Führung: Die Spezies „Kontrollfreak“ hat ab sofort ausgedient

COVID19 zwingt Führungskräfte in eine neue Ära - Kontrollfreak hat ausgedient

Aktuell haben Führungskräfte herausfordernde Zeiten – auch persönlich wird es zu grossen Umstellungen kommen. Die Zwangspause für den alten Führungsstil „Kontrollfreak“ hat somit begonnen.

Im D-A-CH Raum war bei den meisten Unternehmen erlaubtes Homeoffice alles andere als die Regel. Dieses Blatt hat sich abrupt geändert: Seit 1-2 Wochen ist dies das Thema Nummer 1 bei vielen Unternehmen in Europa. Auch im D-A-CH Raum. Ausgelöst durch einen Virus der zur Pandemie wurde: COVID19.

Viele hatten noch keine oder nur für wenige bestimmte Gruppen:
Die Homeoffice oder Mobileworking Regelung im Unternehmen.

Seit spätestens letzter Woche beschäftigen sich fast alle mit dem Thema.

Denn neben wie schütze ich meine Mitarbeiter bestmöglich vor dem Virus namens COVID19, wie erfülle ich staatliche Restriktionen in diesem Zusammenhang in Rekordzeit um eine weitere Verbreitung zu vermeiden, gibt es noch ein Thema:

Wie kann ich den Weiterbetrieb des Unternehmens gewährleisten?

Dies jedoch nicht in den Räumlichkeiten des Unternehmens selbst, sondern von zu Hause jedes einzelnen Mitarbeiters. Dies stellt sehr viele Unternehmen vor riesige Herausforderungen.

Riesige Herausforderungen für Unternehmen

Technologische Herausforderung

Das fängt meist schon bei der Technologie an. Die wenigsten verfügen über einen top-modernen Digitalen Arbeitsplatz und somit auch nicht über integrierte und einfache Kommunikations- und Collaboration-Tools. Der IT Bereich der Unternehmen steht ab sofort vor riesigen Herausforderung diese Möglichkeiten schnellstmöglich umzusetzen. Das heißt aus „altbacken“ und „sehr traditionell“ – mach top modern – in Rekordzeit. Zumindest bei den wichtigsten Zusammenarbeitstools wie zB Chat & Meetings, Storage…etc.

Die bekannten Cloud-Anbieter (Google, Microsoft, Zoom, …etc.) verzeichneten die letzten zwei Wochen in Europa ein enormes Wachstum.  Auch die Hardware Lieferanten rund um Notebooks oder Headsets könnten mehr verkaufen als sich derzeit in den Lagern in Europa befinden. Neue Ware kam die letzten zwei Monate nicht mehr von China – die Produktion in den Werken läuft erst jetzt wieder langsam an. Außerdem benötigen viele der IT-Abteilungen auch Know How von Außen bei der Implementierung – das bedeutet, dass es zur Zeit eine sehr große Nachfrage nach kompetenten Implementierungspartnern gibt. Viele von denen arbeiten ebenfalls bereits durch die staatlichen Auflagen im Homeoffice und haben natürlich auch nur begrenzte Ressourcen.

Rechtliches und organisatorisches Rahmenwerk

Homeoffice bzw. Mobileworking Regelungen müssen nicht nur technisch vorbereitet werden. Nein, es muss auch einen rechtlichen Rahmen dafür geben. Ebenso ein organisatorisches Rahmenwerk. Dies fängt bei der Nutzung von Privatgeräten (Stichwort: BYOD) an und hört bei der Zeiterfassung der Stunden im Homeoffice auf. Wenn ein Unternehmen in der Vergangenheit ihren Mitarbeitern noch gar keine Möglichkeit bot, war auch hier noch nichts vorhanden. Das bedeutet auch, dass neben der IT auch Legal und HR hier schnell das Rahmenwerk dafür schaffen mussten oder noch müssen.

Von heute auf morgen muss sich die Führung ändern

Aber nicht nur die Technologie und die Rahmenbedingungen ändern sich, sondern auch das komplette Führungsverhalten muss sich ändern.

Kontrolle der Mitarbeiter

Bei vielen Führungskräften ist leider immer noch das Thema der „Kontrolle der Mitarbeiter“ stark verankert. Womöglich verbinden die Mitarbeiter Homeoffice mit Haushaltstätigkeiten oder Kinderbetreuung und seien so weniger produktiv als in den Räumlichkeiten des Unternehmens.

Viele Führungskräfte kommen noch aus einer alten Ära – sie gehören zu der Spezies der „Kontrollfreaks“.

Wenn wir ganz ehrlich sind, ist es jedoch oft auch Angst vor Neuem.

