Wissensmanagement einfach erklärt – Nichts wissen macht auch nichts?

Was bedeutet Wissensmanagment in Firmen und was bedeutet eigentich Wissen?

„Wissen ist Macht.“ Unsere Gesellschaft stützt sich auf Wissen und nutzt dieses gewinnbringend. Wissen bedeutet Einfluss und die Generierung von Wettbewerbsvorteilen. Doch wie entsteht Wissen und was ist Wissensmanagement? Diese Fragen werden in dem folgenden Blogpost beantwortet.

„Durch den Wechsel von der Industrie- zur Informations- und Wissensgesellschaft hat die Bedeutung von Wissen eine neue Dimension erlangt“ [1]. Die zweckgebundene Vernetzung von Informationen zu robustem Wissen gilt dabei als „entscheidende Ressource zur Generierung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile“ [2]. Treiber der zunehmenden Bedeutung sind nach North [3] der strukturelle Wandel zur Informations- und Wissensgesellschaft, die Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die wachsende Globalisierung. Dafür gibt es in Unternehmen verschiedene Aufgaben des Informations- und Wissensmanagements. Um diese Aufgaben abzugrenzen, ist eine Differenzierung zwischen den Begriffen Zeichen, Daten, Informationen und Wissen notwendig. Zur Visualisierung der Abgrenzung dient Bild 1 [4,5]. Eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Begriffen Daten, Information und Wissen wird von Nikodemus [1] als Grundlage für Entscheidungen erörtert.

 

Abgrenzung der Begriffe Daten, Information, Wissen
Bild 1: Abgrenzung der Begriffe Daten, Information, Wissen – Quelle: Eigene Darstellung nach Nokodemus
  • Zeichen sind einzelne Elemente eines Datensatzes.
  • Daten sind „Fakten über ein Objekt“ [6].
  • Information sind „Daten mit Bedeutung“ [6].

Durch die Vernetzung von zweckdienlichen Informationen entsteht Wissen [4, 7]. Vereinfacht wird in der Literatur auch postuliert, dass Wissen aus vernetzten Daten generiert werden kann [8]. In der Literatur besteht jedoch Uneinigkeit über die Definition des Begriffs Wissen [1]. Wissen ist laut DIN EN ISO 9000 eine „verfügbare Sammlung von Informationen, die eine berechtigte Überzeugung darstellen und mit großer Sicherheit wahr sind“ [6].

Arten des Wissens

Unter Wissen verstehen Heinrich und Stelzer aber auch „die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten zur Lösung von Problemen“ [9]. Dabei kann implizites und explizites Wissen unterschieden werden [2]. Als implizites Wissen (embodied knowledge) werden Intuitionen, Gefühle oder subjektive Empfindungen, die schwer zu formalisieren oder kommunizieren sind, bezeichnet [5]. Explizites Wissen (disembodied knowledge) ist hingegen auf (elektronischen) Medien gespeichert. Das können beispielsweise Dokumente, Notizen oder auch Datenbanken sein. Explizites Wissen wird somit für eine weitere Datenverarbeitung nutzbar [5]. Möchte eine Organisation das implizite Wissen speichern, muss dieses zunächst in explizites Wissen überführt werden (Bild 2) [5,10].

Die Spirale des Wissens mit den vier Prinzipien der Wissensentwicklung
Bild 2: Die Spirale des Wissens mit den vier Prinzipien der Wissensentwicklung – Quelle: Eigene Darstellung

Die Aussagen über die Beschreibung der vier Prinzipien zur Wissensentwicklung sind in der Literatur mehrfach in ähnlicher Ausführung vorhanden. Zusammenfassend wird ein kurzer Überblick gegeben [1, 5, 10]:

Die Sozialisation wird auch als erlebtes Wissen bezeichnet. Personen tauschen implizit Wissen durch Beobachtung oder Kommunikation aus. Somit werden Erfahrungen innerhalb einer Organisation transferiert. Diese begrenzte Wissenserzeugung steht jedoch nicht der gesamten Organisation zur Verfügung, da es nicht zu explizitem Wissen wird.

