Dezentralisierte Autonome Organisationen (DAOs) erklärt – Was ist ein DAO und wie funktioniert es?

Dezentralisierte Autonome Organisationen (DAOs) verändern Geschäftsmodelle, wie wir sie kennen

DAOs sind kollektive Organisationen, die ihren Mitgliedern gehören und von ihnen verwaltet werden, wobei alle eine Stimme haben. Viele Analysten und Brancheninsider bestätigen, dass diese Art von Organisation an Bedeutung gewinnt und möglicherweise sogar einige traditionelle Unternehmen ersetzt.

Stellen Sie sich einen völlig autonomen Supermarkt vor, der nicht nur Geld nimmt und Ihnen dafür Äpfel gibt, sondern dieses Geld auch verwendet, um die Lebensmittel automatisch nachzubestellen. Diese Maschine stellt auch Reinigungskräfte ein, um den Supermarkt zu reinigen, und zahlt die Ladenmiete selbst. Wenn Sie Geld an den Supermarkt übertragen, können Sie und andere Kunden mitbestimmen, welche Lebensmittel bestellt und wie oft geputzt werden soll. Es gibt keinen Manager, da alle diese Prozesse als Code geschrieben wurden.

Das beschreibt grob, wie eine DAO, eine „dezentrale autonome Organisation“ funktioniert. DAOs haben das Potenzial, mehrere Geschäftsmodelle zu disruptieren und traditionelle Unternehmensstrukturen, die in westlichen Unternehmen verwendet wird, aufzubrechen. Könnte das Arbeiten für „einen Chef“ damit bald der Vergangenheit angehören?

Fangen wir am besten einmal von vorne an.

Was ist eine DAO und wie funktionieren sie?

Wikipedia definiert eine DAO als eine Organisation, die durch Regeln dargestellt wird und als transparentes Computerprogramm codiert wird. Es wird von den Organisationsmitgliedern kontrolliert und kann nicht von einer Zentralregierung beeinflusst werden. Da die Regeln in den Code eingebettet sind, werden keine Manager benötigt, wodurch jegliche Bürokratie oder Hierarchiehürden beseitigt werden.

Dieser Ansatz spiegelt den Gedankengang der aktuellen Generation wider und beantwortet die Frage: „Wie können wir Werte in einer vertrauenswürdigen Umgebung, mit gleichgesinnten auf der ganzen Welt, austauschen?“

Bitcoin ist wohl das erste voll funktionsfähige DAO. Denn es hat vorprogrammierte Regeln, arbeitet autonom und wird über ein verteiltes Konsensprotokoll koordiniert. Und die Explosion der dezentralen Finanzierung (DeFi) im Jahr 2020 hat das Interesse an DAOs weiter befeuert. Im letzten Jahr haben wir eine Explosion von DAOs im gesamten Krypto-Ökosystem gesehen, darunter Dutzende von DAOs, die darauf abzielen, den Klimawandel zu stoppen, eine für Pizzaliebhaber und eine kürzlich, um Spenden zur Unterstützung von Organisationen in der Ukraine zu sammeln.

Dezentralisierte Autonome Organisation (DAO) vs. Klassische Organisation - Beispiel Grafik
Dezentralisierte Autonome Organisation (DAO) vs. Klassische Organisation – Quelle: Britta Daffner

DAO vs. traditionelle Organisation

Vor allem große Unternehmen können sich schnell zu komplexen Gebilden mit undurchsichtigen Strukturen entwickeln. DAOs genötigten im Gegensatz dazu nur eine Reihe von Regeln, nach denen gearbeitet wird, eine Finanzierung wie Token, die die Organisation ausgeben kann, um bestimmte Aktivitäten ihrer Mitglieder zu belohnen (bzw. entlohnen), und auch um Stimmrechte für die Festlegung der Betriebsregeln bereitzustellen.

Sobald eine DAO einsatzbereit ist, werden alle Entscheidungen darüber, wo und wie die Mittel ausgegeben werden, im Konsens getroffen. Dazu wird eine sichere Struktur benötigt, die es jedem Investor ermöglicht, die Organisation zu konfigurieren.

