Remote Work – Online Teamentwicklung on-the-job und darüber hinaus

Das Remote-Team – Zusammenarbeit neu denken - Teamentwicklung online

Virtuelle Teams gibt es schon lange. Online Teamentwicklung auch. Allerdings rückt dieses Thema aktuell in den Fokus vieler Unternehmen. Bis Ende 2020 dachten viele noch man kann die Zeit überbrücken, bis alles wieder analog stattfinden kann. Das dauert wohl noch etwas. Und nun kommen bei bisherigen Skeptikern die virtuellen Formate doch näher. Denn Aussitzen geht so manches nicht mehr. Teamentwicklung ist einer der größten Wirkhebel für Performance im Team. Und Online ist nicht der Notnagel. Online Teamentwicklung bring eigene Vorteile mit sich.

Wer kennt es nicht: Das Phasenmodell von Bruce Tuckman. Seit 1965 ist es eines der meistzitierten Modelle, wenn es um die Leistung von Teams geht. Häufig wird es als Gradmesser verwendet, um zu zu bestimmen an welchem Punkt des Teamentwicklungsprozesses das Team steht.

Das Phasenmodell der Teamentwicklung

Das Phasenmodell zeigt uns, wo unser Team einzuordnen ist und was es aktuell an (Online) Teamentwicklung braucht

Phasenmodell der Teamentwicklung
Phasenmodell der Teamentwicklung nach Tuckman – Quelle: Eigene Darstellung

In der Forming-Phase sind die Menschen oft noch reserviert. Man kennt sich noch nicht. Beschnuppern ist angesagt. Die Ziele sind noch nicht klar, hier geht es darum das Kennenlernen zu fördern, gemeinsame Ziele  zu definieren, Erwartungen und Befürchtungen auf den Tisch zu bringen. Am besten mit einem Kick-Off. Orientierung ist das Schlüsselwort.

In der Storming-Phase, die so ein bisschen der Pubertät des Teams entspricht, kommen sich die Teammitglieder näher – sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne. Mit wem kann ich? Mit wem nicht? Das sind klassische Fragen, die auftauchen. Die erste Euphorie ist verpufft. Mit Mut und Fingerspitzengefühl ist die Führung gefragt. Kritische Themen sind wichtig anzusprechen. Jedes Team, das offen über Konfliktpotenzial sprechen und Situationen sprechen kann ist auf einem guten Weg ein High-Performance-Team zu werden. Der Fokus der (Online) Teamentwicklung liegt darauf alle (!) einzubeziehen. Das ist online sicher eine Herausforderung. Empfehlung: KAMERA AN! Die Teammitglieder sollten zu der Entscheidung kommen, dass sie Lust haben Teil dieses Teams zu sein.

In der Norming-Phase entstehen Spielregeln, die Teamwerte werden herausgebildet. Die Kommunikation geht mehr in die Sachorientierung und bezieht sich auf Aufgaben und Zielerreichung. Lösungsorientierung macht sich breit und es läuft schon ein bisschen runder. Aber nicht locker lassen! Es ist wichtig die vereinbarten Regeln einzuhalten und einzufordern. Vernetzung ist im Remote-Team ein wichtiger Punkt. Zusammenarbeit fördern, horizontalen Austausch anregen. Soziale Kontakte einfordern, z. B. über die virtuelle Kaffeepause oder den „privaten“ Teamchat. Vorsicht Stolperfalle: So ein Chat darf nicht zur Zeitfalle werden und ist am besten moderiert. Der (Online) Teamentwicklung ist es zuträglich, wenn z. B. die Frage des Tages diskutiert wird.

Geschafft! Das Team ist in der Performing-Phase angelangt. Jetzt ist es richtig leistungsfähig und arbeitet Hand in Hand – auch über die physische Distanz hinweg. Die Zusammenarbeit ist geprägt von Vertrauen, Wertschätzung und gegenseitigem Respekt.  Das Team ist ausbalanciert. Jetzt gilt der Spruch 1 + 1 = 3. Doch sollte sich der virtual Leader nicht in Sicherheit wiegen und weiter in das Team investieren. Gerne wird hier mit Emotionen gearbeitet. Online zum Beispiel mit dem Fünf-Wörter-Schnappschuss: Jeder denkt über seinen aktuellen Gefühlszustand nach und beschreibt im (Online) Team-Meeting seinen aktuellen Status.

