Let‘s future – B3-Modell für Innovation, Digitalisierung und Zukunft

Zukunft entsteht nicht einfach - Zukunft wird gemacht

Wir sehen Innovation als einen linearen Prozess, der Technologien erzeugt für eine Zukunft, die wir als einen Ort getrennt von uns wahrnehmen. Dieser Artikel zeigt ein Gestaltungsmodell für eine Zukunft, die in unseren Händen liegt.

Der Businessphilosoph Anders Indset plädiert dafür, Zukunft als Verb zu sehen. Also als eine Aktivität, der wir gestaltend nachgehen. Er nennt es „zukünften“.  Mir gefällt das rockige „let’s future“ besser und wie er bin ich der Meinung, dass wir Gestalter sind und sein müssen. Und zwar auf eine andere Art als bisher.

In diesem Artikel stelle ich ein Modell dafür vor.

Unterschiedliche Betrachtungsweisen

Aktuelle Herausforderungen haben viele Namen, nehmen wir Künstliche Intelligenz (KI) als Beispiel. Die einen prophezeien, dass der Mensch sich mit der KI bereits sein eigenes Grab geschaufelt hat. Die anderen sehen in der Nutzung von KI die vom menschlichen Fehlerfaktor befreite Lösung aktueller Probleme. Dazwischen gibt es eine breite Masse, die einfach Angst hat.

Mal offen betrachtet: wir hatten in der Geschichte schon häufig das Potenzial, uns selbst zu zerstören und den Planeten vom  „homo werauchimmer“ zu befreien.

Es gibt uns immer noch. Zugegeben, die Probleme sind nicht kleiner geworden. Sie sind groß und sie sind anders. Zu allen Zeiten jedoch war eine pessimistische Haltung eher Bremsklotz als Lösungsantrieb.

Schauen wir uns an, wie wir aktuell mit dem Thema Zukunft umgehen.

Das lineare Modell

Als linear denkende Wesen gehen wir davon aus, dass eine Innovation im Kopf eines dafür besonders begabten Menschen entsteht, der daraus eine Technologie (oder ein Bündel an Technologien, die der Laie unter dem Begriff Digitalisierung zusammenfasst) entwickelt, die unsere Zukunft bestimmt.

Dieses Geschehen sehen wir als linearen Ablauf und die Kurve soll immer nach oben zeigen. Weshalb wir wie die hypnotisierten Karnickel dem Imperativ des ewigen Wachstums folgen.

Stimmt das? Nein. Unsere Welt ist nicht linear. Der Mensch folgt einer linearen Weltsicht, weil er einem linearen Zeitmodell folgt. Der Vergangenheit folgt das Jetzt und dem die Zukunft.

Zukunft ist demnach dieser andere Ort – an dem wir nie ankommen. Eine wundervolle Projektionsfläche für Sehnsüchte und Ängste aller Couleur.

Vergangenheit ist der Aufbewahrungsort unser Fehler und überholter Technologien.

Das Jetzt ist der brodelnde Topf auf dem Herd, in dem die Suppe unserer Probleme kocht, die wir uns selbst eingebrockt haben.

Das lineare Modell der Zeit hat Albert Einstein schon in den 1950er Jahren demontiert – was uns bis heute nicht daran hindert es zu ignorieren.

Zeit wird gekrümmt und ist eben nicht linear. Wenn man die Krümmung der Zeit konsequent theoretisch weiterdenkt, dann kommen wir irgendwann wieder bei uns selbst an. Dieses gedankliche Experiment konnte man in einer Ausstellung zum 100. Geburtstag von Albert Einstein in seiner Geburtsstadt Ulm erleben. Dort war eine Installation aus einem Fahrrad und einem Monitor aufgebaut, die zeigte, wie sich die Zeit mit abhängig von der Geschwindigkeit ausdehnt. Faszinierend.

Verlassen wir die lineare Betrachtungsweise und schauen uns ein anderes Modell an.

Modell B³

Bedürfnis - Bedarf - Bewusstsein im B3 ModellZunächst möchte ich die Begriffe erläutern:

BEWUSSTSEIN ist ein Begriff dafür, wie das Individuum oder ein Kollektiv die Welt sieht und daraus Werte und Paradigmen ableitet.