Bei der Explikation entsteht durch die Transformation von implizitem zu explizitem Wissen neues, für die Organisation nutzbares Wissen. Diese Phase wird zur Produktion von konzeptuellem, neuem Wissen benötigt. Das heißt, dass das implizite Wissen durch ein kollektives Nachdenken explizite Konzepte erzeugt. Dieses Wissen wird für die entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugänglich dokumentiert.

Durch Kombination von bestehendem explizitem Wissen wird neues explizites Wissen erzeugt. Bekanntes Wissen wird dadurch zusammengefasst und vernetzt, bzw. in einer anderen Form dargestellt. Verteiltes Wissen einer Organisation wird zusammengetragen und kann bereichsübergreifend genutzt werden.

Das explizite Wissen wird von der Organisation aufgenommen, ergänzt und neugeordnet in das System des Wissens internalisiert. Somit wird explizites wieder zu implizitem Wissen.

Diese Verbindung zwischen implizitem und explizitem Wissen stellt die Grundlage für die Wissensgenerierung dar. Zur Wissensgenerierung wird in der Literatur vielfach auf Data Mining verwiesen [4, 11, 12].

Das Wissensmanagement versteht sich in diesem Zusammenhang als „Führungsaufgabe, die sich mit der zielorientierten Nutzung und Weiterentwicklung von Wissen im Unternehmen befasst“ [9]. Dabei wird sowohl das implizite als auch das explizite Wissen als wichtige Ressource koordiniert.

Aufgaben und Nutzen des Wissensmanagements

Die primäre Zielsetzung des Wissensmanagements ist es, standardisierte und strukturierte Voraussetzungen zu schaffen, damit eine lernende Organisation das unternehmensintern vorhandene und auch das neu erworbene Wissen nutzen kann [5]. Die Aufgaben des Wissensmanagements lassen sich anhand von acht Bausteinen erläutern (Bild 3) [7]. Diese stellen ein Konzept von Aktivitäten dar [13].

Bausteine des Wissensmanagements
Bild 3: Bausteine des Wissensmanagements – Quelle: Eigene Darstellung nach Probst et al. und Heinrich et al.

Zur übersichtlichen Darstellung der einzelnen Bausteine des Wissensmanagements sowie deren Nutzen werden die wesentlichen Erkenntnisse nach Probst et al. [7] und Heinrich et al. [13] zusammengefasst. Angefangen bei den Kernprozessen, stellen diese den operativen Umgang mit Wissen einer Organisation dar.

Wissensidentifikation

Die Analyse und Beschreibung des Wissensumfeldes in einem Unternehmen ist Bestandteil der Wissensidentifikation. Dafür muss eine hinreichende Transparenz über das Wissen gewährleistet sein. Die Wissensidentifikation gibt einen Überblick über interne und externe Daten, Informationen und Fähigkeiten einer Organisation.

Wissenserwerb

Viele Datenquellen zur Generierung von Wissen sind unternehmensextern. Es muss sich demnach die Frage gestellt werden, wie diese Quellen in das eigene Unternehmensnetzwerk eingebunden werden. Die Nutzung von externem Know-how durch die Akquirierung von Experten kann eine Möglichkeit sein, um alle Potenziale des Wissenserwerbs zu nutzen.

Wissensentwicklung

Das Ziel der Wissensentwicklung ist „die Produktion neuer Fähigkeiten, neuer Produkte, besserer Ideen und leistungsfähigerer Prozesse“ [7, 14] damit neues Wissen entstehen kann. So kann sich ein Unternehmen Markt- oder Wettbewerbsvorteile verschaffen. Die automatisierte Entwicklung des Wissens wird als Wissensgenerierung bezeichnet [15].