Jede Phase hat ihre Eigenheiten

Daran orientieren sich die eingesetzten Methoden. Ziel ist es das Zusammenspiel der Teammitglieder zu verbessern, um eine hohe Performance zu erreichen. Klar ist, je besser sich die Teammitglieder kennen und schätzen gelernt haben, desto besser ist ihr Ergebnis.  (Online) Teamentwicklung verfolgt dabei mehrere Ziele:

  • Perspektivenwechsel schafft Verständnis einzelne Standpunkte
  • Das Kennen und gezielte Einsetzen von Kompetenzen optimiert die Teamleistung
  • Ein gutes Verständnis füreinander und verbesserte Kommunikation reduziert Stressfaktoren für alle
  • Das Durchbrechen von Mustern fördert eine höhere Selbstreflexion einzelner und des gesamten Teams
  • Kontinuierliches und konstruktives Feedback erhöht die Kritik- und Leistungsfähigkeit
  • Gemeinsame Ziele, Transparenz und eine gemeinsame Sprache verbinden
  • Wir erreichen die gesteckten Ziele auch und schaffen gesteigerte Wertschöpfung für das Unternehmen

(Online) Teamentwicklung ist kein geradliniger Prozess

Jeder kleine Veränderung kann das Gefüge ins Wanken bringen und das Team aus dem Takt werfen. Das können personelle Ab- oder Zugänge sein, Einflüsse aus den Unternehmensprozessen oder auch eine weltweite Pandemie – vor allem für Teams, die bisher an einem Standort zusammengearbeitet haben. Viele Menschen fanden sich von heute auf morgen im HomeOffice wieder. Während die einen es genossen endlich ungestört arbeiten zu können, fehlte anderen der Austausch und die Motivation durch die Gemeinschaft. Hier sind Führungskräfte gefragt, die Teamentwicklung als eine ihrer Kernaufgaben ansehen und das Team täglich – also on the job – unterstützen, fördern und fordern. Ein virtuelles Team können wir uns wie ein Atom vorstellen. Es gibt einen energetischen Kern und viele Teilchen, die in um ihn kreisen. Sie werden von der Gravitationskraft auf ihrer Umlaufbahn gehalten.  Die entsteht durch das gemeinsame Ziel – das ist der Kern. Das Ziel, das alle verstanden haben, das alle gerne erreichen wollen, das alle motiviert.

Wie kann dieses fragile Gefüge im Gleichgewicht gehalten werden?

Generell sind organisatorische Themen zu besprechen:

  1. Gemeinsame Leitlinien entwickeln: Ein Remote-Team braucht Routinen, klare Strukturen, definierte Kommunikationswege, Vereinbarungen zu Do’s und Dont’s
  2. Transparenz schaffen: Aufgaben, Prioritäten, Auslastung
  3. Verbindliche Meetingstrukturen: Durchdachte Live-Zeitplanung statt wahlloser Aneinanderreihung von kalenderfüllenden Terminen, reine Informationsvermittlung asynchron organisieren

Die Menschen im Team wahrnehmen

Darüber hinaus ist es wichtig, die Menschen des Teams sicht- und greifbar zu machen. Und das jeden Tag und kontinuierlich. Letztens habe ich eine gute Aussage dazu gelesen: „Wenn wir zusammen lachen können, dann können wir auch zusammen arbeiten.“ Das trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn wir uns gut verstehen, dann helfen wir einander aus, dann verstehen wir uns als Teil des ganzen. Im HomeOffice besteht die Gefahr, die Identität zu verlieren, wenn jeder vor sich hin arbeitet. Was wir vielleicht bisher belächelt haben, bekommt jetzt eine neue Bedeutung. Nicht umsonst verteilen viele amerikanische Arbeitgeber Caps, Shirts, Buttons, etc. Das sind Symbole, die uns verbinden. Die sagen „Hey – ich bin Teil dieses Teams!“. Dieses Feeling ist es, das Remote-Teams erfolgreich macht. Das sind die wichtigsten Aufgaben des virtual Leaders:

Die wichtigsten Aufgaben des virtual Leaders
Die wichtigsten Aufgaben des virtual Leaders – Quelle: Eigene Darstellung

(Online) Teamentwicklung ist Aufgabe der Führungskraft

Hier ein paar Ideen für die virtuelle on the job Teamentwicklung:

