Digital Allrounder – 5PL – Logistic Provider

Part6: 3PL - Third Party Logistics Provider, echte «allround -maker» 1PL / 2 PL / 3PL / 4PL/ 5PL

– 1PL bis 5PL – die Geschichte der Logistikdienstleiter (Vorteile und Risiken)
– Third-Party Logistics (3PL) Market Informationen von Armstrong & Associates, Inc.

Im sechsten Teil unserer Beitragsreihe die „Welt der Supply Chain 4.0″ nehmen wir uns den doch eher sehr kryptischen Bezeichnungen 1PL, 2PL, häufig 3PL und zunehmend 4PL und 5PL an. Wofür stehen diese Buchstaben und Zahlen genau? Sind die heutigen digitalen Allround-Dienstleistern wirklich so viel effizient, schneller und erheblich kostengünstiger, als die traditionellen Konzepte?

Verpassen Sie nicht den Trend, ihre Logistik an Spezialisten auszulagern. Die Anforderungen an das Supply Chain Management steigen und viele von Ihnen stellen sich tagtäglich die Frage: Wieviel soll eigentlich ausgelagert werden und was können diese Outsourcing-Dienstleister wirklich?

  • Sollen wir etwas gleich die strategische Steuerung unserer kompletten Supply Chain Prozesse auslagern?
  • Oder eher nur die operativen Bereiche, wie Lagerhaltung und Transport?
  • Vielleicht doch komplexere Aufgaben outsourcen, wie z.B. die Kommissionierung, die Zollabfertigung oder das Rechnungswesen?

Genau diese Fragen und einige Tipps und Informationen darüber hinaus, werden wir in diesem Artikel klären. Durchleuten wir zuerst einmal die Geschichte der Logistikdienstleister, mit all ihren Begriffen- und Möglichkeiten.

First Party Logistics Service Provider (1PL)

In den 70er Jahren fing alles mit der ‘First Party Logistik’ (1PL) an. Produzierenden Unternehmen kümmerten sich selbst um die Logistik ihrer Waren. («Fist Party» wir oftmals auch als «Eigen…» übersetzt)

TUL-Leistungen (Transport-, Umschlag- oder Lagerungsleistungen) wurden von Unternehmungen eigenständig durchgeführt. Diese besassen meist einen eigenen Fuhrpark sowie Lagerhäuser. Lediglich internationale Transport wurden damals an Speditionen abgegeben.

Second Party Logistics Service Provider (2PL)

2PL, beginnend in den 80er Jahren, konzentriert sich auf den gleichen Fokus wie 1PL – klassischen Basis-Leistungen (TUL) – jedoch mit dem feinen Unterschied, dass die Unternehmen ihre Basisleistungen nicht mehr selbst abwickelten, sondern diese an andere Firmen outsourcten. Im Zuge der Internationalisierung und des damals neuen Managementkonzept ‘Lean Management’, erfolgte der Trend zum outsourcen – die Fremdvergabe von Logistikdienstleistungen. Die Unternehmungen konzentrierten sich vermehrt auf ihre Kernkompetenzen. Ziel war es, signifikant die Kosten zu senken und den Service zu verbessern, indem Logistikdienstleitungen in die Hände von Spezialisten (Spediteure, Kurierdienste, etc.) gegeben werden sollte. Second Party Logistics Service Provider (2PL) bieten mit eigenem Transportmittel, alle Arten von Transporten und Logistik an.

3rd Party Logistics Service Provider (3PL):

Die Third Party Logistics entwickelte sich als ‘Allround- und Rundum-Soglos-Paket’ in den 1990er Jahren einen weiteren Schritt nach vorne, zum sogenannten Verbunddienstleister. Dazu gehörten auch die Logistics Optimization, das Freight Forwarding, Contract Management, Transportation, Packaging, Order Fulfillment und das Warehousing. Einige Hersteller lagerten ihre eigene Infrastruktur komplett aus und integrieren den 3PL-Dienstleister vollständig in ihre Prozesse.

