Digitalisierung – Wir brauchen einen Projektplan und Zustimmung und zwar schnell!

Changemanagement - aus Widerstand ganz einfach einen Plan und Zustimmung „zaubern“

Ich diskutiere oft mit Experten für Digitalisierung und bin immer wieder erstaunt, wie kompliziert Digitalisierung angegangen wird. Es ist doch klar, was zu tun ist … Aber dann kommt immer wieder dieses eine Argument: dass die Leute gar nicht dahinterstehen! Dabei ist auch der vermeintliche Widerstand – eigentlich – ganz einfach und auf einen Schlag in Zustimmung und motivierte Teilhabe abzuwandeln.

Digitalisierung ist ein No-Brainer – ab in die digitale Welt!

Digitalisierung ist im Kern ja komplett logisch. Es gilt immer noch das Mooresche-Gesetz, wonach alle digitalen Prozesse im Zweijahrestakt ungefähr doppelt so schnell ablaufen – bei gleichen Kosten. Dabei sind Beschleunigungen durch bessere Hardware-Architekturen noch gar nicht berücksichtigt … Sprich: Alles, was digital abläuft, wird ohne eigenes Zutun einfach schneller und billiger.

Aber was heißt das jetzt konkret? Alles was geht ab in die digitale Welt! Daten in die Cloud auslagern, Prozesse vollständig digitalisieren, digitale Dokumentationen (idealerweise mit VR), physikalische Produkte am digitalen Zwilling entwickeln und nur noch ausdrucken, egal wo auf der Welt. Oder warum nicht gleich alles den Kunden machen lassen und nur noch die Plattform bereitstellen? Oder zumindest Crowd-Working? Was, wenn wir auch Logistik und Produktion am besten auslagerten …?! Am Schluss bleibt nur noch die kreative Arbeit übrig. Okay, okay – das ist jetzt etwas übertrieben. Aber es hilft, den Blick zu schärfen.

Aus Widerstand einen Plan erzeugen – wie Leute ins Boot bekommen?

Nochmals zum eingangs erwähnten „die Leute stehen gar nicht dahinter“: Ich komme aus dem klassischen Projektmanagement und da gibt es einen einfachen Trick, den Widerstand umzumünzen. Wenn man einen Projektplan aufstellen muss, fragt man sich zuallererst „Warum funktioniert das alles nicht?“ oder „Was hält mich davon ab, das Projektziel zu erreichen?“ Die Antworten und der Erkenntnisgewinn, aus diesen simpel anmutenden Fragen, ist erstaunlich: Widerstand – ob mein eigener, oder der eines ganzen Teams – ist letztlich nichts anderes als die Expertise, was alles schiefgehen kann. Und genau das muss man wissen, um einen Plan zu bauen. Probieren Sie es gerne selbst aus: Es funktioniert im eigenen kleinen Kosmos ebenso wie in großen Teams, Abteilungen oder abteilungsübergreifend.

Zurück zur Digitalisierung: Das einfachste ist also, alle Keyplayer in einem Raum zusammenzubringen und folgende Aufgabe zu stellen:

„Ab morgen wollen wir alles digital abwickeln (siehe oben), nix mehr physikalisch, alles in digital. WARUM KANN DAS NIE FUNKTIONIEREN?“

Die Überlegungen und Argumente, warum es eben nicht funktioniert, werden auf Karten (der Digitalisierung halber am besten in ein virtuelles Taskboard) geschrieben und die Karten je nach Größe des Hindernisses bewertet. Und schon hat man eine priorisierte Liste der Sachen, die man machen oder eben vermeiden muss, um voll digital zu werden. Aber Vorsicht: Es können leicht 150-350 Hindernisse zusammenkommen. Schritt für Schritt angegangen, ist aber auch das kein Problem.

Wie klappt das jetzt mit der Zustimmung?

Wieso Zustimmung? Die ist doch schon lange da! In Form der Keyplayer. Sieht man die Keyplayer, mitsamt ihrer ursprünglichen Bedenken, nicht als Widerstand, sondern eben als Keyplayer mit der nötigen Expertise, löst sich der Knoten wie von selbst. Im Unternehmen ist jeden Tag die Hölle los, trotzdem kommen die Keyplayer jeden Tag und treiben das Business voran. Und warum? Ganz einfach, weil sie loyal mit ihrem Unternehmen verbunden sind und all ihre Energie investieren, um den Laden am Laufen zu halten. Anderenfalls wären sie ja schon weg … Auch, dass die Zeit nicht ohne Wandel, nicht ohne den Willen zu Veränderung einfach so weiterläuft, wissen die Keyplayer sehr genau. Damit ist auch klar, warum sie die Digitalisierung unterstützen werden. Der nächste Tesla oder das nächste Amazon ist schon gegründet. Und jedem ist klar, dass es Sinn macht, voranzulaufen statt hinterher.

Es gibt aber noch etwas Interessanteres: Keyplayer sind Wissensträger, also diejenigen, die wissen, wie etwas funktioniert oder wie man ein Problem am schnellsten löst. Sie sind vor längerer oder kürzerer Zeit ins Unternehmen gekommen, weil sie kreativ sein möchten, Ideen entwickeln und mit ihnen das Unternehmen voranbringen wollen. Fallen im Zuge einer Digitalisierung alle mechanischen, sich wiederholenden Aufgaben weg, bleibt mehr Zeit fürs Wesentliche: für Kreativität, für Ideen und deren Umsetzung. Die zentrale Erkenntnis lautet daher ganz einfach:

„Digitalisierung ermöglicht jedem Einzelnen, mehr von dem zu machen, was er oder sie immer schon machen wollte!“

Wie isst man den (Digitalisierungs-)Elefanten?

Ist die Zustimmung da und die potenziellen Probleme liegen sortiert nach Kritikalität auf dem (virtuellen) Tisch, geht es ans Abarbeiten: Für jedes der Probleme müssen Lösungen gefunden werden. Und Keyplayer wären keine Keyplayer, wenn sie die Lösung nicht schon parat hätten oder zumindest Lust darauf, sie zu finden. Das Tolle: Jede weitere Lösung fügt sich mit den anderen zu einem großen, praxisnahen und gut durchdachten Plan zusammen. Aber bitte Schritt für Schritt: Einen Elefanten isst man auch nicht am Stück, sondern scheibchenweise.

Zusammenfassung

Natürlich vereinfacht der Artikel einige Aspekte. Das Konzept ist aber universell gültig: Wenn ich etwas erreichen will, muss ich meine Hindernisse kennen! Ich muss die Lösung „challengen“ und nicht die Menschen. Denn die sind es, die etwas voranbringen wollen.

Bleibt nur eine Frage: Wo kommen die Ressourcen her, um all das umzusetzen? Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Lösung siehe „Der Trick mit dem Engpass!

Founder of BlueDolphin – the first international community for supporting self-organized changes. As Senior expert for high-performance/high-speed agile transformations at Consileon and former head of PMO of 1&1 Internet, GMX, and web.de, he brought over 500 digital innovations to life. He has always questioned the speed and productivity of organizations – and integrated classic project management with Agile since the beginning. As an international keynote speaker, author of many books about hyper-productivity, and consultant for breakthrough performance increases – Wolfram is known to bring flow to organizations and the sparkling back into the employees’ eyes.

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