  • Generell jedes Meeting mit einem Warm-up beginnen. Ziel ist es erst einmal anzukommen und die Menschen hinter der Kamera wahrzunehmen. (Passender Artikel dazu: 5 neue Wege um Menschen zu Treffen und Verbindungen zu schaffen)
  • Die anderen besser kennenlernen durch eine gemeinsame Team(land)karte, die jedes Mal mit einer neuen Fragen angereichert und weiterentwickelt werden kann: Eine Landkarte wird zur Verfügung gestellt. Jedes Teammitglied bekommt eine eigene Farbe. Typische Fragen: Wo lebe ich, Wo bin ich geboren, Welcher Ort hat eine besondere Bedeutung für mich, Dort würde ich gerne leben, Hier war ich schon häufig, Hier habe ich meinen ersten Beruf ausgeübt, usw. Technisch einfach umzusetzen auf einem Whiteboard, oder mit interaktiven Karten wie z. B. padlet sie bereithält.
  • 3#: Eine sehr einfache und beliebte Übung bei der jeder 3 Begriffe zu einem bestimmten Thema im Chat oder auf einem Whiteboard notiert. Zum Beispiel: Mit welchen 3 Eigenschaften beschreibt mit mein bester Freund? Welche 3 Emotionen bewegen mich gerade? 3 Begebenheiten, die mich letzte Woche erfreut haben, usw.
  •  Social Meetings einplanen. Bewusst den „privaten“ Austausch der Mitarbeiter*innen fördern. Zeigen, dass es erlaubt und gewollt ist, dass man sich austauscht. Die besten Lösungen werden in der Regel beim Mittagessen oder an der Kaffeemaschine gefunden. Das fehlt. Der informelle Austausch. Da keine zufälligen Begegnungen stattfinden, fördern erfolgreiche Remote Führungskräfte diese.
  • Feedbackmethoden, Reflexionsübungen und Retrospektiven mit dem Team nutzen. Jedes Meeting sollte reflektiert werden, um die Zusammenarbeit zu optimieren. Meetings sollten mehrwertstiftend sein. Darüber zu sprechen, ob das so war ist erwünscht!

Manchmal darf es auch mehr sein – Investition in (Online) Teamentwicklung lohnt

Darüber hinaus macht es Sinn, sich für die Online Teamentwicklung auch neutrale Unterstützung durch einen Berater oder Teamcoach zu holen. Regelmäßiger Invest ins Team zahlt sich aus. Hier kann dann noch tiefer eingestiegen werden. Ideale Methoden, die sich auch online wunderbar umsetzen lassen sind zum Beispiel der Team Canvas, der uns anleitet über Werte, Ziele, Visionen, Erwartungen und vieles mehr zu sprechen und das schriftlich festzuhalten. Auch Stärken sind ein guter Ansatzpunkt in der Teamentwicklung – analog wie online. Sogar haptische Methoden, wie zum Beispiel die Nutzung von LEGO®SeriousPlay® sind online möglich.

Ausschnitte aus LEGO®SeriousPlay® online Workshop
Ausschnitte aus LEGO®SeriousPlay® online Workshop – Quelle: Eigene Aufnahmen

Wichtig ist die Erfahrung des Beraters mit der Gestaltung von Online Teamentwicklung. (Fast) jede Methode lässt sich online gewinnbringend einsetzen. Wenn es moderativ gut gemacht wird, ist das Erleben im virtuellen Raum dem im analogen sehr ähnlich.

Fazit: Teamentwicklung lohnt sich – egal ob analog, digital oder gemischt. Die Ergänzung mit Online Bausteinen bringt darüber hinaus den Vorteil eine Teamentwicklungs-Journey aufzubauen. Weg vom stand alone Workshop hin zu einem echten Entwicklungsprozess.

Wenn Menschen gemeinsam auf einem Trampolin springen, können sie sich gegenseitig beschleunigen oder ausbremsen. Das ist in Teams und Organisationen genauso. Als Trainerin, Coach, Team- und Kulturentwicklerin begleitet Sandra Dundler die Menschen digital und analog dabei, die Herausforderungen der Transformation zu meistern. Sie war selbst lange Jahre Mitarbeiterin in einem Konzern auf unterschiedlichen Führungsebenen.

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