Wissens(ver-)teilung

Durch die Verbreitung von bereits vorhandenem Wissen in einer Organisation sollen voneinander isolierte Informationen oder Erfahrungen für bestimmte Personen(-gruppen) nutzbar und zugänglich gemacht werden. Wem über welches Medium und in welchem Umfang Wissen zur Verfügung gestellt wird, muss zuvor definiert werden.

Wissensnutzung

Die Nutzung, also der produktive Einsatz und die gezielte An- bzw. Verwendung des Wissens, stellt das Ziel des Wissensmanagements dar.

Wissensbewahrung

Damit das Wissen einer Organisation auch zukünftig zur Verfügung steht, muss dieses gespeichert und regelmäßig aktualisiert werden. Eine standardisierte und strukturierte Sicherung des Wissens ist die Voraussetzung für eine effiziente Nutzung.

Wissensziele

Die operativen Kernprozesse benötigen strategische Vorgaben des Managements. Die Wissensziele unterstreichen die Bedeutung des Wissensmanagements.

Wissensbewertung

Um die Wissensziele zu bewerten, müssen diese gemessen werden. Daran lassen sich die Qualität sowie der Zielerreichungsgrad des Wissensmanagements beurteilen. Zusammenfassend beinhaltet das Wissensmanagement nach Rehäuser und Kremar [5] folgende Aufgaben:

  • Management der Wissens- und Informationsquellen
  • Management der Wissensträger- und Informationsressourcen
  • Management des Wissensangebots
  • Management des Wissensbedarfs
  • Management der Infrastrukturen der Wissensverarbeitung (IKT)

Demnach ist die wichtigste Aufgabe des Wissensmanagements „eine Organisation fit zu machen für die „Wissensgesellschaft“ [[16] mit Verweis auf [17]]. „Die Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts wird als Nachfolgerin der Industriegesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts verstanden“ [18]. Dabei werden durch das Management der Ressource Wissen Wettbewerbsvorteile zwischen Unternehmen generiert [19]. Das Wissen wird durch die vielen internen und externen Informationsquellen gespeist.

Remus [20] hat die verschiedenen Möglichkeiten und Ansätze eines prozessorientierten Wissensmanagements untersucht. Dabei wird ein prozessorientiertes Wissensmanagement als Managementaufgabe definiert, „die für die regelmäßige Auswahl, Umsetzung und Evaluation von prozeßorientierten [sic] WM-Strategien zuständig ist, mit dem Ziel die Wissensverarbeitung in den operativen wissensintensiven Geschäftsprozessen zu unterstützen, zu verbessern und weiter-zuentwickeln [sic], um schließlich zur Kernwertschöpfung des Unternehmens beizutragen“ [20].

Wissen und Management

Bisher ist jedoch die Frage offengeblieben, wie die Begriffe Wissen und Management im Zusammenhang stehen. Von Management wird nach Nikodemus dann gesprochen, „wenn ein Umgang mit Objekten und Vorgängen dem (wirtschaftlichen) Vernunftsprinzip folgt“ [1]. Für Heinrich et al. [13] ist das Management ein Synonym für Führung. Diese hat die „Aufgabe der zweck- und zielorientierten Harmonisierung des arbeitsteiligen sozialen Systems Organisation, um die Erfüllung der Organisazionszielezu [sic] sichern“ [13]. Aufschluss über das Zusammenwirken von Wissen und Management gibt das Ebenenmodell des Wissensmanagements in Bild 4 [1].

 

Ebenenmodell des Wissensmanagements
Bild 4: Ebenenmodell des Wissensmanagements – Quelle: Eigene Darstellung nach Nikodemus

Beim Wissensmanagement existiert eine Ausprägung in die normative, strategische und operative Ebene. Die normative Ebene dient der Verankerung der Wissensziele in der Unternehmenskultur (Wissenskultur). Der Schwerpunkt jedoch liegt auf dem strategischen und operativen Wissensmanagement. Auf der strategischen Ebene werden die Wissensziele definiert und die Ressource Wissen über das Prinzip des Managements in einem Wissenssystem koordiniert. Operativ findet die tägliche Ausgestaltung der Wissensorganisation statt. Dabei werden verschiedene Techniken zu einer Wissensinfrastruktur kombiniert.

