Was ist Intrapreneurship? – Innovationskraft durch die eigenen Mitarbeiter stärken!

Warum Unternehmen mehr in die eigene Innovationsfähigkeit investieren müssen.

Innovation ist ausschlaggebend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Die Relevanz der eigenen internen Innovationsfähigkeit nimmt zu, jedoch vertrauen Unternehmen noch zu sehr auf den Zukauf und die Förderung durch externe Innovationen. Was sie dabei übersehen, ist das unternehmerische Potenzial, welches sich im Unternehmen selbst befindet und das bisher zu wenig genutzt wird. Diese Innovationsquelle nennt sich Mitarbeiter, die durch die gezielte Förderung in Intrapreneurship zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor im heutigen Innovationswettbewerb werden.

Intrapreneurship? – Das heißt doch Entrepreneurship?

Eine kleine Anekdote meinerseits: Als Junior Consultant bei der Marketing & Innovation Group habe ich mich mit dem Thema Intrapreneurship beschäftigt. Dazu habe ich eine wissenschaftliche Forschungsarbeit geschrieben, bei der mich mein Bruder beim Korrekturlesen unterstützt hat. Beim Lesen seines überarbeiteten Entwurfs musste ich feststellen, dass das Key Word meiner Arbeit, „Intrapreneurship“, kein einziges Mal mehr zu finden war. Als ich ihn darauf angesprochen habe, meinte er nur wissend, dass ich den Begriff durchgehend falsch geschrieben hätte und er das mit der „Suchen und Ersetzen“-Funktion für mich ausgebessert hätte. Ziemlich überrascht habe ich ihm erklärt, dass sich meine ganze Arbeit, mit der ich mich seit einiger Zeit befasst habe, eben um das Thema „Intrapreneurship“ dreht, woraufhin er nur fragend die Stirn gerunzelt hat. Da war er allerdings nicht der Einzige …

Zwar kennt jeder den Begriff Entrepreneurship, jedoch ist Intrapreneurship noch häufig unbekannt, obwohl das Thema zunehmend an Relevanz gewinnt.

Corporate Entrepreneurship, Intra-Corporate Entrepreneurship, Intrapreneurship – alle drei Begriffe bezeichnen unternehmerisches Verhalten in Unternehmen (https://de.wikipedia.org/wiki/Corporate_Entrepreneurship).

Als „Funke“ und „Katalysator“, der Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil und eine Stärkung der Marktposition bringen soll, stellt Corporate Entrepreneurship (CE) eine Strategie dar, die revitalisiert, belebt und neu erfindet. (Vgl. (Covin & Miles, 1999), S. 50). Corporate Entrepreneurship ist kein neues Phänomen, sondern aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Innovation auf Unternehmensebene bereits in vielen Formen und Ausprägungen vertreten. Die CE-Aktivitäten werden durch Trends wie die digitale Transformation und den damit einhergehenden Veränderungsdruck beeinflusst. Davon betroffen sind besonders Branchen mit einem traditionellen Geschäftsmodell, welche bisher einen weniger starken Digitalisierungsgrad aufgewiesen haben, z.B. Banken und Versicherungen. (Vgl. (Hajizadeh-Alamdary & Kuckertz, 2015), S. 5). Speziell diese Marktteilnehmer werden auch als etablierte Unternehmen bezeichnet.

Um diesem Druck standhalten zu können, stellt ein „entrepreneurial spirit“ einen einzigartigen und entscheidenden Vorteil für Unternehmen dar. Dafür müssen sie nur wissen, wie dieser entwickelt sowie eingesetzt wird. (Vgl. (Pinchot, 1985), S. 3).

Revolution durch Innovation

Im Rahmen von Globalisierung und Digitalisierung ist Innovation zu einem Modewort in der Gesellschaft geworden und jedes Unternehmen zielt darauf ab, besonders modern, kreativ und dynamisch zu werden, um etwas Innovatives zu kreieren. (Vgl. (Rauterberg, 2019)). Der Grund dafür ist, dass Unternehmen heute in einer digitalisierten Welt agieren, die geprägt ist durch Volatilität (volatility), Unsicherheit (uncertainty), Komplexität (complexity) und Mehrdeutigkeit (ambiguity). In dieser sogenannten VUCA-Welt ist gerade das unvorhersehbare und sich ständig verändernde Kundenverhalten eine der größten Herausforderungen. Gerade Dienstleister, wie z.B. Versicherungen, sind davon betroffen (Kollinger, 2020).

Um sich diesen komplexen und anspruchsvollen Gegebenheiten anzupassen, haben Unternehmen erkannt, dass eine unternehmerische Grundhaltung der Mitarbeiterschaft einen Weg darstellt, mit diesen Herausforderungen umzugehen. Durch Proaktivität, Risikobereitschaft und Innovativität (Fähigkeit, Innovationen hervorzubringen bzw. innovative Lösungen zu finden) sollen die Innovationsfähigkeit gestärkt und Herausforderungen in Chancen umgewandelt werden. (Vgl. (Kuckertz, 2017), S. 4 ff.).

