Was ist Ko-Kreation und warum sollten Sie darüber nachdenken?

Wieso Ko-Kreation die Unternehmen der Zukunft unterstützt und man über den Innovationsprozess nachdenken sollte

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über das Konzept der Ko-Kreation als eine Form der Zusammenarbeit und gemeinsamen Schöpfung. Es zeigt auf, wie Ko-Kreation Unternehmen dabei unterstützt, innovative Lösungen zu entwickeln und sich den Herausforderungen des sich wandelnden Marktes anzupassen. Führung spielt eine entscheidende Rolle, um den Innovationsprozess zu lenken und Ideen voranzubringen.

Was ist Ko-Kreation? Eine Definition

Ko-Kreation ist “Das gemeinsame Entwickeln in einer Gruppe und innerhalb einer Struktur”.
Ko-Kreation ist ein Prozess.
Ko-Kreation hat zum Ziel, ein (gemeinsames) Problem oder eine Aufgabe zu lösen.

Der Begriff „Ko-Kreation“ setzt sich aus den Wörtern „Kooperation“ und „Kreation“ zusammen. Dabei steht „Kooperation“ für die Zusammenarbeit und das gemeinsame Handeln verschiedener Parteien, während „Kreation“ die Schaffung von Neuem oder die Generierung neuer Ideen bedeutet.

Ko-Kreation ist also ein Konzept, das auf der Idee der Zusammenarbeit und gemeinsamen Schöpfung beruht. Es bezieht sich auf den Prozess, in dem verschiedene Akteure, sei es innerhalb eines Unternehmens oder zwischen Unternehmen und externen Partnern, ihre individuellen Ideen, Erfahrungen und Ressourcen kombinieren, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln oder Produkte zu gestalten.

Welches sind bekannte Beispiele erfolgreicher Ko-Kreation?

Die Erfolge japanischer Keiretsu-Unternehmen in den 1980er Jahren lenkten die Aufmerksamkeit der Manager auf Netzwerke. Angesichts der zunehmenden Komplexität von Kundenanforderungen und Marktveränderungen galt das flexible Produzieren in Netzwerken als vielversprechende Lösung. Der Begriff „Keiretsu“ (jap. 系列) bedeutet wörtlich „Reihe“ oder „Linie“ und beschreibt eine Form des Wirtschaftens, bei der Unternehmen als „Interpreneure“ oder „Netzwerkunternehmer“ agieren. Durch die Vernetzung mit anderen streben sie gemeinsame Vorteile und Gewinnchancen an.

Erst mit der weiten Verbreitung des Internets wurde es verstärkt möglich, Prozesse über Organisationen hinweg zu vernetzen und gleichzeitig für Kunden und andere Gruppen zu öffnen. Dies führte zu einem neuen Verständnis von Innovation, das sowohl soziale als auch technische Neuerungen einschließt.
Besonders deutlich zeigte sich dies in den vielen Praktiken der Brand Communities:

Gemeinschaften bildeten sich um bestimmte Marken und trugen zur Schaffung oder Erweiterung des Markenwerts bei – oft mit direkten Auswirkungen auf die Produkt- und Markengestaltung selbst.

Zum Beispiel die Marke Starbucks, die mit ihrem “white cup contest” Tassen gestalten lässt. Oder IKEA lässt Kinder Stofftiere zeichnen, die dann produziert und verkauft werden. Diese Form der Kundeneinbindung unterstützt Projekte von Save-the-Children und UNICEF durch Spenden aus den Erlösen.

Was sind Ziele und erwartbare Ergebnisse eines Ko-Kreation-Prozesses?

Ko-Kreation kann in verschiedenen Bereichen angewendet werden, darunter Produktentwicklung, Marketing, Unternehmensstrategie, Organisationsentwicklung und Kundenbeziehungsmanagement.

