Mindset eats Hard Skills for Breakfast – 1 Grund und 3 Unterschiede

Digitales Mindset die Basis für die Entwicklung von Zukunftskompetenzen

In Zeiten rasanten Wandels und digitaler Transformation ist die Entwicklung von digitalem Mindset die Basis für die Entwicklung von Zukunftskompetenzen und den benötigten Hard Skills.

Beim Blick auf die vergangenen 10 Jahre lässt sich sehr leicht feststellen, wie stark digitale Technologien unseren privaten und beruflichen Alltag verändert haben. So ist es heute für viele Menschen undenkbar ohne Smartphone aus dem Haus zu gehen oder den Arbeitsalltag ohne digitale Kollaborationstools zu gestalten. Zudem haben sich ganze Industrien und Geschäftsmodelle komplett verändert. Mobile Banking war vor 10 Jahren eher noch die Ausnahme als die Regel, Fintechs sind erst in den letzten Jahren aus der Nische in der breiteren Öffentlichkeit angekommen. In vielen Bereichen war Onlineshopping vor 10 Jahren noch eine Seltenheit und heute ist es Normalität. Im B2B Bereich waren E-Commerce und digitale Marktplätze vor einigen Jahren noch ein Fremdwort und heute bieten selbst traditionelle Branchen wie die Stahlindustrie ihre Güter online an. Zusammengefasst muss man sagen, dass der Wandel wirklich rasant war in den letzten Jahren. Doch wie sieht eigentlich die Zukunft aus? Wie wird der Wandel in den nächsten 10 Jahren aussehen? Diese Frage ist nicht konkret und allumfassend zu beantworten. 

Aber: Es ist klar, dass die Veränderungsgeschwindigkeit weiter zunehmen wird und der Wandel in den nächsten 10 Jahren um einige Faktoren schneller und damit stärker ausfallen wird als in den vergangenen 10 Jahren. Der Treiber des beschleunigten Wandels sind neben der demografischen Entwicklung und dem Wertewandel vor allem die beschleunigte Entwicklung digitaler Technologien. Dies ist auf das sog. Moore’s Law zurückzuführen, welches besagt, dass sich die Anzahl der Schaltkreiskomponenten auf einem Computerchip in regelmäßigen Zeiträumen – zwischen 12 und 24 Monaten – verdoppelt. Dadurch ist die Entwicklung digitaler Technologien exponentiell. Diese exponentielle Entwicklung macht es unmöglich zu prognostizieren, welche Technologien exakt in 5 oder 10 Jahren genutzt werden. Diese Schwierigkeit der Prognose hat starke Auswirkungen auf die Entwicklung von Kompetenzen der Mitarbeiter*innen. 

Mindset Entwicklung > Hard Skill Entwicklung 

Bei einer langsameren Geschwindigkeit der Veränderung in der Vergangenheit, war es möglich zu prognostizieren, welche Fähigkeiten (sog. Hard Skills) in Zukunft benötigt werden und Entwicklungspläne konnten dementsprechend aufgebaut werden. Zum Beispiel konnte damit im Marketing-Bereich ein langfristiger Entwicklungsplan für Mitarbeiter*innen aufgebaut werden, der die Karriere(-entwicklung) im Marketing begleitet. Es war klar, dass z.B. Printmarketing Know-how und klassische Kommunikationsarbeit Bestandteile hiervon sind. Heute ist es hingegen nicht mehr prognostizierbar, welche Kanäle für die Kommunikation von Unternehmen in 5 oder 10 Jahren relevant sein werden. Welche Social-Media-Kanäle wird es dann geben? Gibt es überhaupt noch Social Media in 10 Jahren? Welche Rolle spielt das Metaverse? Alles Fragen, auf die es heute noch keine Antworten gibt. Deshalb ergibt es keinen Sinn, Weiterbildungspläne für Hard Skills für die nächsten 10 Jahre zu schmieden. Allerdings ist Re- und Upskilling wichtiger denn je zuvor. Laut des aktuellen Future of Jobs Reports des World Economic Forum werden sich bis 2025 40% der benötigten Kernkompetenzen bestehender Jobs verändern. Auf diese Veränderung müssen Unternehmen mit langfristigen Entwicklungsangeboten reagieren. Allerdings sollte der Fokus dieser Entwicklungsangebote auf digitalem Mindset und nicht auf Hard Skills liegen. Angelehnt an Peter Druckers “Culture eats Strategy for Breakfast” isst digitales Mindset somit die Hard Skills zum Frühstück. 

Digitales Mindset – geht es jetzt doch um digitales Know How? 

Digitales Mindset hat per se erstmal nichts mit digitalen Technologien, Software-Kenntnissen oder Programmiersprachen zu tun. Sondern es handelt sich hierbei um Persönlichkeitseigenschaften, die erfolgskritisch für den Umgang mit digitaler Transformation sind. Die folgenden Dimensionen sind Bestandteile des digitalen Mindsets: 

  • Offenheit und Agilität vs. Beharrlichkeit 
  • Kundenzentriertheit vs. Aufgaben- und Organisationszentriertheit 
  • Kritikfähigkeit vs. Harmonieorientierung 
  • Proaktivität und unternehmerische Handlungsorientierung vs. Reaktivität und Lageorientierung 
  • Kreativität und Gestaltungsmotivation vs. Prozesstreue 
  • Offener Umgang mit Scheitern vs. Vermeidung von Misserfolg 

Durch eine kontinuierliche Entwicklung des digitalen Mindsets versetzen sich Mitarbeiter*innen in die Lage sich situativ die richtigen und benötigten Hard Skills anzueignen. Damit bildet Mindset Entwicklung das Fundament für die Entwicklung der benötigten Zukunftskompetenzen (auch derer, die heute noch nicht prognostiziert werden können). 

