Digitalkompetenzen stärken: 3 Tipps für mehr Souveränität im Umgang mit Technologie

Mit Software und Sozialtechnik erfolgreich wirtschaften

Digitale Geräte und Software-Tools bieten Mittelständlern, Kleinunternehmern und Selbstständigen enorme Möglichkeiten an, die ihren geschäftlichen Alltag erleichtern. Familienbetriebe, Start-Ups und Solo-Selbstständige können Programme und Apps erfolgreich nutzen, um ihre Arbeit effektiver zu gestalten. Sie müssen dazu nicht einmal das professionelle Know-How in allen Teilbereichen mitzubringen. Sie benötigen allerdings spezielle Soft Skills und Digitalkompetenzen, um sich mit ihren Produkten oder Dienstleistungen im Cyberspace erfolgreich zu behaupten.

Software-Tools und Apps für jedes Bedürfnis

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung auf der ganzen Welt beschleunigt. Digitalkompetenzen sind verstärkt in den Fokus geraten. In meinem neuen Buch „Das digitale Bewusstsein“ erläutere ich ausführlich, warum sie für eine Gesellschaft mündiger Bürger notwendig sind. Die Gestaltung von Arbeit und Freizeit haben sich nachhaltig verändert: wir nutzen Online-Shopping, Social Media und Messenger nicht nur privat, sondern auch immer mehr im beruflichen Kontext. Unternehmen, Arbeitnehmer und Selbstständige erledigen ganz selbstverständlich Dienstleistungen, Konferenzen, Kundengespräche, Behördenangelegenheiten oder Weiterbildungen über Online-Plattformen, digitale Formulare oder Video-Chats. Wir sind daran gewöhnt, dass wir mit unserem Smartphone nicht nur Telefon, Kalender und Kamera jederzeit verfügbar haben, sondern den Zugang zu einer global vernetzten Welt an Informationen, Landkarten, Waren und Dienstleistungen gleich mit. Wir bezahlen in den meisten Geschäften bargeldlos und regeln Versicherungen, Verträge und Steuererklärungen mithilfe spezialisierter Apps. Die Apps helfen uns durch Automatisierung von Abläufen oder stellen uns passende Tipps direkt zu gegebenem Zeitpunkt bereit, die uns dank Wissensvorsprung unnötige Fehler vermeiden lassen. 

Was bieten Software-Tools darüber hinaus für Unternehmen und Selbstständige? Die digitalen Helfer unterstützen beim Terminmanagement und der Automatisierung von Buchhaltung, Organisation und Archivierung. Sie helfen bei Aufbau und Verwaltung einer Webpräsenz sowie der Geschäftskorrespondenz und vereinfachen die Angebots- und Rechnungserstellung zum Beispiel durch vorgefertigte Templates. Darüber hinaus bieten Software-Programme professionelle Lösungen für Design, E-Mail- und Social Media-Marketing und -monitoring und Projektmanagement. So haben Selbstständige dank Digitalisierung eine ganze Palette an technischen Werkzeugen an der Hand, die ihnen helfen ein Mini-Unternehmen zu führen.

Besser Netzwerken mit psychologischen und sozialen Digitalkompetenzen 

Hybrides Arbeiten und Home Office sind während der Pandemie der neue Standard geworden. Überall entstehen Co-Working-Spaces, in denen man sich flexibel einen eigenen Schreibtisch, ein Gemeinschaftsbüro oder Konferenzräume mieten kann. Diese neuen Lösungen bieten eine einzigartige Möglichkeit zu gemeinschaftlichem Austausch und Synergieeffekten für die eigene Arbeit. Davon profitieren auch Selbstständige, die sich dort mit Gleichgesinnten austauschen können. Insbesondere Solo-Selbstständige, die ihre Dienste im digitalen Raum anbieten, müssen nicht nur gute Betriebswirtschaftler und Organisatoren sein. Sie müssen auch gute Netzwerker sein und sich mit zielgruppengerechter Kommunikation und Community Building und Management auskennen. 

Dazu ist es notwendig, die Sozialtechnik der zwischenmenschlichen Beziehungen zu beherrschen. Sozialtechnik, besser bekannt als Social Engineering, bezeichnet die Nutzung psychologischer und soziologischer Gesetzmäßigkeiten zur Beeinflussung des sozialen Lebens. Sozialtechnik im Zusammenhang mit dem Internet wird in der Öffentlichkeit oftmals negativ verstanden, nämlich als manipulative Beeinflussung, die oftmals durch finanzstarke und mächtige Lobbies stattfindet. Soziale Manipulation ist aber vielmehr eine natürliche Form der Kommunikation, die jeder beherrscht.

Unternehmen, Selbstständige aber auch Privatpersonen sollten ihre Möglichkeiten zur Teilhabe im digitalen Kosmos unbedingt nutzen. Sie können in Netzwerken Experten ihres Gebiets suchen, ansprechen und kennenlernen. Positionieren Sie sich durch regelmäßige Posts selbst als Experte und bauen Sie langfristig qualitative Reichweite auf. Statt sich auf Agenturen zu verlassen, sollten Sie durch eigenen Content in Form von Blogs, Posts, Kommentaren, Online-Umfragen Ihre eigene Lobby werden und Ihr Selbstmarketing aufbauen. Durch effizientes Community Building können Sie Kommunikationsstrategien ausprobieren und das Social Media-Umfeld so als praktisches Experimentierfeld verwenden und sich durch Input der Community optimal auf Zielmärkte und Zielgruppen ausrichten.

