Professional Bachelor und Professional Master – Es wird höchste Zeit für die Schweiz!

Diplome für Berufstätige sind längst überfällig und die Schweiz bekommt jetzt die neuen Titel

Schweizer Berufsleute sind Spitzenreiter, wenn es um berufliche Weiterbildung geht. An Höheren Fachschulen werden fleissig zusätzliche eidgenössische Diplome in diversen Fachrichtungen erworben. Das duale Bildungssystem ist erfolgreich und weltweit einzigartig. Kommt dazu, dass das Niveau der Weiterbildungen hoch ist. Wird dies bald auch honoriert mit einem verdienten Titelzusatz wie «Professional Bachelor» und «Professional Master»?

Der Druck aus Praxis und Politik wurde enorm – Endlich sollen der «Bachelor» und «Master» für Berufsleute eingeführt werden. Nach jahrelangen Forderungen der Berufsverbände schlägt nun also das Bildungs-Staatssekretariat die Titel «Professional Bachelor» und «Professional Master» vor. Es wird der Aufwertung gerecht, die jene Berufsleute verdienen, die sich auf hohem Niveau weitergebildet haben.

Schweizerische Berufsleute sind aktuell gegenüber der ausländischen Konkurrenz noch benachteiligt, weil sie keinen Bachelor oder Master erhalten, wenn sie sich nach der Lehre weitergebildet haben. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch demotivierend. Der vorläufig letzte Versuch, diese Titel einzuführen, scheiterte in der Frühjahrssession im Ständerat.

Nur eine Frage der Zeit bis der Geduldsfaden reisst…

Das war dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) zu viel. Man will die Einführung der längst überfälligen Titel «Professional Bachelor» und «Professional Master» forcieren. Und zwar für jene, die eine eidgenössische Berufsprüfung oder höhere Fachprüfung abgelegt haben. Das SBFI ist zudem im Zugzwang, denn bereits erste Versuche mit einem Titelzusatz wie «Advanced Federal Diploma of Higher Education» haben sich nicht durchsetzen können.

Ein erster Berufsverband hat in der Zwischenzeit die Geduld verloren und «eigenmächtig» gehandelt. Der VEB (veb.ch) mit schweizweit über 9’000 Mitgliederinnen und Mitgliedern. Dazu zählen insbesondere Expertinnen und Experten in Rechnungslegung und Controlling sowie Inhaberinnen und Inhaber des Fachausweises im Finanz-und Rechnungswesen. Sie zählen in der Schweiz zu den eidgenössisch geprüften Fachleuten für alle Fragen des Rechnungswesens auf allen Unternehmensebenen. Daneben können auch ausgewiesene Spezialistinnen und Spezialisten des Rechnungswesens mit anderer Ausbildung dem Verband beitreten. Bei der Generalversammlung 2023 beschloss man enthusiastisch, den eidg. Fachausweis als «Bachelor Professional veb.ch in Accounting®» und das eidg. Diplom als «Master Professional veb.ch in Accounting®» einzuführen. Diese Titel sind bereits in Deutschland gebräuchlich, was veb.ch dazu veranlasste, die dortige Schreibweise zu übernehmen. Seit dem 1. Juli 2023 können veb.ch-Mitglieder die Zertifikate mit den genannten Titeln erwerben.

Ein Präzedenzfall als Impuls für andere Verbände

Für Weiterbildungsanbieter ist dieses proaktive Vorpreschen des VEB eine interessante Entwicklung und wird als Präzedenzfall gelten, der auch anderen Berufsverbänden einen Impuls geben wird, gleich zu ziehen, falls es in naher Zukunft keine Lösung auf Bundesebene gibt.

Die Meinungen hierzu sind eindeutig verteilt: So meinen einige der bekanntesten Schulleiterinnen und Schulleiter von Höheren Fachschulen und führenden Weiterbildungsanbietern, dass „dies eine gute Nachricht sei und der Impuls Wirkung zeigen werde. Denn man werde von den zusätzlichen Titeln profitieren“. Und: Die international verständlichen Titel seien eh längst überfällig. Spätestens als diese von Deutschland und Österreich eingeführt worden seien, hätte die Schweiz nachziehen sollen. Wer im Ausland arbeiten möchte oder in einem Unternehmen mit internationalem Management arbeitet, sei heute klar benachteiligt. Zum Vorpreschen des veb.ch sagen viele, dass dies zu erwarten gewesen sei, da sich gerade Fachpersonen in der Finanzwelt häufig in einem internationalem Umfeld bewegen. Man kann davon ausgehen, dass weitere Verbände nachziehen, wenn es nicht bald zu einer Lösung auf Bundesebene kommt.

Der Aufwand muss honoriert werden

Auch ich teile diese Haltung. Denn die Inhalte eines Studiums in einem bestimmten Bereich sind in der Regel vergleichbar – egal ob ich an einer Hochschule oder einer Höheren Fachschule beispielsweise Betriebswirtschaft studiere: BWL bleibt BWL. In der Regel unterscheidet sich lediglich der Weg zum Studium respektive das Verhältnis zwischen Theorie und Praxis. Auch die beachtliche Leistung der Studierenden einer Höheren Fachschule, die einen höchst praxisorientierten eidgenössischen Abschluss beziehungsweise Fachausweis in ihrem Berufsfeld oder Branche erlangen, muss daher unbedingt gewürdigt werden. Der Aufwand für die Studierenden, welche in der Regel nebenberuflich studieren, ist enorm und das erworbene fachliche Wissen ebenso. Zudem erlangen die Studierenden eine beachtliche Vernetzungskompetenz und verdienen den Titelzusatz. Punkt.

