First Principles Thinking verstehen und anwenden: Ein umfassender Leitfaden

(Echte) Innovation entfesseln: Ein tiefer Einblick in das First Principles Thinking

Tauche ein in das First Principles Thinking – einen transformativen Ansatz zur Problemlösung. Löse dich von konventionellen Normen, um Innovation und Klarheit zu fördern.

Um den Funken der Innovation zu entfachen und neue Lösungen zu finden, brauchen wir einen radikalen Wandel in der Art und Weise, wie wir Probleme angehen. Hier kommt das First Principles Thinking ins Spiel, eine Methode, die ihre Wurzeln in der Philosophie hat, aber für die drängendsten Herausforderungen von heute hoch relevant ist.

Im Kern geht es beim First Principles Thinking darum, komplexe Konzepte, Probleme oder Überzeugungen in ihre grundlegenden Bestandteile zu zerlegen. Anstatt sich auf Analogien, Präzedenzfälle, gängige Methoden oder konventionelle Weisheiten zu verlassen, ermutigt uns diese Methode, tief in das Wesen eines Problems („das eigentliche Problem“) einzutauchen, frei von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen. Indem wir ein Problem in seine grundlegenden Elemente zerlegen, können wir eine neue Perspektive einnehmen und das Problem von Grund auf erneuern – Element für Element.

Lass uns also tief in die Welt des First Principles Thinking eintauchen und seine Ursprünge, Feinheiten, Anwendung und die damit verbundenen Herausforderungen erkunden. Wenn wir es richtig anwenden, geben wir uns selbst ein mächtiges Werkzeug in die Hand – ein Werkzeug, das die Kreativität fördert, Klarheit schafft, das Vorwärtsdenken vorantreibt und völlig neue Perspektiven ermöglicht.

Warum sollten wir also unsere Denkweise überdenken? Und wie kann First Principles Thinking unsere Herangehensweise an die unzähligen Herausforderungen, vor denen wir stehen, neu gestalten? In den nächsten Abschnitten werde ich dir mehr darüber erzählen.

Was ist First Principles Thinking?

First Principles Thinking ist eine Problemlösungs- und Entscheidungsfindungsmethode, die komplexe Ideen, Probleme oder Prozesse in ihre grundlegenden Bestandteile zerlegt. Anstatt sich auf Analogien, gelernte Standards, konventionelle Weisheiten oder Präzedenzfälle zu verlassen, muss man bei dieser Methode tief in den Kern des Problems eintauchen, um seine grundlegenden Elemente und Bestandteile zu verstehen. Ausgehend von diesem grundlegenden Verständnis können wir dann eine Lösung oder Idee von Grund auf rekonstruieren, ohne die Einschränkungen durch Annahmen und Vorurteile.

Ursprünge und Geschichte des First Principles Thinking

First Principles Thinking mag modern und innovativ klingen, aber es hat seine Wurzeln tief in der antiken Philosophie. Der Begriff „erste Prinzipien“ lässt sich bis zu Aristoteles‘ Werken zurückverfolgen. Aristoteles glaubte an das Konzept der „ersten Grundlage“, von der aus eine Sache erkannt werden kann. Im Wesentlichen bedeutet das, etwas auf seiner grundlegendsten Ebene zu verstehen – sozusagen „an der Wurzel des Problems“.

Da das Prinzip logisch und leicht nachvollziehbar ist, ist es nicht verwunderlich, dass im Laufe der Zeit viele Denker und Erfinder diese Methode stillschweigend angewendet haben. Heutzutage ist das Prinzip durch Verfechter wie Elon Musk wieder im „Trend“. Für Musk bestand der Prozess darin, die Dinge auf ihre grundlegenden Wahrheiten zu reduzieren und von dort aus zu denken. Dieser Ansatz war entscheidend für seine Unternehmungen, vor allem für SpaceX, dessen Ziel es war, die Kosten der Raumfahrt zu senken, indem er die Rakete oder ihre Nutzung von Grund auf neu überdachte. Dazu später mehr.

Warum solltest du First Principles Thinking anwenden?