Es geht darum, die Grenzen zwischen Unternehmen, Kunden und Partnern zu durchbrechen und ein Ökosystem der Zusammenarbeit zu schaffen, in dem alle Beteiligten aktiv an der Ideenfindung und Gestaltung von Lösungen beteiligt sind.

  • Innovationsförderung: Ko-Kreation ermöglicht den Zugang zu einer breiteren Palette von Ideen, Ansätzen und Lösungsmöglichkeiten. Dadurch können innovative Produkte und Dienstleistungen entstehen, die den Bedürfnissen der Kunden besser gerecht werden und sich von der Konkurrenz abheben.
  • Kundenorientierung: Die Einbindung von Kunden oder Endnutzern in den Ko-Kreativitätsprozess stellt sicher, dass Produkte und Dienstleistungen auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse und Wünsche ausgerichtet sind. Dies führt zu höherer Kundenzufriedenheit und stärkerer Kundenbindung.
  • Effizienzsteigerung: Durch Ko-Kreation können Unternehmen und Organisationen auf die Ressourcen, das Wissen und die Erfahrung externer Partner zugreifen. Dies ermöglicht eine effizientere Produktentwicklung und Lösungsfindung.
  • Wissenstransfer: Ko-Kreation fördert den Austausch von Wissen und Know-how zwischen den beteiligten Parteien. Dadurch können Best Practices geteilt, Lernprozesse angeregt und die Kompetenzen aller Beteiligten erweitert werden.
  • Stakeholder-Einbindung: Ko-Kreation ermöglicht es Unternehmen, ihre Kunden, Mitarbeiter, Partner und andere Interessengruppen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Dies stärkt das Vertrauen und die Bindung zu den Stakeholdern..
  • Gemeinsame Wertschöpfung: Durch die Zusammenarbeit und Ko-Kreation können alle Beteiligten von den entstandenen Ergebnissen profitieren. Es entsteht eine „Win-Win“-Situation, in der jeder Partner Mehrwert aus der Zusammenarbeit zieht.
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: In einer sich ständig verändernden Geschäftswelt ermöglicht Ko-Kreation Unternehmen, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.

Klingt vielversprechend, oder? Ein Prozess, welcher der Komplexitätsreduktion dient und gleichzeitig Ideen fördert? – Wenn es so einfach wäre.

Denkfehler, Hürden und Prinzipien:

Kaum ein Unternehmen kann es sich erlauben, nicht zu innovieren.
Ko-Kreation ist ein Prozess, der Ideen hervorbringt und Innovationen fördert.

Dabei ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Innovation zielgerichtet hergestellt werden kann, denn Innovation ist eng mit Kreativität verbunden. Neue Ideen, Konzepte oder Lösungen entstehen oft durch kreative Denkprozesse, die nicht immer vorhersehbar oder steuerbar sind. Kreativität kann nicht einfach durch Befehl oder Vorgabe erzwungen werden.

Wenn man Kreativität erzeugen will, kann man sich fragen, welches die systemischen Rahmenbedingungen sind, in denen Kreativität und Ko-Kreation gefördert werden.

Es macht auf Dauer wenig Sinn, Kreativität und Ko-Kreation nur punktuell (z.B. in Workshops oder Brainstormings) zu fördern.
Entscheidend ist, einen Raum der Möglichkeiten dauerhaft zu etablieren. Denn niemand ist auf Knopfdruck kreativ.

Die dauerhafte Förderung von Ko-Kreation erfordert eine bewusste und aktive Herangehensweise, um ein kollaboratives Umfeld zu schaffen, das die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren ermöglicht.

Förderung von Kollaboration innerhalb der eigenen Unternehmenskultur anhand von Prinzipien:

Ko-Kreation basiert auf den Prinzipien der Offenheit, Zusammenarbeit und Einbeziehung der Kundenperspektive, um eine gemeinsame Wertschöpfung zu erreichen. Es ist eine agile und kundenorientierte Methode, die Unternehmen dabei unterstützt, sich den Herausforderungen des sich wandelnden Marktes anzupassen und erfolgreich zu sein.

