Vom Teamleader zum Teamplayer: Wie Führung im Ehrenamt gelingt

Warum Führung im Ehrenamt anders ist und welche Herausforderungen damit verbunden sind

Führung im Ehrenamt – Es klingt zunächst wie die normale Führungserhausforderung, jedoch gibt es einige Unterschiede. Wie man von Teamleader zum Teamplayer wird im Ehrenamt.

In der heutigen Zeit, wo u.a. die Digitalisierung vieles auf den Kopf stellt, suchen viele neben ihrer beruflichen Haupttätigkeit nach Ausgleich und möchten sich ehrenamtlich engagieren. Dieses Engagement kann unterschiedlich sein: von der Mitgliederbetreuung bis hin zum Vorstand.

Jedoch: Nur weil jemand im Job eine gute Führungskraft ist, heißt es nicht, dass dies auch für andere Organisationen gilt. Wenn etwa Beruf und Freizeit aufeinander treffen – etwa beim ehrenamtlichen Engagement im Sportverein im Heimatort – kann es durchaus passieren, dass zwei Welten aufeinander treffen. Ist im beruflichen Umfeld vieles z.B. im Arbeitsvertrag geregelt, lebt das Ehrenamt von der Freiwilligkeit der Helfer.

1. Unternehmen = Verein?

Viele Menschen nehmen eine ehrenamtliche Tätigkeit auf mit der Erwartung, wenn sie im Beruf führen und organisieren können, können sie dies auch im Verein. Dies ist jedoch oftmals ein Trugschluss. Hat man im Berufsalltag die Möglichkeit, nach einer langen Diskussion eine Entscheidung zu treffen, funktioniert das Vorgehen im Verein meist nicht. Die meisten Menschen engagieren sich freiwillig und unentgeltlich. Jedoch diese Freiwilligkeit hebelt das im Unternehmen funktionierende Managementgefüge aus, denn jeder hat die Möglichkeit, z.B. bei einer unabgestimmten Entscheidung, von seinem Amt zurückzutreten. Für viele Führungskräfte, die zum ersten Mal eine ehrenamtliche leitende Funktion in einem Verein übernehmen, erleben hier eine Überraschung.

2. Perspektivwechsel

Sowohl im Job als auch bei der ehrenamtlichen Tätigkeit im Verein hat man Berührungspunkte mit verschiedensten Akteuren wie den anderen Vorständen, Kassenwart, Betreuer und natürlich den Mitgliedern. Um allen Beteiligten gerecht zu werden, ist somit eine gute vereinsinterne Kommunikation die Grundlage. Sind, wie in Punkt 1 genannt, Sanktionsmechanismen nicht vorhanden, so werden Gespräche zum wichtigsten Element für erfolgreiche Führung im Verein. Es ist wichtig, die verschiedenen Bedürfnisse und Interessen der Beteiligten zu kennen: Warum engagieren sie sich? Was motiviert sie? Mögliche Antworten können sein: Anerkennung, Freude am Planen und Organisieren, (soziale) Gerechtigkeit, Einflussnahme, Spaß am Gestalten etc. Strategische Kommunikation ist hier das Schlüsselwort. Für Mitglieder kann dies sein: „Ihr macht den Verein zu dem, was er ist. Ohne Euch hätten wir die Entwicklung der letzten Jahre nicht geschafft.“ Für Veranstaltungsorganisatoren: „Unser Verein lebt vom Miteinander und Mitmachen. Danke eures Engagements können unsere Veranstaltungen stattfinden.“

