Diversität und Vielfalt als die Geheimzutat für Innovation

Corporate Innovation: Neuen Ideen, Produkte oder Geschäftsmodelle entwickeln

Viele Unternehmen entwickeln sich mehr und mehr vom Leitanbieter zum Zulieferer. Innovationen? Fehlanzeige. Es braucht eine Erfolgszutat, damit Mitarbeiter als Einzelpersonen oder ein ganzes Unternehmen innovativer werden. Und diese nennt sich: Vielfalt. Vielfalt treibt Innovationen voran. Gleichzeitig können Unternehmen mit einer höheren Diversität Produktivität, Gewinne aber eben auch Mitarbeitermotivation verbessern.

Denken Sie an Innovationen wie Smartphones, Tablets, WhatsApp, Künstliche Intelligenz oder Blockchain. Im Vergleich zur gesamten Menschheitsgeschichte haben wir in den letzten zehn Jahren einen Quantensprung in unserer Technologie-Entwicklung gemacht. COVID-19 hat die Art und Weise wie wir Arbeiten, nochmal auf den Kopf gestellt und „New Work“ eine ganz neue Bedeutung gegeben.

Unternehmen müssen sich, ihre Kultur, Produkte und Dienstleistungen entsprechend anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Heute gelten ganz klar jene Unternehmen als Gewinner, die das meiste aus ihren Daten machen können. Sei es neue Erkenntnisse über ihre Kunden gewinnen, Prozesse vollständig zu automatisieren oder bessere Entscheidungen zu treffen.

In Deutschland sehen wir jedoch nur wenig wirklich datengetriebene Unternehmen. Unsere Leitindustrien haben sich zu lange auf dem vergangenen Erfolg ausgeruht. Dort, wo Innovationen vorangetrieben werden, steht primär der Effizienzgewinn im Vordergrund. Daher: Wie können zum Beispiel Prozesse automatisiert werden, um Kosten einzusparen? Darin erst einmal nichts falsch. Doch was viele Unternehmen verpassen ist, Digitalisierung für Innovation zu nutzen. Neue Produkte, neue Kundenerfahrungen oder gar neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Stattdessen entwickeln sich deutsche Leitindustrien mehr und mehr vom Leitanbieter zum Zulieferer.

Das britische Startup Octopus Energy beispielsweise will eine Art Netflix der Energie-Branche werden. Es hat eine Technologie entwickelt, die Angebot und Nachfrage im Strommarkt schneller und flexibler zusammenbringen soll. Und dabei sammeln sie Unmengen an Daten über den Endverbraucher. Lokale Stromanbieter sind in dieser Gleichung nur noch ein Zulieferer ohne den direkten Kontakt zum Endkunden.

Unternehmens-DNA der Gewinner

Welche Unternehmens-DNA ist notwendig, um zu den Gewinnern der digitalen Transformation zu gehören?

Aus meiner Sicht basiert eine erfolgreiche digitale Transformation auf drei Säulen:

  1. Digitalisieren und Neudenken des (bestehenden) Geschäftsmodells
  2. Einsatz von Innovationen und exponentiellen Technologien wie Cloud Computing oder Künstliche Intelligenz
  3. Agile Unternehmensführung und -entwicklung

Um eine oder alle drei Säulen umzusetzen braucht es Innovation. Innovation ist ein durchaus sehr inflationär genutzter Begriff. Er wird abgeleitet aus dem lateinischen „Innovare“ was erst einmal nur Erneuerung heißt. Innovation steht für neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung. In unserer sich immer schneller ändernden Welt mit Produkten und Unternehmen, die immer vergleichbarer werden, kommen Innovationen für die nachhaltige Erfolgs- und Existenzsicherung eine immer größere Bedeutung zu.

Doch welche Erfolgszutat braucht es?

Speziell, damit Mitarbeiter als Einzelpersonen oder ein ganzes Unternehmen innovativer werden?

Stellen Sie sich folgende Übung vor: Welche Worte fallen Ihnen ein, wenn Sie das Wort Stuhl lesen? Die häufigsten Wörter sind Esszimmer, sitzen oder Möbel. Weniger Personen kommen auf Begriffe wie Rollstuhl oder denken an die Yoga Pose Utkatasana – der Stuhl oder an Seiza – der traditionelle japanische Fersensitz.

Menschen bauen im Kopf Assoziationsketten auf. Assoziationsketten sind effizient. Sie versetzen uns in die Lage, rasch von der Analyse zur Aktion zu kommen. Doch gleichzeitig hemmen sie auch unsere Fähigkeit, breit zu denken. Wir stellen Annahmen nicht bereitwillig infrage. Wir handeln instinktiv durch alte Schlussfolgerungen und errichten Barrieren gegen alternative Möglichkeiten.