Viele Studien belegen, dass Mitarbeiter im Homeoffice viel produktiver sind als im Büro. Aber auch, dass eine Einführung solcher Möglichkeiten professionell begleitet werden muss. Denn auch viele Mitarbeiter können mit der gewonnenen Freiheit der Selbstorganisation anfangs nicht umgehen. Und nicht nur die Mitarbeiter – auch für die Mitbewohner und Familien ergibt sich dadurch eine neue und ungewohnte Situation.

Verteilte Teams

Für die Führungskräfte ändert sich natürlich eines sofort: Sie führen ab sofort verteilte Teams. Vor COVID19 gab es die Mitarbeiter im Büro und die anderen zu Hause oder wo auch immer. Das bedeutete bei Meetings waren einige der Mitarbeiter im Meetingraum im Office – andere remote dazu geschalten. Seit COVID19 ist der Großteil oder fast alle zu Hause. Das heißt der Meetingraum ist leer und alle Mitarbeiter arbeiten verteilt. Und auch die Mitbewohner und Familienmitglieder sind zu Hause.

Digital Leadership

Für die Führungskraft bedeutet dies eine sofortige Anpassung im Führungsverhalten.
Normalerweise bereitet man das Ganze mit dementsprechenden Vorlaufzeiten vor:

  • Technologisch: Rollout eines Digitalen Arbeitsplatzes bzw. der dementsprechenden Technologien
  • Rahmen: Schaffen des rechtlichen und organisatorischen Rahmenwerkes
  • Change: Begleitung durch ein professionelles Changemanagement
  • Coaching der Führungskräfte in Bezug auf Änderungen in der Führung und der neuen Herausforderungen
  • Coaching der MitarbeiterInnen

Durch COVID19 musste dazu einiges auf der Strecke bleiben. Auch die letzten beiden Punkte.

Für die Führungskraft bedeutet dies ab sofort u.a. folgende Änderungen:

  • Es muss anders und meist auch öfter, aber teilweise effizienter kommuniziert werden
  • Man kann nicht mehr einfach im Büro der/des MitarbeiterIn X vorbeischauen, denn das ist leer
  • Die Arbeit muss anders organisiert werden – nämlich digital
  • Es gibt durch das schnelle „nach Hause senden“ der Mitarbeiter noch viele Herausforderungen zu bewältigen:
    Kennenlernen neuer Tools, Abläufe noch unklar, einiges kann anfangs noch gar nicht remote gemacht werden – neue oder digitale Prozesse müssen geschaffen werden …etc.
  • Es muss Raum für Socializing geschaffen werden – zB Remote-Kaffeetrinken oder Remote-Teamfrühstück
  • Da  Familien und somit auch die Kinder zu Hause sind (Schulen und Kindergärten sind ebenfalls geschlossen) gibt es zu Hause für viele eine Doppelbelastung und auch große Umstellungen im täglichen Alltag
  • Last but not least: Die Führungskraft darf sich sofort vom „Kontrollfreakdasein“ verabschieden

Sollte der letzte Punkt nicht geschehen, belastet dies

  • die Mitarbeiter,
  • den Output des Teams, aber schlussendlich
  • auch die Führungskraft selbst

und es ist somit keinem geholfen.

Unterm Strich leidet auch der Unternehmenserfolg.
Und das in Zeiten, wo wieviele Branchen um deren Existenz kämpfen und noch keiner den Ausgang kennt.

Und seien wir doch ehrlich:
Welche Führungskraft hat wirklich kein Vertrauen zu seinen Mitarbeitern?
Sollte dies wirklich der Fall sein, dann passt an der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter sowieso etwas nicht.
Dieses Problem hätte man so oder so – Homeoffice oder Office.

#BleibenSieGesund! – Denn nur das zählt wirklich im Leben!

Als Head of Digital Workplace Services bei einem internationalen Konzern mit Sitz in Österreich verantwortet er den neuen digitalen Arbeitsplatz weltweit und unterstützt so die Digitalisierungsstrategie des Konzerns. Er ist seit mehr als 20 Jahren im Bereich IT tätig. Davon die letzten 13 Jahre in Führungspositionen. Seit 2013 ist er außerdem leidenschaftlicher Keynote Speaker und Trainer zu den Themen Digitalisierung, Leadership & Kultur und natürlich seinem Spezialgebiet „Digitalisierung am Mitarbeiterarbeitsplatz“. Seine Auftritte erstrecken sich mittlerweile über den Globus: z.B. USA, Stockholm, Amsterdam, Zürich, Frankfurt, Madrid und natürlich in seiner Heimat Österreich .

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