3PL Prozess in der Logistik
Eigendarstellung – Hans-Dieter Blatecki

3PL- und 4PL- Dienstleister gehören damit in den Bereich der Kontraktlogistik. Dies kennzeichnet sie durch langlebige Vertragslaufzeiten und beinhalten komplexe Kundenaufgaben, wie die Organisation von Waren und Informationsflüsse.

Die Vorteile professioneller 3PL-Dienstleister:

  • Kostengünstiger, schneller (Logistikkosten sinken im Durchschnittlich in Höhe von 10 %, während sich die Lieferzeit um 30 % verkürzt) und besser als der Hersteller es je selber könnte., Grund dafür: Vollauslastung, meist bessere Konditionen, bedingt durch die sehr grossen Mengen. – Somit Qualitäts- und Effizienzsteigernd.
  • Kunden profitieren vom Know-how des Partners.
  • Die Hersteller können ihre Liquidität schonen und ihr gebundenes Kapital sehr stark reduzieren.
  • Kapazitäten werden frei, zudem können sich die Hersteller mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, da den Rest der 3PL-Dienstleister übernimmt.
  • Vorteilhaft ist es auch, wenn der Bedarf des OEM stark schwankt. Die Läger der Kunden sind in solchen Fällen meist sehr schlecht ausgelastet.

3PL-Dienstleiter bringen damit sehr starke Wettbewerbsvorteile mit sich. Insbesondere in Zeiten der heutigen Online-Bestellungen, nicht zu vergessen des Wettbewerbs, um immer kürzeste Stillstandzeiten von Maschinen und Lieferungen von schnellstmöglichen Ersatzteilen zu ermöglichen.

Die Umstellung auf Cloud-basierte Technologien macht Lieferkettenplattformen auch für kleinere 3PLs zugänglicher. Mittelgroße 3PLs sind oftmals von Natur aus agiler als ihre Unternehmenskollegen und dennoch verfügen sie über die richtigen Tools, um dem Versender einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Großen zu verschaffen.

Die Nachteile:

  • Starke Abhängigkeit vom Logistikpartner
  • Internes Know-how geht verloren
  • Verfügen nicht über den Gesamtüberblick über das Supply Chain Netzwerk
  • Achtung! – DA sie über eigene Assets verfügen, ist es in ihrem Interesse, vornehmlich eigene Ressourcen auszulasten

4th Party Service Logistics Provider (4PL)

Die Schlüsselkompetenz von 4PL-Service Providern (auch sie entstanden Mitte der 1990er Jahre als Systemintegratoren) ist es, unternehmensübergreifende und komplexe Geschäftsprozesse mithilfe moderner Technologien ( digitale Produkte, Cloud Computing, ‘Software as a Service‘ (SaaS), Big Data, Machine Learning, Artificial Intelligence u.v.m.) zu koordinieren und dabei die eigenen Stärken durch zusätzliche Dienstleister (somit auch die Auswahl und Beauftragung der 3PL-Logistikdienstleister) zu ergänzen. Damit ein ‘smarter Allrounder’!  – Stichwort: #Digitale Vernetzung,  #Collaboration, #Connectivity

Stellen wir kurz die Assets in den Vordergrund und vergleichen den 3PL- mit dem 4PL-Provider. Non-asset-based und deshalb auf Subunternehmern für operative Aktivitäten angewiesen, ist der 4PL-Logistikdienstleister. Ein cleverer Koordinator ohne eigene Infrastruktur, der sich weltweit die besten 3PL-Dienstleister sucht und diese seinen Kunden als globales Serviceprodukt anbietet.  Im Gegensatz dazu ist der 3PL-Dienstleister (ebenso die 1PL und 2PL) asset-based; mit eigenen Fahrzeugen und Lagerhallen ausgestattet.

