Online-Coaching – Modeerscheinung oder Zukunftstrend?

Online-Coaching: Die optimale Ergänzung - kein mäßiger Ersatz

Die Wirksamkeit von Coaching ist längst erwiesen. Online-Coaching jedoch beäugen viele kritisch. Dabei ist die Arbeit eines guten Coaches gleichwertig. Egal ob analog oder digital. Das Medium ist lediglich die Brücke zwischen den beteiligten Personen und entscheidend ist, wer über diese Brücke geht. Nicht ob diese aus Holz oder Metall gebaut ist. Virtuelles Coaching ist wirkungsvoll und bietet Mehrwert.

Die vierte industrielle Revolution stellt unsere Arbeitswelt buchstäblich auf den Kopf. In den Unternehmen müssen sich Arbeits- und Lernkulturen wandeln, um die digitale Transformation zu meistern. Organisationen stehen hier vor großen Herausforderungen. Dabei geht es nicht nur um Technologien, sondern vor allem um die Menschen. Die Anforderungen an Führungskräfte steigen exponentiell. Sie sollen Innovationen fördern und agil arbeiten, Ziele und Stabilität vermitteln, unterschiedlichste Wertvorstellungen der Generationen zusammenbringen, Komplexität managen, Effizienzen heben, den Kunden in den Mittelpunkt des Handelns stellen und nebenbei ihre Mitarbeiter entwickeln und fördern. Die Liste ist nicht abschließend.

Für all diese Fragen gibt es nicht die eine Antwort. Genau das macht diese Transformation für Führungskräfte schwierig.

Digitalisierung ist ein Megatrend, der unser Arbeitsleben prägt. Und das nicht erst seit der Krise. Auch danach wird uns dieser weiterhin starkt beeinflussen. Sowohl Coaches als auch Klienten ist das vermutlich klar. Dennoch scheuen viele noch davor zurück.

Wobei die aktuellen Herausforderungen der Pandemie einiges beschleunigt haben – jetzt sind viel mehr Online-Formate möglich, als das im Januar diesen Jahres noch denkbar gewesen wäre. Und gerade jetzt ist Coaching vielleicht ein eine hilfreiche Unterstützung bei den Führungsfragen im Alltag.

Vorurteile ausräumen

Gerade um das Thema Online-Coaching ranken sich Vorurteile und Vorbehalte. Häufig erreichen mich Aussagen und Fragen ob es möglich ist in der Distanz Nähe zu schaffen. Dazu ein ganz eindeutiges „JA“. Dazu ist auch nicht unbedingt eine Kamera erforderlich. Bereits in der Geschichte der Psychologie hat sich gezeigt, dass Fernbegleitung funktioniert. Schon zu Kriegszeiten gab es die Telefonseelsorge und andere Hilfshotlines funktionieren bis heute. Manchmal hilft die gefühlte Anonymität sogar um mehr Offenheit zu schaffen. Und Distanz hat nicht zwangsläufig mit räumlicher Entfernung zu tun.

Was ist Online-Coaching?

Unter dem Begriff „virtuelles Coaching“ kann man alle Coaching-Formate zusammenfassen, die nicht „face-to-face“, also von Angesicht zu Angesicht stattfinden. Es gibt keine einheitliche Bezeichnung. Einige Beispiele sind eCoaching, Online-Coaching, Telefoncoaching, Internet-Coaching, Blended Coaching, mobiles Coaching usw.

Zusätzlich gibt es noch die Unterscheidung zwischen synchronem (Coach und Coachee sind gleichzeitig im Austausch) und asynchronem Coaching (der Coachee greift völlig zeitunabhängig auf vorbereitete Materialien zu und bearbeitet sie wann er möchte).

Welche Formate gibt es?

Hier ein paar Beispiele – wichtig ist, dass oft eine Kombination (gerne auch mit analog) sinnvoll sein kann:

  • Selbstcoaching: Ein Selbststudium mit Input in Form von E-Books, E-Dokumenten, Filmen, Reflexionsaufgaben,… Es gibt keinen direkten Kontakt zum Coach
  • E-Mail-Coaching: Die Kommunikation erfolgt asynchron im Wechsel,ausschließlich schriftlich
  • Telefon-Coaching: Telefonieren kann jeder, es gibt keine Einstiegshürden
  • Video-Chat-Coaching: Tools wie Microsoft Teams, Skype for Business, Zoom, etc. sind auf dem Vormarsch und bieten stabile Videoverbindungen und die Möglichkeit z. B. den Bildschirm zu teilen
  • Coaching im virtuellen Classroom: In einem Web-Raum kann gemeinsam an Dokumenten gearbeitet werden, es stehen unterschiedliche Kommunikationswege zur Verfügung. Auch für Gruppencoachings geeignet
  • Integrierte Coaching-Plattformen: Unterschiedlichste Hilfsmittel und vorbereitete Interventionen stehen zur Verfügung, die Coach und Coachee durch den Prozess begleiten und parallel mehr oder weniger automatisiert dokumentieren
  • Virtuelle 3D-Welten: Durch das räumliche Sehen und Bewegen werden mehr Interaktionen möglich, die ein sehr reales „Erlebnis“ schaffen. Teilweise ohne große Technikanforderungen wie 3D-Brillen.