Wenn du frei und ohne „Voreingenommenheit“ denken kannst und dir erlaubt wird, die Probleme komplett neu zu lösen, dann kommen dir einige Lösungen in den Sinn. Das „das haben wir schon immer so gemacht“ kann sehr gefährlich sein, vor allem für Unternehmen, die eine große Geschichte haben und lange Zeit nicht wirklich über die grundlegenden Probleme nachgedacht haben. Henry Ford sagte einmal, dass sich die Kunden schnellere Pferde gewünscht hätten, wenn man sie gefragt hätte, aber das grundlegende Problem war eigentlich nur ein schnelleres Transportmittel. Wenn du also darüber nachdenkst, solltest du nicht über Pferde oder Autos nachdenken, sondern darüber, warum die Menschen überhaupt eine Fortbewegung brauchen, was die Probleme der Fortbewegung sind und welche persönlichen Probleme es auf dem Weg von A nach B gibt.

Aber wenn wir uns die grundlegenden Vorteile ansehen, finden wir 3 große Annahmen, bei denen First Principles Thinking angewendet werden kann und warum es eine großartige Methode für jeden ist:

  1. Kann in jeder Branche und bei jedem Problem angewendet werden: First Principles Thinking ist nicht auf einen bestimmten Bereich beschränkt. Von den Feinheiten der wissenschaftlichen Forschung bis hin zu strategischen Geschäftsentscheidungen und persönlichen Wachstumsbestrebungen ist es breit einsetzbar. Indem es bestehende Modelle und Überzeugungen in Frage stellt, schafft es Raum für bahnbrechende Entdeckungen und innovative Lösungen.
  2. Perfekt für Innovation und Kreativität: Wenn wir Annahmen aus dem Weg räumen und uns auf grundlegende Wahrheiten verlassen, sind wir nicht mehr durch bestehende Modelle oder Paradigmen eingeschränkt. Das ebnet den Weg für Kreativität und ermöglicht es uns, Probleme und Lösungen in einem neuen Licht zu sehen. Es ist eine direkte Herausforderung an den Satz: „So wurde es schon immer gemacht“, und fordert uns zum Nachdenken auf: „Wie kann es anders und effizienter gemacht werden?“
  3. Klarheit und Entscheidungsfindung: First Principles Thinking bietet nicht nur Innovation, sondern auch Klarheit. Wenn wir den Kern eines Problems verstehen, wird die Entscheidungsfindung transparenter. Der Lärm der oberflächlichen Komplexität wird eliminiert und Entscheidungen können auf der Grundlage von Wahrheit und Verständnis getroffen werden. Frag dich einfach: „Löst es wirklich das Problem?“

Der Prozess des First Principles Thinking

Eigentlich scheint es fast offensichtlich, wie First Principles Thinking funktioniert. Aber so einfach das Prinzip zu sein scheint, so schwierig ist es umzusetzen.

  1. Identifiziere das (echte) Problem: Alles beginnt mit Klarheit. Bevor du mit deiner Analyse beginnst, musst du das Problem oder das Konzept, mit dem du dich befasst, klar definieren. Das ist der Fahrplan für die folgenden Schritte und stellt sicher, dass die Bemühungen richtig fokussiert werden. Es kann schwierig sein, das eigentliche Problem zu erkennen, da du über das hinausgehen musst, was du für „offensichtlich“ hältst (denke nur an das Problem der schnelleren Pferde von Henry Ford)
  2. Das Problem aufschlüsseln: Wenn du ein echtes Problem identifiziert hast, das gelöst werden muss, geht es darum, das Problem aufzuschlüsseln. Was sind die einzelnen Bestandteile des Problems oder der Idee? Welche Probleme sind miteinander verbunden? Dieser Schritt kann Recherchen, Interviews und ein gründliches Verständnis des Problems erfordern. Dieser Prozess kann viel Zeit in Anspruch nehmen und wird manchmal erst nach vielen Iterationen abgeschlossen. Sei also geduldig.
  3. Analysiere die grundlegenden Komponenten: Nachdem das Problem analysiert wurde, geht es im nächsten Schritt darum, die grundlegenden Elemente zu verstehen, die aufgedeckt wurden und wie sie zusammenhängen/ausgelöst werden. An diesem Punkt wird der Unterschied zwischen Annahmen und grundlegenden Wahrheiten entscheidend. Jede Komponente wird untersucht, in Frage gestellt und in ihrer reinsten Form verstanden, und du musst alle deine Annahmen jederzeit hinterfragen. Frage dich immer: „Stimmt das?“ oder „Ist es nur das, was ich denke?“.
  4. Setze die Informationen neu zusammen: Nach dieser umfangreichen Aufgabe solltest du ein klares Verständnis der grundlegenden Elemente und der Zusammenhänge zwischen ihnen haben. Der letzte Schritt ist die Synthese dieser Informationen. Hier wird das Problem oder die Idee aus einer neuen Perspektive rekonstruiert und du beginnst, nach den richtigen Lösungen zu suchen, um diese Komponenten und Probleme anzugehen. Denn nur mit einem tiefen Verständnis der grundlegenden Wahrheiten als Bausteine können neue Lösungen, neue Geschäftsmodelle oder Erkenntnisse entstehen. In dieser Phase der Neuzusammensetzung gedeiht ECHTE Innovation, weil man nicht mehr an traditionelle Modelle oder Annahmen gebunden ist und sich auf das reine Problem statt auf Annahmen konzentriert.