Wer kennt diese Milliardenschweren Unternehmen nicht, wie z.B. Airbnb oder Uber. Weltweite koordinieren sie mit ihren innovativen IT- Plattformen, ihr sehr erfolgreich und skalierendes Geschäftsmodell. So auch Amazon, immer schneller, besser, günstiger, mit dem klaren Ziel vor Augen, die Supply Chain zu digitalisieren. Wenn wir auch hier Hashtags verwenden, dann stehe hier Begrifflichkeiten wie:  #Integration, #Flexibilität #Geschwindigkeit #DigitalerDatenstrom

Vielleicht ist ihnen im Zusammenhang mit 4PL der Begriff Lead Logistics Provider (LLP) schon mal untergekommen.  Diese unterscheiden sich dadurch, dass sie über eigene operative Kapazitäten und bei Bedarf die jeweils effektivste Lösung des Marktes dazu kaufen.

Die Vorteile professioneller 4PL-Dienstleister:

  • Umfassende, kostenoptimierte und perfekte Dienstleistung durch den Profi
  • Teilprozesse werden zusammengeführt, Schnittstellen reduziert. Idealerweise handelt es sich bei ihnen um neutrale Anbieter, die im Interesse ihres Auftraggebers handeln.
  • Spezialisten mit umfangreichen best practice Erfahrungen sowie aussagekräftigen Vergleichszahlen
  • Keine eigene Infrastruktur, Hallen, Mitarbeiter, Fahrzeuge etc.p.p.
  • Kleine und mittlere Betriebe gewinnen durch den 4PL-Provider die nötige Flexibilität, um auf Lastspitzen zu reagieren.
  • Sie verfügen meist, über die nötige Expertise, um bei Zertifizierungsprozessen kompetent zu beraten.

Die Nachteile:

  • Die Gefahr einer Abhängigkeit vom 4PL-Dienstleister ist sehr groß.
  • Ein 4PL-Outsourcing-Projekt stellt in der Planungsphase aufgrund seiner Komplexität außerordentlich hohe Anforderungen an das Unternehmen.
  • Ebenso erfordert es ein hohes Maß an Vertrauen, da der Dienstleister Zugriff auf vertrauliche Informationen erhält.
  • Letztendlich schlagen sich alle Mängel des 4PL-Logistikdienstleisters direkt beim Kunden nieder.

Die Ziele des Supply Chain Managements sind überall gleich: Umsatz, Umschlaggeschwindigkeit und Kundenzufriedenheit signifikant durch innovative Logistikdienstleister und modernste digitale Technologien steigern, bei gleichzeitig sinkenden Kosten.

Schauen wir uns noch kurz die neuste ‘kryptischen Bezeichnungen’ an:

5th Party Service Logistics Provider (5PL)

5PL befasst sich mit dem Supply-Chain-Management, wobei der Kunden von einem systemorientierten Wertschöpfungsketten-Management und einer Consultingdienstleistung profitiert, die deren Anwendung beim Wechsel von Supply Chain zu einem Supply Netzwerk garantiert. In engen Kontakt, oftmals verknüpft durch e-Business, entwickeln und implementieren 5PL-Logistikprovider die jeweils Best möglichen Supply Chains oder Netzwerke im Auftrag der Vertragsunternehmen – Schwerpunkt: Die am besten geeigneten Technologien  für den Vertragspartner zu finden.

Insbesondere für die Begrifflichkeiten 4PL und 5PL sind die Definitionen mehrfach uneinheitlich und weichen stark voneinander ab. Eine höhere Zahl bedeute nicht unbedingt das bessere Logistikkonzept. Und 1PL- und 2PL-Provider wären nur etwas für Beginner. Nein absolut nicht!