Ein BEDÜRFNIS ist ein aus dieser Weltsicht heraus empfundener Mangel.

Der BEDARF gibt diesem Bedürfnis die Kaufkraft und ist damit ein Wirtschaftsmotor.

Wir erzeugen permanent Bedarf und beschäftigen eine milliardenschwere Branche damit, bisher nicht gekannte Bedürfnisse zu erzeugen. Auf diesem Boden soll dann Innovation gedeihen. Und zwar Innovation als logische, lineare Weiterentwicklung bestehender Technologien. Dass dies Grenzen hat, kann man am Beispiel Kodak sehen.

Und das Bewusstsein? Das überlassen wir gerne den als spirituell verunglimpften Spinnern.

Der Entstehungsimpuls der Innovation

Innovation entspringt jedoch dem Bewusstsein als Basis für diesen Kreislauf. Beispielsweise ist der Niedergang der CD und die Geburt digitaler Musikformate mit Streamingdiensten nur vordergründig dem Bedürfnis nach ständiger Verfügbarkeit der Musik geschuldet. Dahinter steckt ein verändertes Bewusstsein. Die Generation Spotify sieht keinen Sinn darin, Musik in Form einer silbernen Scheibe zu besitzen. Sie will sie ja nur nutzen. Und das möglichst ohne sich festzulegen und überall.

Meine Generation hat noch CD-Regale gebaut!

Mit einem Paradigmenwechsel Zukunft gestalten

Nutzen statt Besitzen ist ein völlig neues Paradigma, das Disruption in vielen Bereichen verursacht hat. Dank Uber kann jeder zum Taxifahrer werden. Mit Shared Leadership kann jeder Führungsverantwortung übernehmen. Beim Employer Branding muss sich der Arbeitgeber nicht der Bewerber vorteilhaft präsentieren.

Zurück zum Kreislauf B³. Anstatt das Bedarfs-B permanent weiter aufzublähen, bis das gleichschenklige Dreieck vor lauter Schlagseite kollabiert, sollten wir uns mit der Basis befassen: dem Bewusstsein.

Wir können nicht mit derselben Denkweise Probleme lösen, die durch genau diese Denke entstanden sind. Auch das eine Erkenntnis des gern zitierten Albert Einstein.

Stärken wir lieber die Basis. Schaffen wir ein Bewusstsein mit Werten und einem Paradigma, das Zukunft verantwortungsbewusst gestaltet. Denn die geschieht jetzt!

Zukunft ist NICHT dieser besondere Ort, den wir irgendwann erreichen. Zukunft ist immer JETZT, da jede unserer Handlungen eine Konsequenz hat.  Sie geschieht JETZT, weil wir sie mit jeder Entscheidung formen.

Wir plädieren gern für Werte wie Nachhaltigkeit und ökologische Vernunft. Dabei verteidigen wir das Paradigma des permanenten Wirtschaftswachstums wie eine heilige Kuh, die nicht geschlachtet werden darf.

Unlimitiertes Wachstum hat EIN Merkmal: es ist pathogen. In der Medizin heißt das „Krebs“ und bringt den Organismus, in dem die Krebszellen ungehemmt wachsen, letztendlich um.

Wir brauchen ein neues Bewusstsein. Ein Bewusstsein, das nicht auf permanentem Wachstum beruht, sondern auf Nachhaltigkeit, Fürsorge und Empathie. Auf schonender Nutzung von Ressourcen, neuen Wertschöpfungsmodellen und gerechter Teilhabe an der Wertschöpfung.  Mit diesem Bewusstsein schaffen wir den ethischen Rahmen für die digitale Transformation. Damit es uns allen (und dem Planeten) in der Zukunft auch noch gut geht.

Ava Hauser navigiert Führungskräfte durch die Stromschnellen massiven Wandels. Ihr Fokus liegt auf der Selbstführung als Basis für erfolgreiches Führen. Mit über 20 Jahren Erfahrung als Coach, Trainer, Speaker und Therapeutin hat sie ein Programm entwickelt, das Menschen stark macht - nicht nur für Führungsaufgaben.

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