Psychologische Herausforderungen des First Principles Thinking

Der Prozess ist also einfach: Nimm ein Problem. Gehe hin und suche das „echte Problem“, das du lösen willst. Dann zerlegst du es in seine Grundbestandteile und überlegst dir, wie du die Bestandteile auf eine neue Weise lösen kannst. Klingt einfach, oder?

Aber es gibt viele viele viele Hindernisse, wenn es darum geht, diese Schritte wirklich zu befolgen, und es braucht viel Training und auch aktive Beteiligung, damit es funktioniert, denn eine Abkürzung („die bestehende Annahme“) ist immer da und dein Gehirn arbeitet nicht gerne hart, wenn es eine Abkürzung geben könnte.

Schauen wir uns also einige der häufigsten Herausforderungen und Hindernisse an und wie wir sie lösen können

Kognitive Anstrengung – „Es fühlt sich anstrengend an“

  • Kognitive Belastung: Erste Prinzipien einbeziehen Denken ist kein Spaziergang im Park. Es erfordert erhebliche kognitive Ressourcen. Das Analysieren grundlegender Elemente und das ständige Hinterfragen von Annahmen kann geistig anstrengend sein, vor allem im Vergleich zu heuristischen Methoden, die weniger aktive Verarbeitung erfordern.
  • Überwinde die Denkfaulheit: Der Mensch sucht von Natur aus oft den Weg des geringsten Widerstands. Unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, Energie zu sparen, was dazu führt, dass wir vertraute Muster und Abkürzungen bevorzugen. First Principles Thinking stellt dies in Frage, indem es aktives, überlegtes Denken erfordert.
  • Veränderung der Denkweise: Der Wechsel von konventionellem zu innovativem Denken erfordert eine grundlegende Veränderung der Denkweise. Man darf Informationen nicht mehr für bare Münze nehmen, sondern muss den Status quo ständig hinterfragen und in Frage stellen.

Kognitive Voreingenommenheit – „Traue deinen eigenen Gedanken nicht“

  • Confirmation bias: Eines der größten Hindernisse bei der Anwendung des First-Principles-Ansatzes ist die uns innewohnende Tendenz, nach Informationen zu suchen, die unsere bereits bestehenden Überzeugungen bestätigen. Diese Voreingenommenheit kann die echte Erforschung und Bestätigung grundlegender Wahrheiten verhindern.
  • Status Quo Voreingenommenheit: Diese Voreingenommenheit ist die angeborene Vorliebe für den aktuellen Stand der Dinge. Menschen sträuben sich gegen Veränderungen, und eine Abweichung von dem, was bekannt und bequem ist, stößt oft auf Widerstand, sowohl intern als auch extern.
  • Anchoring bias: Wenn Menschen mit neuen Informationen konfrontiert werden, verlassen sie sich oft stark auf die erste Information, die sie erhalten. Diese „Verankerung“ kann die spätere Analyse und Entscheidungsfindung beeinflussen und es schwierig machen, sich von den ersten Wahrnehmungen zu lösen.

Überwindung von Annahmen – „Warum glaube ich das?“

  • Feststehende Überzeugungen in Frage stellen: Es kann unangenehm sein, lang gehegte Überzeugungen oder gesellschaftliche Normen in Frage zu stellen. Es gibt mentale Reibung, wenn man etwas in Frage stellt, das man immer als wahr akzeptiert hat.
  • Unbehagen beim Verlernen: Es kann entmutigend sein, bisher akzeptiertes Wissen oder Überzeugungen loszulassen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Verlernen erfordert sowohl Demut als auch Mut.

Emotionale Herausforderungen – „Mein Gefühl sagt mir, ich soll aufhören“

  • Angst vor dem Unbekannten: Es kann einschüchternd sein, sich über das vertraute Terrain des konventionellen Denkens hinaus in die Weite der unentdeckten Möglichkeiten zu wagen. Die Unsicherheit, die mit innovativem Denken einhergeht, kann Ängste und Zweifel auslösen.
  • Widerstand gegen Veränderungen: Sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene gibt es eine gewisse Trägheit, die sich dem Wandel widersetzt. First Principles Thinking ist von Natur aus störend, und das kann zu emotionalem Widerstand oder sogar zu Rückschlägen führen.

