojekte als wissenschaftlicher Referent beim DLR Projektträger mit dem Themenschwerpunkt KI.

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