  • Offene Kommunikation: Schaffen Sie eine offene Kommunikationskultur, in der Ideen und Vorschläge aus allen Ebenen und Bereichen des Unternehmens willkommen sind. Ermutigen Sie Mitarbeiter, Kunden und Partner, ihre Perspektiven und Einsichten einzubringen.
  • Ideen brauchen Führung: Wissen ihre Mitarbeiter, wohin mit ihrer Idee? Wird diese Willkommen geheißen? Und: Trennen Sie nie die Idee vom Ideengeber. Eine Idee ist an eine Vision gekoppelt, und die Vision an die Ausgestaltung. Eine Idee ist am Anfang so unausgegoren, dass sie gar nicht beschrieben werden kann. Wenn der Ideengeber also seine Idee abgeben soll, wird er nicht in der Lage sein, eine Bauanleitung mitzuliefern.
  • Kooperationsbereitschaft fördern: Schaffen Sie diverse und cross-funktionale Teams. Dadurch werden unterschiedliche Sichtweisen und Kompetenzen kombiniert, um innovative Lösungen zu entwickeln.
  • Kunden- und Nutzerbeteiligung: Beziehen Sie Kunden, Endnutzer und andere Stakeholder aktiv in den Innovationsprozess ein. Sammeln Sie Feedback, hören Sie auf ihre Bedürfnisse und lassen Sie sie an der Produktentwicklung teilhaben.
  • Technologien nutzen: Setzen Sie Technologie und digitale Plattformen ein, um die Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen zu erleichtern. Virtuelle Ko-Kreationstools und Plattformen können den Prozess optimieren und erleichtern.
  • Fehlerkultur fördern: Seien Sie offen für Fehler und Lernprozesse. Eine positive Fehlerkultur ermöglicht es, aus Misserfolgen zu lernen und den Innovationsprozess zu verbessern.
  • Partnerschaften eingehen: Suchen Sie nach strategischen Partnern, die Ihre Innovationsziele unterstützen und ergänzende Kompetenzen einbringen können. Externe Partnerschaften erweitern den Pool an Ideen und Lösungen.
  • Erfolge feiern: Anerkennen und feiern Sie erfolgreiche Ko-Kreationsergebnisse. Dies motiviert alle Beteiligten, weiterhin innovative Ideen zu entwickeln und zur Zusammenarbeit beizutragen.

Zwischen Wildheit und Kontrolle: Ko-Kreation als Schutzraum

Natürlich ist es großartig, wenn es gelingt, Ko-Kreation zu institutionalisieren. Aber auch einzelne Workshops können kurzfristig einen wichtigen Beitrag leisten: nämlich einen Schutzraum für Ideen und Kreativität.

Es darf wild werden, es darf gesponnen werden, es darf geraten und gebrainstormt werden. Eine Idee entsteht natürlich nicht am Ende einer Technik, einer Methode oder eines Prozesses. Es ist ein Fehler Prozessen und Techniken eine Kraft zuzusprechen, die sie nicht haben.

Prozesse und Techniken sind aber ein wichtiger Schutzraum, in dem Menschen sich trauen, eine Idee auszusprechen. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass dort keine Ideen entstehen.

Und doch haben Prozess und Techniken eine weitere wichtige Funktion: Kommunikation.
Denn erst, wenn eine Idee in einem System, in einer Gruppe auf Resonanz stößt, wird sie zum Leben erweckt und weiterverfolgt.

Nun beginnt die Kontrolle: eine Idee braucht Führung.

Es ist offensichtlich, dass die meisten Unternehmen nicht an mangelnder Kreativität scheitern, sondern daran, dass sie es nicht schaffen, die vielen Stimmen zu kontrollieren, die gute Ideen zerstören, bevor sie überhaupt eine Chance haben, umgesetzt zu werden.
Ohne geeignete Führung scheitert jeder Erneuerungsprozess.