Überwindung der Herausforderungen

Wie ich bereits erwähnt habe, muss man sich ständig selbst in Frage stellen und darüber nachdenken: „Vielleicht täuscht mich mein Gehirn, kann ich mir selbst vertrauen?“ Das ist die Kunst des First Principles Thinking: bereit zu sein, jede Annahme zu hinterfragen, zu akzeptieren, dass man in 99% der Fälle falsch liegt und bereit zu sein, weiter zu gehen und mehr zu tun. Es gibt also nicht viel mehr zu tun als zu üben, um diese Art des Denkens zu verbessern. Zusätzlich kann es helfen, wenn du:

  1. Kontinuierliches Lernen praktizierst: Wenn du eine wachstumsorientierte Denkweise pflegst und kontinuierliches Lernen schätzt, wird die Reise reibungsloser verlaufen. Indem du Herausforderungen als Wachstumschancen betrachtest, wird der Prozess weniger einschüchternd.
  2. Verschiedene Perspektiven suchen: Unterschiedliche Standpunkte können neue Perspektiven eröffnen und dabei helfen, die eigenen Vorurteile und Annahmen zu hinterfragen und zu verfeinern. Sei also „Neuro-Diverse“ oder frage einfach deine Freunde, deine Eltern oder auch Menschen, die so weit vom Thema entfernt sind, dass du ihnen erst die Grundlagen erklären musst.
  3. Sich in Selbsterkenntnis üben: Regelmäßige Selbstbeobachtung kann von unschätzbarem Wert sein. Die eigenen Vorurteile zu erkennen und aktiv daran zu arbeiten, ihnen entgegenzuwirken, ist der Schlüssel zu echtem First Principles Thinking und das sollte täglich und in jeder Hinsicht geübt werden. Trainiere dein Gehirn, diese Art von „Annahmenerkennung“ zu mögen, denn unsere Welt ist voll von Annahmen, die jeder einfach als selbstverständlich hinnimmt.

Fazit

Unter der Vielzahl von Problemlösungs- und Entscheidungshilfen sticht das First Principles Thinking hervor, obwohl es „offensichtlich einfach“ ist. Es kann eine unglaublich effektive Methode sein, um Innovationen voranzutreiben und Klarheit in den Entscheidungsprozess zu bringen. Aufgrund der Art der Methode ist sie mit einigen (kognitiven) Herausforderungen verbunden und ist nicht immer der bequemste Ansatz für alle Beteiligten. Aber gerade deshalb hat sie ein so großes Potenzial für Veränderungen, wenn sie konsequent und auf die richtige Weise angewendet wird.

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine solche Methode erlernt und geübt werden muss und dass sie (vor allem in der Anfangsphase) auch viel Anstrengung erfordert. Genauso wie man nicht für jede Aufgabe einen Hammer benutzen würde, ist First Principles Thinking am effektivsten, wenn es sorgfältig und in Kontexten angewendet wird, in denen es seine Tiefe und Klarheit entfalten kann oder in denen völlig neue Lösungen absolut notwendig sind.

Ich persönlich kann jedem Unternehmen oder jeder Organisation nur empfehlen, First Principles Thinking bei strategisch wichtigen Fragen oder wenn Innovation gefragt ist, anzuwenden. Mit dieser Methode kann jeder durch Komplexität und Ungewissheit führen und vielleicht die bahnbrechenden Lösungen finden, die er schon immer wollte. Aber sei dir des Dilemmas des Innovators bewusst, denn es kann sein, dass du (einen Teil) deines bestehenden Geschäfts opfern musst, wenn du an etwas völlig Neues denkst.

Fange noch heute an, First Principles Thinking zu praktizieren und frage dich, ob ich dir schon genug über dieses Thema erzählt habe 😉

Benjamin Talin, a serial entrepreneur since the age of 13, is the founder and CEO of MoreThanDigital, a global initiative providing access to topics of the future. As an influential keynote speaker, he shares insights on innovation, leadership, and entrepreneurship, and has advised governments, EU commissions, and ministries on education, innovation, economic development, and digitalization. With over 400 publications, 200 international keynotes, and numerous awards, Benjamin is dedicated to changing the status quo through technology and innovation. #bethechange Stay tuned for MoreThanDigital Insights - Coming soon!

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