 

Literatur

[1]  Nikodemus, P.: Lernprozessorientiertes Wissensmanagement und kooperatives Lernen. Wiesbaden: Springer, 2017.
[2]  Seufert, A.; Back, A.; Krogh, G. von: Wissensnetzwerke: Vision – Referenzmodell – Archetypen und Fallbeispiele. In: Wissensmanagement. Hrsg.: Götz, K. Mering: Rainer Hampp, 2008, S. 129–153.
[3]  North, K.: Wissensorientierte Unternehmensführung.Wiesbaden: Springer Gabler, 2011.
[4] Bodendorf, F.: Daten- und Wissensmanagement. Berlin, Heidelberg: Springer, 2003.
[5] Rehäuser, J.; Kremar, H.: Wissensmanagement im Unternehmen. In: Wissensmanagement. Hrsg.: Schreyögg, G.; Conrad, P. Berlin: De Gruyter, 1996, S. 1–40.
[6] DIN EN ISO 9000, (2014) Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen und Begriffe. Berlin: Beuth.
[7]  Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K.: Wissen managen. Wiesbaden: Springer Gabler, 2012.
[8]  Adriaans, P.; Zantinge, D.: Data Mining. Harlow: Addison-Wesley, 1998.
[9]  Heinrich, L. J.; Stelzer, D.: Informationsmanagement. München: Oldenbourg, 2009.
[10]  Nonaka, I.; Takeuchi, H.: The Knowledge-Creating Company. New York: Oxford Univ. Press, 1995.
[11]  Schaffranietz, K.; Neumann, F.: Wissensgenerierung aus Datenbanken. In: Wissens- und Informationsmanagement. Hrsg.: Keuper, F.; Neumann, F. Wiesbaden: Gabler, 2009, S. 150–177.
[12]  Cleve, J.; Lämmel, U.: Data Mining. Berlin: De Gruyter, 2016.
[13]  Heinrich, L. J.; Stelzer, D.; Riedl, R.: Informationsmanagement. Berlin, Boston: De Gruyter, 2014.
[14]  Haasis, H.-D.; Kriwald, T.: Wissensmanagement in Produktion und Um-weltschutz. Berlin, Heidelberg: Springer, 2001.
[15]  Wilde, M. A.: Supplier Supplier Risk Monitoring – Wissensmanagement als Grundlage einer präventiven Lieferantenbewertung, Berlin, 2020.
[16]  Baecker, D.: Die „andere Seite“ des Wissensmanagements. In: Wissensmanagement. Hrsg.: Götz, K. Mering: Rainer Hampp, 2008, S. 97 ‑ 108.
[17]  Willke, H.: Supervision des Staates. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1997.
[18]  Poltermann, A.: Wissensgesellschaft. Belgrad, 2013. URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/zukunft-bildung/146199/wissensgesellschaft?p=all (Zugriff: 2017-08-08).
[19]  Alex, B.; Becker, D.; Stratmann, J.: Ganzheitliches Wissensmanagement und wertorientierte Unternehmensführung. In: Wissensmanagement. Hrsg.: Götz, K. Mering: Rainer Hampp, 2008, S. 47 ‑ 69.
[20] Remus, U.: Prozessorientiertes Wissensmanagement. Regensburg, 2002.

Anja Wilde sucht immer nach neuen Lösungen im digitalen Umfeld, um Prozesse smarter und effizienter zu gestalten. Sie ist Dozentin an der Akademie des BMÖ und unterstützt Unternehmen bei Digitalisierungsprojekten auf Basis der Blockchain Technologie im evan.network. Erfahrungen sammelte sie in der Vergangenheit auch in den Bereichen Lieferanten- und Risikomanagement, Data Mining und KI.

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