Was digitale Nachhaltigkeit für Unternehmen bedeutet und was das mit sozialer Gerechtigkeit zu tun hat

Green Washing, Soziale Gerechtigkeit und Digitalisierung als Nachhaltigkeit?

Die Wäler brennen und das Eis schmilzt. Zwischen Green Washing, Sozialer Gerechtigkeit und Digitalisierung als Nachhaltigkeitsmodell?

Die Wälder brennen, das Eis schmilzt und der Meeresspiegel steigt. 2020 steht im Zeichen des Corona-Virus, aber direkt dahinter bestimmt ein weiteres Thema seit Jahren immer bestimmter die Agenda der Medien: die Klimakrise. Wie auch das Virus macht die Klimaentwicklung keinen Halt an Landesgrenzen, sondern zeigt auf: wir sind alle miteinander vernetzt und manche Problematiken gehen den gesamten Globus an. Doch nicht alle fühlen sich gleichermaßen angesprochen. Während der globale Süden am meisten von den negativen Klimaveränderungen betroffen ist, müssen sich Staaten wie Deutschland, die USA, Kanada oder Australien als größte CO2-Verbraucher verantworten. Dieses Verantwortungsbewusstsein lässt aber bei einigen Akteuren seit Jahren zu wünschen übrig.

Auch wenn die Freisetzung von Kohlenstoffdioxid in Deutschland seit den 1990er Jahren rückläufig ist, wurden allein im Energiesektor 2019 weiterhin rund 255 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Die Industriewirtschaft setzte 188 Millionen Tonnen frei, der Verbrauch im Verkehrssektor wächst seit 2005 wieder an, aktuell ein Verbrauch von 163 Millionen Tonnen CO2.

Digitalisierung ergo Nachhaltigkeit?

Ein Hoffnungsträger ist die wachsende Durchdringung der Digitalisierung in sämtliche Arbeits- und Alltagsbereiche. Und es stimmt – mit der Digitalisierung von Wirtschaftszweigen und Kommunikationswegen lassen sich Ressourcen dauerhaft sparen.

Man muss aber unterscheiden – digital heißt nicht automatisch nachhaltig. In der Digitalisierung steckt zwar ein hohes Potential für ein nachhaltiges Profil, aber vereinfacht gesagt: auch Server brauchen Strom für die Datenkommunikation und die Klimaanlage. In einer Studie des Thinktanks „The Shift Project“ von 2019 steht es deutlich: Wenn das Internet ein Staat wäre, würde es den sechsten Platz für den höchsten Energieverbrauch weltweit belegen. Global macht der Informations- und Kommunikationssektor rund 10 Prozent des gesamten Stromverbrauchs aus. Das sind aktuell unter fünf Prozent des CO2-Verbrauchs, aber wie wir alle wissen: die Tendenz steigt, und zwar exponentiell!

Es führt nichts daran vorbei: um die Umwelt zu schützen und den Klimakollaps zu verhindern, muss die Digitalisierung weiter ausgebaut werden. Die Europäische Kommission hat das ambitionierte Ziel formuliert, dass Rechenzentren und die Telekommunikation bis 2030 klimaneutral sein und einen Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien setzen müssen. Auch das deutsche Umweltministerium zieht langsam an: die notwendige Infrastruktur und elektronische Geräte sollen zukünftig auf ihre Energieeffizienz überprüft werden, mit dem Ziel von verbindlichen Mindestanforderungen. Bereits jetzt kann energiesparende und ressourcenschonende Software mit dem Blauen Engel für nachhaltiges Softwaredesign gekennzeichnet werden. Soviel zur politischen Situation.

Green Washing – die Kampagnenstrategie des Jahres?

Wie in der Politik, findet das Thema Nachhaltigkeit auch in der breiten Öffentlichkeit seit Jahren zunehmend Gehör. Das man daraus Kapital schlagen kann, liegt auf der Hand. In den vergangenen Jahren sah man immer wieder Kampagnen namhafter Unternehmen, die möglichst ökologisch und grün wirken wollen, weil sich damit gerade Produkte oder Dienstleistungen verkaufen lassen. Genau das beschreibt der Begriff „Green Washing“ – Unternehmen, die sich nach außen gewinnbringend als umweltbewusst inszenieren, es aber tatsächlich nicht sind. Die Verantwortung liegt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern diese Kampagnen zu durchschauen.