Intrapreneurship – Relevanz der internen Innovationsfähigkeit von Unternehmen

Etablierte Unternehmen setzen sich bereits zunehmend für die Förderung von innovativen Geschäftsideen ein und betreiben dadurch schon, bewusst oder unbewusst, eine Form des Corporate Entrepreneurship. Um den Begriff Intrapreneurship zu spezifizieren, ist es daher wichtig, zu verstehen, dass Unternehmertum in interne und externe Aktivitäten unterteilt wird. (Vgl. (Kuratko & Audretsch, 2013), S. 323 ff.). Während einige Unternehmen also zur Steigerung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit auf das Internal Corporate Venturing, das heißt, auf interne Strategien und Maßnahmen setzen (z.B. Intrapreneurship), nutzen andere die Möglichkeiten des External Corporate Venturing, z.B. Kooperationen mit Startups, um ihre eigene Innovationsfähigkeit voranzutreiben. (Vgl. (Kuckertz, 2017), S. 72, 73).

Felder des Corporate Entrepreneuship – Einordnung von Intrapreneurship

CE-Felder - Corporate EntrepreneurshipTrotz bewiesener positiver Synergieeffekte hat sich herausgestellt, dass sich der Kern eines Unternehmens nur durch externe Beteiligungen nicht verändern kann. (Vgl. (Reiter, 2016), S. 35). Das beweist unter anderem eine Studie der Boston Consulting Group, die zeigt, dass knapp die Hälfte der Unternehmen und Startups mit ihren Kooperationen unzufrieden bis sehr unzufrieden sind. (Vgl. (Brigl, Gross-Selbeck, Dehnert, Schmieg, & Simon, 2019), S. 11, 14). Es besteht daher die Notwendigkeit, sich nicht allein auf externe Kooperationen zur Steigerung der eigenen Innovationsfähigkeit zu verlassen. Stattdessen sollten gerade etablierte Unternehmen auf ihre eigenen Ressourcen zurückzugreifen, die sie bei der Suche nach Innovationen häufig übersehen.

Intrapreneurship als Lösung im Innovationskampf?

Intrapreneurship ist das interne Unternehmertum, bei dem durch gezielte Förderung des unternehmerischen Verhaltens, jeder Mitarbeiter die Möglichkeit erhält, eigene Ideen innerhalb eines etablierten Unternehmens voranzutreiben, woraus sowohl Neugeschäft generiert und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens gestärkt als auch die Mitarbeiterzufriedenheit erhöht werden kann (Kollinger, 2020).

Das Besondere am Intrapreneurship ist, dass die Innovation vom Unternehmen selbst ausgeht und nicht durch externe Zukäufe oder Kooperationen entsteht. Intrapreneurship-Initiativen sind autonome Einheiten innerhalb eines bestehenden Unternehmens, in denen Neugeschäft generiert werden soll. Sie sind in dessen Strukturen eingebunden und die Eigentumsrechte der Innovation liegen in der Regel beim Mutterkonzern (Vgl. (Kuckertz, 2017), S. 72, 73), wobei die Möglichkeit besteht, dass sich das daraus entwickelnde Venture rechtlich ganz aus dem Mutterkonzern ausgliedert. (Vgl. (Baltes & Selig, 2017), S. 144).

Neben einer Steigerung der Innovationsfähigkeit hat Intrapreneurship verschiedene Vorteile. Die Adaption unternehmerischer Werte und Methoden führt zu einer Revitalisierung der Organisation. Diese motiviert die Mitarbeiter, fördert ein organisationales und individuelles Lernen, sorgt für ein besseres Klima und ermöglicht eine Dynamisierung der Prozesse. Außerdem können ungenutzte Ressourcen besser ausgeschöpft und eine wirtschaftliche Leistungssteigerung erreicht werden. (Vgl. (Bouchard & Fayolle, 2018), S. 15 ff.).

Intrapreneurship – Vom Altbewährten zum „Trendsetter?“

Intrapreneurship setzt ein Zeichen. Es trägt nicht nur zur Leistungssteigerung des Unternehmens bei, sondern fördert auch einen Kulturwandel, der sich auf das Verhalten des ganzen Unternehmens überträgt. Besonders traditionelle etablierte Unternehmen müssen lernen, sich ihrem Umfeld anzupassen, denn eine Versteifung nur auf Altbewährtes ist heute nicht mehr tragfähig. Auch die Forschung betont, dass es nicht darum geht, alles Bewährte zu ersetzen. Stattdessen geht es darum, sich zu öffnen und bereit zu sein, sich zu verändern, denn der Kunde tut es bereits. (Vgl. (Werne, 2017), S. 102)

Mitarbeiter sind die Schlüsselressource im Intrapreneurship, doch was zeichnet einen solchen Intrapreneur aus und was differenziert ihn vom Entrepreneur? Dazu mehr im nächsten Teil der Reihe.

Autoren: Christina Kollinger, Junior Beraterin & Coach, Marketing & Innovation Group und Dino G. Cardiano, Gründer & Geschäftsführender Gesellschafter Marketing & Innovation Group

Als Zukunftsarchitekten und Brückenbauer ermächtigt die Marketing & Innovation Group ihre Klienten, selbstbestimmt die eigene Zukunftsfähigkeit zu erhöhen und unterstützt Unternehmen und Organisationen, • Zukunftsmärkte zu identifizieren, • Zukunfts- und Innovationsstrategien zu erarbeiten und umzusetzen • und durch Zukunfts- und Innovationskompetenz eine stärkere Wettbewerbsposition zu erreichen.

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