1PL bis 5PL Pyramide in der Logistik
Eigendarstellung – Hans-Dieter Blatecki

Unserer Meinung nach spielen mehrere Faktoten eine wichtige Rolle, so z.B. in welcher Branche Sie tätig sind. Damit sollten Sie im Vorfeld, sollten Sie sich in Ihrem Unternehmen über einen Wechsel/ Outsourcing ernsthafte Gedanken machen, folgendes klären:

  • Logistikstellenwert im Unternehmen?
  • Kernkompetenzen meines Unternehmens?
  • Belegschaft und Management stehen hinter unserer Entscheidung?
  • Was wollen wir konkret durch ein 3PL/4PL/5PL-Outsourcing erreichen und welchen Nutzen bringt uns das?
  • Vor- und Nachteile, insbesondere welches Risiko trägt dabei mein Unternehmen?
  • Wie weit ist unsere Supply Chain entwickelt?
  • Sind diese Ziele aus eigener Kraft ggf. erreichbar?

Empfehlung

Logistikprozesse an der Supply Chain beteiligten Unternehmen zu digitalisieren und vollständig zu integrieren, ergeben ein enormes Potential. – 4PL- und 5PL-Logistikdienstleistern, mit ihrem technologischen Know-how, ermöglichen dies. Jedoch ist bei solchen Projekten, die anstehende Herausforderungen an das gesamte Unternehmen nicht zu unterschätzen. Insbesondere das nötige Vertrauen an den von ihnen ausgewählten Logistikprovider ist Grundvoraussetzung. Projekte sind möglichst schrittweise auszuweiten und anfangs in Teilbereiche zu vergeben.

Ein gewissenhafter Logistikpartner mit einem breiten Netzwerk, der Ihre Arbeitsabläufe gut versteht, kann die entscheidende Rolle bei Ihnen im Unternehmen spielen, wenn Sie z.B. schnell Kapazitäten finden oder ein Zollproblem schnell lösen müssen.

Ihr Anbieter sollte ebenso in der Lage sein, ihnen neue Technologien wie KI und Blockchain aufzuzeigen und ebenso was für ihr eigenes Logistikmanagement relevant ist.

Empfehlung:

Unter https://www.3plogistics.com/ finden Sie von der Firma Armstrong & Associates, Inc. (A & A), einer der führenden international anerkannten Informationsquelle für 3PL-Marktforschung und -beratung,  z.B. mit dem 3PL Guide bietet ausführliche Informationen für Hersteller, Händler, Einzelhändler und andere Unternehmen, die Logistikfunktionen auslagern möchten. 3PL-Marktschätzungen von A & A werden am häufigsten in Wertpapieranmeldungen von öffentlich gehandelten 3PLs, Medienartikeln und Fachpublikationen angeführt.

Lese Sie in unserer kommenden Ausgabe Part 7 «Kein Weg geht mehr an künstlicher Intelligenz und Deep Learning vorbei, sowohl in der Transportbranche als auch in der Logistik. – Revolutionär und Grenzenlos scheinen die Möglichkeiten!»

Weiterführende Links zur Serie:

Welcome in the World of Supply Chain
World of Supply Chain – Digitale Vernetzung
World of Supply Chain – Lieferantenmanagement
World of Supply Chain – Verhandlungen und Motivation im Einkauf
World of Supply Chain – Tech-Trends 2019

Der Betriebswirt und Supply Chain Manager, lebte in Deutschland, USA, HongKong und ab 2009 in der Schweiz. Seit über 25 Jahren verändert der passionierte Change Manager nicht nur die digitalen Landschaften im Einkauf und Supply Chain, sondern massgeblich auch in den angrenzenden Unternehmebereichen von KMUs und DAX notierten Unternehmen. Als langjährige Führungskraft war Hans-Dieter als Leiter Einkauf, Projektleiter, Kaufmännischer Leiter und Geschäftsführer weltweit tätig. Seine vielseitige Branchenerfahrung und sein breites und tiefgreifendes Wissen, hilft insbesondere KMUs im digitalen Wandel, Wissen aus der Wirtschaft und Wissenschaft für jeden verständlich und verfügbar zu machen.

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