Simone Belko ist Journalistin und freelance writer für diverse Nachrichtenquellen und Plattformen. Speziell Industrie 4.0, Wissensgesellschaft und Politik sind ihre Themengebiete. Im Interview gibt sie mehr über sich Preis.
Über Simone Belko
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Simone Belko interessiert sich für die Schnittstelle zwischen Industrie 4.0, Wissensgesellschaft und Politik. Die Sprach- und Europawissenschaftlerin arbeitete als Journalistin und PR-Managerin in internationalen Redaktionen und Organisationen wie dem Europäischen Parlament. Zuletzt war sie für das russische Unternehmen Mail.Ru Games als Projektleiterin tätig.
Unsere Fragen an Simone Belko:
– Was war Dein grösster persönlicher Erfolg, in den Bereichen: Digitalisierung, Innovation und neue Technologien?
Ich habe den Aufbau, das Online-Marketing und die erfolgreiche Monetarisierung einer multinationalen Online Games-Community (MMORPG) geleitet. Die Herausforderung lag besonders darin, vier verschiedene Sprachversionen – deutsch, englisch, polnisch, türkisch – auf einer gemeinsamen Server-Architektur aufzusetzen und zu betreuen. Das ingame Chat-Interface und die Info-Portale waren sprachspezifisch, es gab aber trotzdem Berührungs- und Konfliktpunkte zwischen den Communities. Wir haben also einiges zur kulturellen Verständigung beigetragen! Unterstützt wurde ich dabei u. a. via Skype von der Entwicklungsabteilung in Moskau und vor Ort in Hamburg von einem Projekt-Team aus motivierten Community Managern.
– Was war Dein persönlicher grösster Rückschlag, in den Bereichen: Digitalisierung, Innovation und neue Technologien?
Die Erkenntnis, dass man Bedürfnisse heterogener Märkte mit nur einer Client-Version nicht optimal bedienen kann. Der Druck bei Onlinegames ist groß, regelmäßig neue Software-Patches und Updates zu bringen, um die Community bei Laune zu halten und gleichzeitig den Umsatz nach Zielvorgaben zu steigern. Zeitmangel und die Beschränkungen der Technologie zwingen aber beim Entwicklen neuer Features zu Kompromissen. Nationale und kulturelle Besonderheiten können so nur ungenügend berücksichtigt werden. So war ich an der Lokalisierung eines chinesischen Lizenz-Spiels für den deutschen Markt beteiligt. Grafik, Design und interaktive Elemente waren für die Erwartungen deutscher Nutzer viel zu bunt, zu grell und zu unruhig. Eine notwendige Änderung an der Produktsoftware wäre aber zu arbeitsintensiv und aufwendig gewesen.
– Was sind die grössten Herausforderungen für Unternehmen in der neuen digitalen Welt?
Wir sehen jetzt gerade erst, in welchem Ausmaß technologische Änderungen die Grundfeste unserer Gesellschaft revolutionieren. Unternehmen werden sich auf neue Gesetze, ähnlich wie die DSGVO oder die Reform des Urheberrechts einstellen müssen, die Investitionen und Prozessveränderungen notwendig machen. Alle Unternehmen werden sich dem Bereich Change Management, der bis vor kurzem noch belächelt wurde, stellen müssen. Das bedeutet konkret zum Beispiel die Anschaffung neuer Hardware und Software oder das Einbinden von IT-Services in allen Unternehmensabteilungen. Um sensible Daten vor Missbrauch zu schützen, werden Compliance und IT-Sicherheit noch stärker zu einem Kernthema, als sie es schon sind.
– Welche Tipps hast Du für Unternehmer und Personen, die gerade erst anfangen sich mit der neuen digitalen Welt zu beschäftigen?
Ich glaube, viele Unternehmen haben Angst, in der vernetzten Welt etwas falsch zu machen und verharren in einer passiven Beobachterposition. Wenn man den Wettbewerbsvorteil für sich nutzen will, ist dies fatal. Ich würde Unternehmen raten, ihre interne Kommunikation stärker mit der externen zu verzahnen, indem man die Mitarbeiter strategisch als Botschafter des Unternehmens ausbildet. So kann man Social Media-Kanäle sowohl für Unternehmens-Branding als auch als Diskussionsplattform für offene Innovation nutzen. Beispielsweise sind auf Businessportalen wie LinkedIn zahlreiche Experten aus verschiedensten Fachbereichen versammelt, die wertvolles Feedback und Empfehlungen geben können.
– Was ist dein Rezept für erfolgreiches Networking?
Netzwerken im Internet unterscheidet sich für mich nicht von Kontaktpflege im echten Leben. Ich versuche stets offen, aufmerksam und höflich zu sein, dabei mir aber selbst treu zu bleiben. Mein Motto könnte man so beschreiben: eine produktive Kritik ist effizienter als ein falsches Lächeln. Ob ich damit immer richtig liege, weiß ich nicht – ich glaube aber daran, dass sich Ehrlichkeit letztlich auszahlt! Alles andere ist Geduld und Glückssache.
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