Weniger digital ist mehr: selbstbestimmt und resilient leben und arbeiten

Digitale Geräte und Online-Plattformen können schnell zur Zeit- und Produktivitätsfalle werden, die statt zu unterstützen von der Arbeit ablenken. Social Media-Portale fesseln unsere Aufmerksamkeit bewusst durch Algorithmen, die darauf zugeschnitten sind, dass wir möglichst viel Zeit dort verbringen. Unsere Emotionen werden angesprochen und verleiten uns dazu, mehr von uns preiszugeben als wir eigentlich wollen. Das Smartphone ist ein Zeitfresser und das ist vielen auch bewusst. Laut einer Deloitte-Studie schätzen 38% der Deutschen ihre Smartphone-Nutzung als zu hoch ein, 31% spüren den Zwang, dauernd auf das Smartphone schauen zu müssen, 24% haben bereits Apps gelöscht, die sie zu viel Zeit kosten. Permanenten Push-Benachrichtigungen von Apps stören uns in Tätigkeiten, in unserer Privatsphäre und in unserem natürlichen Flow. Wir verfallen in ineffektives Multi-Tasking, das oft dazu führt, dass wir uns schlecht konzentrieren und Aufgaben nicht vernünftig erledigen. Wir sind in ständiger Alarmbereitschaft, was uns Energie raubt. Wie verhindert man das?

1. Digitale Geräte und Apps selbstbestimmt verwenden. 

Optimieren Sie die Menü- und Interface-Einstellungen Ihres Smartphones nach Ihren Bedürfnissen. Reduzieren Sie Push-Benachrichtigungen von Apps auf ein Minimum, stellen Sie sie lautlos oder deaktivieren sie am besten ganz. Folgen Sie stattdessen Ihrem eigenen Zeitplan zur Nutzung von Apps oder Online-Plattformen. Setzen Sie feste Zeitpläne für die tägliche Dauer der Verwendung einzelner Apps und überprüfen Sie Ihr Nutzungsverhalten. Definieren Sie außerdem Smartphone-freie Zeit und Smartphone-freie Räume, in denen Sie Ihre volle Aufmerksamkeit einer Tätigkeit, ihrer Familie oder ihren Freunden widmen. Übernehmen Sie Regeln der physischen Welt für Ihre Online-Nutzung, wie zum Beispiel Öffnungszeiten. Um eine Zugangssperre zu simulieren, blockieren Sie z. B. den Zugang zu sozialen Netzwerken zeitweise (ja, auch dafür gibt es Apps).

2. Informationsüberfluss bewältigen und Meinungspluralismus nutzen. 

Folgen Sie Qualität statt Quantität und konzentrieren Sie sich auf Ihre Interessen. Hinterfragen Sie undifferenzierte Darstellungen und misstrauen Sie reißerischen Headlines. Betrachten Sie das Agenda Setting von Redaktionen kritisch im Hinblick auf die Finanzierung der Medienhäuser. Beziehen Sie Ihren eigenen Hintergrund und Hinweise von Personen, denen Sie vertrauen, kritisch mit ein. Konsumieren Sie internationale Portale, alternative Quellen, Blogs und Erfahrungsberichte von Laien, die andere Perspektiven erschließen. Lesen und schauen Sie bevorzugt Fachliteratur, ausführliche Hintergrundberichte und ganze Bücher, anstatt tägliche Meldungen und kurzfristige Trends zu konsumieren. Legen Sie Pausen ein, um der Überforderung durch zu viel Input auszuweichen.

3. Psychosoziale Gesundheit pflegen und Resilienz aufbauen. 

Betreiben Sie Informationshygiene, in dem sie nicht zu viele negative Nachrichten konsumieren. Machen Sie lieber eigene Erfahrungen in sozialen Kontakten oder beim Erleben von Schönheit und Harmonie: Erst in den eigenen Erfahrungen erleben wir Werte, die eng mit unseren Gefühlen verbunden sind. Verbringen Sie Zeit in der Natur, mit Sport und Kultur. Pflegen Sie Hobbys oder entdecken Sie Ihre kreative Seite. Lösen Sie sich von Perfektionsansprüchen und einer überzogenen Vorstellung von Gesundheit, die uns durch die Werbung suggeriert werden. Schaffen Sie sich Rituale und achten Sie auf ihre psychisches Wohlbefinden. Nehmen Sie Erschöpfungssymptome ernst und gönnen Sie rechtzeitig Auszeiten. Digitale Apps können eine hilfreiche Unterstützung sein, indem sie Tipps für gesunde Ernährung, Kochrezepte, Fitnessprograme, meditative Entspannung und Einschlafhilfen bereitstellen.

Simone Belko is a media scientist and European studies scholar with a strong focus on digital literacy. With experience in journalism, PR, marketing, IT and training she has excelled in Germany and abroad. As a manager for digital products in the online games and FinTech industry she gained deep insights into online platforms and communities. Simone is the author of "Digital Consciousness" ("Das digitale Bewusstsein") and currently works at Otto GmbH, leveraging her expertise in business transformation.

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