Für welche Themen?

Für (fast) alle! Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten überbrücken fast alle Hürden. Deshalb sollte nicht generell ein Thema komplett als unmöglich ausgeschlossen werden. Der Erfolg von Online-Coaching hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, so dass prinzipiell alles denkbar ist.

Für wen eignet sich Online-Coaching?

Viel wichtiger ist hier die Frage: Welches Setting eignet sich für welche Person bzw. Situation? Jeder Mensch hat ja bekanntlich seine eigene Komfortzone. Alles dort ist bekannt und vertraut. Die Erfahrung mit Situationen und anderen Individuen haben maßgeblichen Einfluss auf die Größe der Komfortzone und die Größe der Hürde zum Neuland. Schließlich ist es innerhalb des eigenen Wohlfühlkreises auch sicher, berechenbar und gemütlich. Und genau diese Komfortzone entscheidet auch darüber, wie offen sich Menschen gegenüber dem Online-Coaching zeigen. Wobei auch hier die Pandemie wohl so einigen geholfen hat, über Hürden zu springen.

Gibt es nur entweder-oder?

NEIN! Je nach Situation und Thema bietet sich oft ein sowohl-als-auch an.

Worauf Sie bei der Nutzung von Online-Coaching achten sollten:

  1. Pragmatismus versus Technologie:
    – Ist ein prozesssteuerndes Online-Coaching- Tool erforderlich?
    – Genügt ein Videokonferenz- oder virtuelles Classroom-System?
  2. Akzeptanz versus Kosten:
    – Bedienerfreundlichkeit: Akzeptanz steigt mit Einfachheit
    – technische Voraussetzungen: Firewall-Einstellungen, Integration in Systemlandschaft, Datensicherheit
    – Kosten für Lizenzen, Hardware, Schulung
  3. Gewinnen Sie einige aufgeschlossene Führungskräfte oder Projektleiter als „Piloten“, die modernen Formaten aufgeschlossen gegenüberstehen, und deren Erfahrungen Sie im internen Marketing nutzen können.
  4. Finden Sie professionelle Coaches, die
    – Erfahrungen mit Online-Coachings nachweisen,
    – sich mit Werkzeugen/Varianten auskennen,- den Rahmen klären, und- Ihre Fragen umfassend beantworten.
    – Tipp: Achten Sie auf Zertifizierungen, Verbandszugehörigkeit, Bewertungen.
  5. Vereinbaren Sie, je nach Bedarf des Coachee, flexible Rahmenbedingungen, zum Beispiel:
    – Kontingent – abrufbar nach Bedarf
    – Fixe Termine und flexible Zeitfenster
    – Ad-hoc-Termine nach Absprache
    – Wechsel der Medien wenn erforderlich (z. B. Telefon/Online)

Fazit: Online-Coaching wirkt!

Coaching ist eine der nachweislich wirksamsten Personalentwicklungsmaßnahmen, da es auf die individuelle Situation eingeht und der Coach dabei unterstützt, die passende Lösung für das Problem oder neue Optionen zur Zielerreichung zu finden. Anders als ein Berater hält der Coach den Klienten dazu an, sich selbst zu reflektieren und sich dadurch weiterzuentwickeln. Die technischen Fortschritte bieten eine Vielzahl an Formaten an, die es beiden Parteien ermöglichen den Coachingprozess flexibler in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Der wichtigste Tipp: Ausprobieren was funktioniert!

Wenn Menschen gemeinsam auf einem Trampolin springen, können sie sich gegenseitig beschleunigen oder ausbremsen. Das ist in Teams und Organisationen genauso. Als Trainerin, Coach, Team- und Kulturentwicklerin begleitet Sandra Dundler die Menschen digital und analog dabei, die Herausforderungen der Transformation zu meistern. Sie war selbst lange Jahre Mitarbeiterin in einem Konzern auf unterschiedlichen Führungsebenen.

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