3. Sinn: ein Antrieb

Offene Kommunikation schafft Vertrauen und führt dazu, dass die Ehrenamtlichen motiviert zur Tat schreiten. Wenn Menschen verstehen, warum bestimmte Beschlüsse durchgewunken werden. Es schafft dies Vertrauen und sie fühlen sich wertgeschätzt, da sie mit der Vereinsführung an einem gemeinsamen Strang ziehen. Mitglieder eines Vereins, die ihre Aufgaben als sinnvoll wahrnehmen, bringen sich aktiv mit Ideen in die Gestaltung ein. Zusammengefasst: aus gegenseitiger Wertschätzung entsteht Wertschöpfung für alle. Wer offen kommuniziert und andere in seine Überlegungen und Strategien einbezieht, schafft Vertrauen und motiviert. Denn wenn Menschen verstehen, welchen Mehrwert Beschlüsse und Vorhaben haben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich nicht nur wertgeschätzt fühlen, sondern auch mit der Führung an einem Strang ziehen. Der offene Dialog ist dabei das effektivste Mittel der Führung. Denn neben der Wertschätzung stößt er zeitgleich kreative Prozesse an. Mitglieder, die einen Sinn in dem erkennen, was sie tun sollen, machen aktiv mit und bringen Ideen ein. Aus Wertschätzung füreinander wird so Wertschöpfung für alle.

4. Stark als Team 

Ein Verein lebt vom Mitmachen und Gestalten. Doch wir leben in Zeiten der Veränderung. Dies betrifft nicht nur den digitalen und technologischen Wandel, sondern auch kulturelle und soziale Veränderungen finden in unserer Gesellschaft statt. In vielen Familien sind beide Elternteile berufstätig, in Zeiten der Globalisierung werden wir internationaler. Der Wandel macht auch vor dem Vereinsleben nicht halt, so hat sich auch die Anspruchshaltung verändert. Mit Zahlung des Mitgliedsbeitrages wird oftmals ein Mitbestimmungsrecht eingefordert. Was in diesem Kontext jedoch häufig vergessen wird: ein Verein lebt vom Mitmachen und Gestalten. Jeder der mit entsprechenden Forderungen um die Ecke kommt sollte sich daher fragen: wie kann ich mich in den Verein miteinbringen? Wo kann ich unterstützen? Nur so kann es Vereinen gelingen, sich weiterzuentwickeln. Somit gehört zu den Aufgaben einer ehrenamtlichen Führungskraft regelmäßig das Gespräch mit Mitgliedern zu suchen, um sie an ihre wichtige Rolle im Verein zu erinnern und aktiv miteinzubinden. Nur so kann ein ausgeglichenes Vereinsleben gelingen.

5. Geduld und Gemeinsamkeit

Durch die vielseitigen Veränderungen in unserer Gesellschaft, z.B. durch Ganztagsschulen, fehlt vielen Menschen die Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das hat zur Folge, dass die Anzahl der Freiwilligen im Verein sinkt. Die anfallende Arbeit bleibt jedoch meist gleich oder wird mehr. Daher ist es wichtig, Ehrenamtliche, die bereit sind, gesellschaftliches Engagement zu übernehmen, zu motivieren. Dies betrifft alle: vom Kassenwart über Trainer bis hin zur Führungsriege, dem Vorstand. Die Motivation und das Miteinander stehen im Vordergrund, eigene Ansprüche und Erwartungen werden für das Wohl der Gemeinschaft im Verein zurückgestellt.

Führung im Ehrenamt bedeutet auch, Großzügigkeit und Geduld zu lernen. Tugenden, die Führungskräfte in Zeiten des Wandels oftmals erst noch lernen müssen und sie vielleicht nicht immer schneller, jedoch gemeinsam an das (Vereins-)Ziel bringt. Nicht als Teamleader, sondern als Teamplayer gemeinsam mit anderen. Und das ist schließlich das, worauf es im Vereinsleben wirklich ankommt!

Bereits seit ihrer Kindheit von der Digitalisierung und ihren Möglichkeiten fasziniert ist Simone Dogu nun seit vielen Jahren als Projektmanagerin und IT Consultant in diesem Umfeld unterwegs. Um ihr Wissen weiterzugeben lehrt sie zudem an verschiedenen Hochschulen und engagiert sich ehrenamtlich in Vereinen und Verbänden auf Bundesebene.

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