Wir plädieren dafür, dieser Aufgabe offen und selbstkritisch zu begegnen und ein höheres Bewusstsein innerhalb des eigenen Unternehmens zu schaffen.

Gerade digitale Startups können ein Schlüssel sein

Vor allem Startups haben viele Möglichkeiten. Wir sind der Meinung, dass man gerade als Startup konsequent sein sollte. Klar, auf der einen Seite ist man auf Investorinnen und Investoren angewiesen und will eine breite Zielgruppe ansprechen. Auf der anderen Seite erlaubt die Jugendlichkeit als Startup, dass man dieses Netzwerk anhand interner Werte aussuchen kann. Dazu zählt auch, keine Kooperationen einzugehen und Gelder anzunehmen, die im Zusammenhang mit Zwang, Ungerechtigkeit und Unterdrückung stehen.

Bereits bei der Gründung von Startups spielt das Interesse für Nachhaltigkeit oft eine Rolle. Darin liegt ein enormes Potential – mit der Berücksichtigung von ökologischen Grundsätzen kann Nachhaltigkeit in jedem Bereich innerhalb des Startups einen Platz finden. Ob bei der internen und externen Kommunikation, bewussten Geschäftsreisen, der Auswahl der Büroräumlichkeiten oder der Wertschöpfungskette des zu verkaufenden Produkts – Nachhaltigkeit wird mitgedacht.

In einer Befragung des 7. Deutschen Startup Monitors aus dem Jahr 2019 gaben rund zwei Drittel der Gründerinnen und Gründer an, dass sie ein digitales Geschäftsmodell vertreiben. Vor allem Schlüsseltechnologien wie KI, VR und Blockchain werden innovativ genutzt.

Zurück zum Potential von Startups: Auch im Büroalltag kann man einiges herausholen. Folgende Fragen müssen beispielsweise den eigenen Standards standhalten: Woher beziehen wir unseren Strom? Wie wird der Kaffee produziert, denn wir en masse trinken? Solche Fragen waren früher vermutlich unwichtiger– aber in Unternehmen, die sich heutzutage als modern begreifen, ist die Frage nicht mehr aus den Büros wegzudenken. Die Nachhaltigkeit im Sinne eines ressourcenschonenden Umgangs mit seiner Umwelt lässt sich aber noch erweitern. Digitale Nachhaltigkeit hat auch eine soziale Komponente.

Was hat digitale Nachhaltigkeit mit sozialer Gerechtigkeit zu tun?

Die Vision von einer digitalen Nachhaltigkeit beinhaltet, dass digitale Güter so vielen Menschen wie möglich und möglichst barrierefrei zur freien Verfügung gestellt werden. Denn Digitalität hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber analoger Mittel: es kann ohne großen Ressourcenverbrauch geteilt werden. Noch nie hatten so viele Menschen vorher den Zugang zu internationalem gedanklichen, immateriellen Kapital wie heute. Damit ist Nachhaltigkeit im digitalen Kontext auch die Voraussetzung für soziale Gerechtigkeit.

Konkret heißt das: Digitale Informationen müssen finanziell, organisatorisch und technisch für jeden Menschen veränderbar und verfügbar sein. Der Austausch und die Verwahrung für folgende Generationen werden durch offene Formate, offene Standards und freie Lizenzen gewährleistet. Darüber hinaus muss das Wissen reproduzierbar und regenerierbar sein. Dazu bedarf es einer rechtlich gebundenen und technisch umsetzbaren Offenheit bezüglich der Weitergabe, Wiederverwendung und Modifizierung von digitalen Gütern.

Einige Gedanken

Das Ziel ist also die Digitalisierung weiter auszubauen, den Zugang zu digitalen Gütern gerecht verteilen und ermöglichen und umweltrelevante Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren. Digitalisierung und Nachhaltigkeit können also Hand in Hand gehen, dafür muss aber die digitale Nachhaltigkeit dem globalen Umweltschutz gleichgestellt sein. Somit können Nachhaltigkeitsaspekte zusammen mit der Digitalisierungsbewegung gleichermaßen auf die Wirtschaft wirken. Um die soziale Komponente der digitalen Nachhaltigkeit zu berücksichtigen, muss einerseits auf Nutzungsebene für einen gleichverteilten Zugang gesorgt werden, andererseits auf Produktionsebene für würdige Arbeitsbedingungen.

Autor: Elisabeth Kropp, memoresa GmbH

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Quelle Digitale Nachhaltigkeit The Shift Project Deutscher Startup Monitor

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