Und was folgt jetzt? Mit den ergänzenden Titeln werden die Sichtbarkeit und die Akzeptanz der Abschlüsse der höheren Berufsbildung gestärkt und auch als positives Signal für einen weiteren Bildungsweg wirken.

Einzigartiges und erfolgreiches Bildungssystem

Verdient wäre der Titelzusatz allemal. Die eidgenössischen Fachausweise und eidgenössischen Diplome der Höheren Fachschulen (HF) haben in der Schweiz aufgrund des Bildungssystems eine Schlüsselfunktion. Der Anteil der Erwerbstätigen, die einen Abschluss an einer Hochschule oder einer höheren Berufsbildung gemacht haben, ist in den letzten 15 Jahren von 22 auf 35 Prozent gestiegen. Damit liegt die Schweiz im Europäischen Vergleich im vorderen Bereich. Das Schweizer Bildungssystem ist jedoch komplex und für Aussenstehende manchmal wenig durchschaubar. So gibt es auf der tertiären Bildungsstufe sowohl Fachhochschulen (FH) wie Höhere Fachschulen (HF). Während Erstere als Hochschulen klassifiziert und institutionell anerkannt sind, stellen die Höheren Fachschulen einen Teil der höheren Berufsbildung dar. Obwohl sie zu eidgenössisch anerkannten und geschützten Titeln führen, haben sie sowohl in der Schweiz selbst als auch international noch einen schwierigeren Stand.

Laut Prognosen des Bundesamtes für Statistik dürften ab 2025 über die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung über einen Tertiär-Abschluss – Hochschule oder höhere Berufsbildung – verfügen. Bis 2045 könnte der Anteil bis auf 60 Prozent ansteigen. Speziell die eidgenössischen Fachausweise, eidgenössischen Diplome und HF-Ausbildungen erfreuen sich doch immer grösserer Beliebtheit. Nahezu die Hälfte der Erstabschlüsse auf Tertiärstufe wird in der Schweiz mittlerweile im Rahmen der höheren Berufsbildung, also mit dem Abschluss eines «eidg. Fachausweises», einem «eidg. Diplom» oder «Diplom HF», erworben. Kein Wunder, denn Trend-Jobs wie beispielsweise «Ausbilder/in mit eidg. Fachausweis», «Betriebl. Mentor/in mit eidg. Fachausweis», «HR-Fachmann / HR-Fachfrau mit eidg. Fachausweis» oder „Dipl Techniker/in HF“ werden künftig noch gefragter denn je. Zudem werden jenen, welche an einer eidgenössischen Berufsprüfung oder höheren Fachprüfung teilnehmen, die Ausbildungskosten mit bis zu 50 Prozent subventioniert.

Schlüsselfunktion für praxisbezogene berufliche Weiterbildungen

In der innovationsstarken Schweiz bereiten Anbieter von Vorbereitungslehrgängen auf Berufsprüfungen, Höhere Fachprüfungen und Höhere Fachschulen die Studierende auf ihre künftigen Aufgaben vor. Die Unternehmen wollen heute Praktiker/innen, also bauen die Ausbildungen vor allem auf der beruflichen Erfahrung auf. Man spezialisiert und vertieft sein Fachwissen. Es brauche neben den Hochschulen in der Aus- und Weiterbildung auch die Anbieter von Vorbereitungslehrgängen auf Berufsprüfungen, Höhere Fachprüfungen und Höhere Fachschulen, die mit Engagement, Initiative und Innovation punkten und praxisnah unterrichten, bestätigen auch die Leitexpertinnen und -experten des SBFI für Qualitätsmanagement an Fachschulen: Das handlungsorientierte Unterrichten ist nicht nur im Trend, sondern ist auch gefordert. Der fachlich-sachliche Unterricht ist die Basis, aber der Praxisbezug muss eindeutig da sein. Die Anbieter von Vorbereitungslehrgängen auf Berufsprüfungen, Höhere Fachprüfungen und Höhere Fachschulen machen dabei eine vorbildliche Arbeit.

Terry Tschumi ist seit Dezember 2013 Schulleiterin der Höheren Fachschule TEKO Basel. Was sie auszeichnet ist nicht nur das enorme Fachwissen in den Bereichen der höheren Berufsbildung und Weiterbildung im Generellen, sondern auch ihre zukunftsorientierten, visionären Ideen in dieser Branche. Ihre Stärken liegen zudem in der Ausarbeitung einer optimalen Bildungsstrategie für alle, die sowohl im Beruf weiterkommen wie auch den persönlichen Horizont erweitern wollen. Terry Tschumi ist studierte Ökonomin, Personalfachfrau mit eidg. Fachausweis, Ausbildungsleiterin mit eidg. Diplom und weist ein MAS in Erwachsenenbildung und Bildungsmanagement aus. Sie ist verheiratet und wohnt mit ihrer Familie in Reinach. Die 50 jährige ist ein Beispiel dafür, wohin man es mit Zielstrebigkeit, Motivation und Freude an der Umsetzung bringen kann. Nach dem Wirtschaftsstudium an der Uni Basel arbeitete sie unter anderem bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank in Liestal sowie der Eotec AG in Muttenz als Leiterin Personal. Seit nunmehr rund neun Jahren führt sie erfolgreich die Höhere Fachschule TEKO Basel.

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