Denn Innovationen oder innovatives Verhalten rufen Irritationen innerhalb der Organisation hervor. Eine Irritation ist ein Verhalten ausserhalb der Norm, ausserhalb gewohnter Bahnen. Es entsteht also ein Widerspruch, denn Organisationen beruhen auf Stabilität, das ist ihre Aufgabe.

Nun muss also Führung her.

Zunächst einmal sollte das Management die Prozessumschiffung, die durch die Irritation entsteht, dulden.

Ist die Organisation bereits weitgehend selbstorganisiert, so entsteht quasi automatisch ein kluger Umgang mit der “Irritation”. Es wird ja eh bereits viel auf kurzen Dienstwegen geregelt.

Für das Ausbrüten der Ideen gibt es nun mehrere Möglichkeiten:

  • “On the go“: diese „Prozessumschiffung“ sollte nicht nur geduldet, sondern auch lobend legitimiert werden, wenn sie sich als effektiv erweist. Die Frage lautet: „Wie habt ihr das gemacht?“
  • Arbeit mit Startups: Das kann funktionieren, aber auch das muss gemanaged werden. So oder so wird es zu einem “Führungsschmerz” kommen und die Anschlußfähigkeit an die Linie ist fragwürdig.
  • Schutzraum innerhalb der eigenen Organisation: Veränderungen gleich welcher Art sind ein Fremdkörper für jedes System und brauchen einen Nestschutz, um sich gegen die zur Immunabwehr greifende Umgebung abzugrenzen.

Arbeitszusammenhänge sind heute vielseitiger, kurzfristiger und funktionaler denn je. Die Linientätigkeit steht neben langfristig geplanten Projekten und kurzen intensiven (Projekt-)Sprints. Häufig sind Projekte über mehrere Abteilungen, Ebenen und Standorte hinweg angelegt, es gilt Präsenz, remote und hybrid zu vereinen und oft fehlen klare Hierarchien dabei. Mitarbeiter:innen besetzen unterschiedliche Funktionen und haben Arbeitsaufträge, die sie gemeinsam mit anderen voranbringen müssen. Manche sprechen nun von Agilität, andere betonen die zunehmende Bedeutung von Selbstorganisation in solchen Situationen.

Dabei braucht es die Fähigkeit Kooperation effizient zu organisieren und Dinge auch dort voranzubringen, wo man Lösungen eben nicht anweisen kann.

Mit anderen Worten: es geht um die Gestaltung von lateraler Führungarbeit, führungsübergreifender Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und ihren Teams abseits der 1:1 Führungsinstrumente wie Performance Managementsysteme, Feedback-Systeme, Onboarding, Mitarbeitergespräche, Kritikgespräche, Entwicklungsgespräche, Krankenrückkehrgespräche

In einer Welt, die von ständigem Wandel geprägt ist, erweist sich Ko-Kreation als essentieller Ansatz für Unternehmen, um innovative Lösungen zu entwickeln, Kundenbedürfnisse zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Indem Unternehmen eine Kultur der Offenheit, Zusammenarbeit und Fehlerakzeptanz fördern, können sie den Kreativprozess beflügeln und den Erfolg ihrer Ko-Kreation-Initiativen maximieren.

Angelika Ballosch ist Marketing-, und systemische Organisationsberaterin. Ihre Expertise erstreckt sich von der Entwicklung strategischer Marketing- und Kampagnenkonzepte bis hin zum kollaborativen Aufbau von Organisationsstrukturen, dem Abbau von Silos, der Gestaltung eines optimalen Funnels, Veränderungsinitiativen und der Umsetzung von Marketingmaßnahmen. Mit einer systemtheoretischen Herangehensweise werden Werte und Strukturen in der Kultur identifiziert und Symptome von echten Problemen unterschieden, um die Herausforderungen in der Wertschöpfung anzugehen.”

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