Im Gegensatz dazu neigen kreative Geister zu ungewöhnlichen Assoziationen, weil sie so genanntes divergentes Denken betreiben. Ein Mensch, mit hohen assoziativen Barrieren hingegen wird rasch zu den Schlussfolgerungen kommen, wenn er oder sie mit einem Problem konfrontiert wird, denn sein Denken ist stärker fokussiert. Er oder sie erinnert sich daran, wie man ein Problem in der Vergangenheit gelöst hat oder wie es von anderen in ähnliche Situation gelöst wurde.

Was ist die Folge? Wie wenden die immer gleichen Muster an. Keine Innovation entsteht. Keine Innovation, die wir wiederum brauchen, um neue Ideen, Veränderungen oder ganze Geschäftsmodelle in Unternehmen zu bringen. (siehe: Brainstorming)

Wie kann man Innovations-Barrieren zu Fall bringen?

Das Abbauen unserer assoziativen Barrieren kann eine Herausforderung sein. Die aber nicht unmöglich ist, wenn Sie die folgenden Tipps befolgen:

1. Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen haben

Es ist bewiesen, dass Menschen, die in oder mit unterschiedlichen Kulturen leben und arbeiten assoziative Barrieren leichter abbauen (oder diese gar von vornherein verhindern werden). Einfach gesagt erweitern wir unseren Horizont. In Restaurantküchen beispielsweise arbeitet oft ein wildes Potpourri aus Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen. Auf einem Teller zusammengebracht, sind durch die Globalisierung spannende Arten der Fusionsküche entstanden, die uns die Tore zur Welt weit aufreißen und einen neuen Genuss ermöglichen.

2. Tätigkeiten diversifizieren

Für Kreativität und neue Ideen ist es sehr nützlich in unterschiedlichen Jobs oder Projekten zu arbeiten. Dies ist eine effektive Möglichkeit, einzigartige Erkenntnisse zu generieren und verschiedene Fachgebiete miteinander zu verknüpfen. Doch leider arbeiten viele Unternehmen nicht auf diese Weise, was die Diversifizierung von Beschäftigungen erschwert. Oftmals wird der Wechsel zwischen Abteilungen zu wenig gefördert oder ist gar unerwünscht. Mein Tipp, wie Tätigkeiten alternativ diversifiziert werden können: Suchen Sie sich Hobbys, die nichts mit dem Beruf haben, lesen Sie Bücher über Themen, von denen Sie keine Ahnung haben und probieren wie kontinuierlich neue Dinge aus, um vielfältige Erfahrungen zu machen.

3. Unterschiedliche Perspektiven ausprobieren

Wir können in jeder Situation selbst entscheiden, wie wir sie betrachten. Wenn wir stets dieselbe Perspektive einnehmen, werden wir uns tendenziell immer dieselben Dinge auffallen. Leonardo Da Vinci soll bereits gesagt haben, dass man etwas aus mindestens drei verschiedenen Perspektiven betrachtet haben muss, um es vollständig zu verstehen. Hilfreich sind dabei auch Ortswechsel oder Design Thinking / Brainstorming Methoden, um ein Problem oder ganze Prozesse aus der Sicht eines Kunden zu denken.

4. Mit unterschiedlichen Gruppen von Menschen arbeiten

Menschen werden von anderen Menschen angezogen, die Ihnen ähnlich sind. Damit können wir harmonischer zusammenarbeiten, doch Innovationen fördert es nicht. Selbst zum Knacken des Verschlüsselungssystems Enigma brauchte es ein heterogenes Team aus Mathematikern, Naturwissenschaftlern, Altphilologen, Schachgroßmeister und Kreuzworträtsel Experten. Es kann sich also lohnen, Menschen einzustellen, die einem unsympathisch sind oder bei denen man gar ein schlechtes Baugefühl hat. Folgen Sie über Social Media den gleichen Personengruppen oder bewusst Menschen, die konträre Meinungen und Perspektiven einnehmen?

Wie lautet also der Erfolgsfaktor für Innovation? – Diversität!

Vielfalt treibt Innovationen voran. Gleichzeitig können Unternehmen mit einer höheren Diversität Produktivität, Gewinne aber eben auch Mitarbeitermotivation verbessern. In einer Studie von McKinsey heißt es, dass Unternehmen mit der größten ethnischen Vielfalt haben eine um 33 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittliche Gewinne zu machen als die mit der geringsten ethnischen Vielfalt. Und die Studie sagt auch, dass eine große ethnische und kulturelle Diversität auf Vorstandsebene die Erfolgswahrscheinlichkeit sogar um 43 Prozent erhöht.

Was ist also die eine Sache, die Sie diese Woche tun werden, um Ihre assoziativen Barrieren abzubauen? Und was können wir in Unternehmen tun, um Innovation durch Vielfalt voranzutreiben?

As the "Head of Data Strategy & Data Culture" at O2 Telefónica, Britta champions data-driven business transformation. She is also the founder of "dy.no," a platform dedicated to empowering change-makers in the corporate and business sectors. Before her current role, Britta established an Artificial Intelligence department at IBM, where she spearheaded the implementation of AI programs for various corporations. She is the author of "The Disruption DNA" (2021), a book that motivates individuals to take an active role in digital transformation.

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