Mindset Entwicklung bedeutet lebenslanges Lernen 

Die Entwicklung von digitalem Mindset unterscheidet sich von der Hard Skill Entwicklung im Zeithorizont, der Kontinuität und der Individualität: 

Zeithorizont: Bei der Entwicklung von Hard Skills kann schon ein einmaliger Online-Lerninhalt oder ein 1-Tages-Workshop das relevante und benötigte Know-how vermitteln. Mindset Entwicklung hingegen dauert deutlich länger und benötigt mehr Zeit und Ausdauer. Denn dies geschieht nicht mit der einmaligen Aufnahme von neuem Wissen und der anschließenden Anwendung. Sondern es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess. 

Kontinuität: Ein kontinuierlicher Lernpfad mit Impulsen zu den Mindset-Dimensionen, Reflexionsfragen und -räumen (online oder offline) und der Zeit die Impulse im Alltag zu testen und auszuprobieren sind die Basis für Mindset Entwicklung. Damit sich Mindset Entwicklung langfristig (benötigter Zeithorizont) in den Alltag integrieren lässt, sollten die Impulse und Reflexion-Sessions in kleinen Häppchen (sog. Micro Learnings) genutzt werden. Der häufig gewünschte 1-Tages-Mindset-Workshop mag vielleicht werbewirksam sein, wird aber langfristig ohne Entwicklungserfolg bleiben. 

Individualität: Für ein hohes Lernengagement und eine hohe Lernmotivation ist auch bei der Vermittlung von Hard Skills ein passgenaues Lernangebot wichtig. Dies ist bei Mindset Entwicklung nochmals deutlich wichtiger. Denn bei Mindset handelt sich um Persönlichkeitseigenschaften und diese sind viel zu komplex, um nur zwischen schwarz und weiß, A oder B, Anfänger oder Fortgeschrittene zu unterscheiden. Somit gilt es für Unternehmen ein adaptives, maßgeschneidertes und individualisiertes Entwicklungsangebot für Mindset zu schaffen. Denn nur durch diese passgenauen Angebote bleibt die Lernmotivation für eine langfristige (Zeithorizont) und kontinuierliche Entwicklung hoch. 

Damit eine nachhaltige Mindset-Entwicklung auf Individualebene der Mitarbeiter*innen stattfinden kann, muss auf organisationaler Ebene eine Struktur und Kultur geschaffen werden, die Lernen fördert und zum Bestandteil des Alltags macht. 

Adaptive Mindset Entwicklung durch Diagnostik 

Eine hohe Individualisierung von Lerninhalten für Mindset Entwicklung kann nur gelingen, wenn der Standort, d.h. der Status Quo der Mitarbeiter*innen mit Blick auf das eigene digitale Mindset bekannt ist. Bei Navigationsgeräten ist es zum Beispiel völlig normal, dass im ersten Schritt einer Routenplanung nicht nur das Ziel eingegeben wird, sondern auch der aktuelle Standort lokalisiert wird. Denn ohne diese Lokalisierung würde jede*r Reisende die gleiche Route zum Ziel bekommen, unabhängig wo der Startpunkt liegt. Es ist sofort einleuchtend, dass dies nicht viel Sinn stiftet. Genauso verhält es sich bei Mindset Entwicklung. Für eine individualisierte und maßgeschneiderte Entwicklung muss im ersten Schritt der Mindset-Standort bestimmt werden. Dies kann durch wissenschaftlich valide Diagnostik geschehen. Eine solche Mindset-Analyse bietet dann die Basis, um die Lerninhalte (Micro Learnings) zu individualisieren und in einem maßgeschneiderten Lernpfad auszuspielen. Zudem ist das Verständnis und die Reflexion des eigenen Mindset-Standorts schon der erste Schritt der Mindset-Entwicklung. 

 

Ohne die kontinuierliche Entwicklung von digitalem Mindset als Fundament ist es für Mitarbeiter*innen nicht möglich, die relevanten Zukunftskompetenzen zur richtigen Zeit zu erlernen. Dies ist jedoch in Zeiten exponentiellen Wandels der Kern der Zukunftsfähigkeit von Mitarbeiter*innen und Organisationen. Mindset eats Hard Skills for Breakfast. 

Mit dem Fokus auf dem digitalen Mindset begleitet Julian Knorr Unternehmen im Rahmen zukunftsgerichteter Organisations- und Personalentwicklung und innovativer Recruiting Lösungen. Mit dem Digital Competence Indicator (DCI) entwickelte er mit seinem Unternehmen hierfür ein wichtiges Tool, um das digitale Mindset der Mitarbeiter messbar zu machen. Er ist Gründer & Vorstand der ONESTOPTRANSFORMATION AG und Gründer & Geschäftsführer der Agile Kitchen GmbH. Zudem ist er Keynote Speaker und Business School Dozent.

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