Im Vergleich zu traditionellen Unternehmen haben DAOs eine demokratisierte Organisation. DAOs haben keine CEOs oder Führungskräfte. Alle Mitglieder einer DAO befolgen die Regeln, die in den Code der Smart Contracts eingebettet sind. Die Operationen von DAOs sind vollständig transparent und global, während die Operationen traditioneller Unternehmen nicht immer global sind, nur die Organisation weiß, was passiert. Alle Mitglieder einer DAO müssen für alle durchzuführenden Änderungen stimmen.

Was bedeutet das nun für traditionelle Organisationen?

Damit in traditionellen Organisationen alles reibungslos läuft, nehmen traditionelle Organisationen oft eine hierarchische Struktur an. Daran kann auch die anhaltende Entwicklung hin zu agilen Unternehmensstrukturen und Projekten bisher nichts ändern. In dieser Pyramiden-Struktur von oben nach unten werden die Rollen jedes Mitglieds oder Mitarbeiters klar definiert, was generell eine effiziente Möglichkeit darstellt, Verantwortung an eine große Belegschaft zu delegieren. Gleichzeitig führt dieses Modell auch dazu, dass Ideen einer kleinen Gruppe von Menschen auf die Mehrheit übertragen wird.

Eine DAO ist zweifelslos ein neuartiges Geschäftsmodell, das es einer Gruppe ermöglicht, eine gleichberechtigte Organisation aufzubauen, Ideen auszutauschen oder Spenden zu sammeln. Diese Struktur hat das Potenzial, Geschäftsmodelle und Industrien zu disruptieren. Allerdings sind heutige DAO-Strukturen (noch) nicht in der Lage, jede Rolle in jeder Art von Unternehmen oder Organisation zu erfüllen. Einen multinationalen Konzern wie Volkswagen oder IBM auf ein DAO-Modell umzuformen, wird schwierig.

Nichtsdestotrotz geben uns DAOs die Möglichkeit, gegebene Unternehmensstrukturen zu überdenken und eine Idee zu bekommen, wohin sich Unternehmen die nächsten Jahrzehnte entwickeln.

Effizienz ist bereits heute das Mantra vieler Unternehmen geworden. In den nächsten drei Jahren werden intelligente Arbeitsabläufe und nahtlose Interaktionen zwischen Menschen und Maschine wahrscheinlich so Standard sein wie die Unternehmensbilanz, und die meisten Mitarbeiter werden Daten verwenden, um nahezu jeden Aspekt ihrer Arbeit zu optimieren. Die Transformation hin zu einem datengetriebenen Unternehmen gehört für viele Vorstände zu den aktuell wichtigsten strategischen Aufgaben.

Dieser Prozess wird sich über die nächsten Jahrzehnte weiterentwickeln. Schon allein durch den demografischen Wandel und Knappheit der Humanressourcen in den westlichen Ländern wird sich die Automatisierung in Organisationen weiter fortsetzen.

  • Welche Aufgaben, Projekte oder gar ganze Einheiten können entsprechend vollständig automatisiert werden?
  • Was spricht dafür und was dagegen, mehr und mehr Führungskräfte durch Maschinencode zu ersetzen?
  • Mitarbeitende oder externe Servicekräfte automatisch für bestimmte Aktivitäten zu entlohnen?
  • Welche Smart Contracts müssten dazu etabliert werden und welche Regellogik würden sie enthalten?
  • Welche Bereiche können möglicherweise niemals durch Regellogik abgebildet werden?

All diese Fragen eröffnen neue Perspektiven, um Unternehmensstrukturen neu zu denken.

In Zukunft können wir mehrere Innovationen und Weiterentwicklungen des DAO-Konzepts erwarten. Ich bin gespannt, welche traditionellen Unternehmen sich zuerst trauen werden, damit zu experimentieren. Auf jeden Fall lohnt es sich bereits heute Gedanken zu machen – und wer weiß, vielleicht entsteht damit auch die entscheidende Idee zur Innovation des eigenen Geschäftsmodells?

As the "Head of Data Strategy & Data Culture" at O2 Telefónica, Britta champions data-driven business transformation. She is also the founder of "dy.no," a platform dedicated to empowering change-makers in the corporate and business sectors. Before her current role, Britta established an Artificial Intelligence department at IBM, where she spearheaded the implementation of AI programs for various corporations. She is the author of "The Disruption DNA" (2021), a book that motivates individuals to take an active role in digital transformation.

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