Der große Wandel ist da: Geschäftsführer blicken in die Zukunft

Unternehmen sind mit der Realität einer veränderten Welt konfrontiert

Was denken viele Unternehmensleiter über die Zukunft der Weltwirtschaft? Der Artikel bietet einige Einblicke in die Veränderungen des Wirtschaftsklimas und die sich ausbreitende geopolitische Unsicherheit.

Seit Jahren sagen Regierungen, CEOs und politische Entscheidungsträger einen großen Wandel in der Weltwirtschaft voraus, der durch die zunehmende Verbreitung der Technologie am Arbeitsplatz, die wachsende geopolitische Unsicherheit und die Forderung nach nachhaltigeren Geschäftspraktiken ausgelöst wird.

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos drehte sich ein Großteil der Gespräche um den kommenden wirtschaftlichen Sturm. Es wäre ein natürlicher Impuls, die Schotten dicht zu machen und abzuwarten. Wir haben dies bereits zu Beginn der Pandemie gesehen, als große Unternehmen mit der Stornierung von Aufträgen und der Verlangsamung von Zahlungen an Lieferanten reagierten. Heute wissen wir, dass dieser Versuch der kurzfristigen Selbsterhaltung die tiefsitzenden strukturellen Probleme des derzeitigen Lieferkettenmodells nur noch verschlimmert hat.

Rezessionen und Widrige Umstände

Rezessionen sind in der Regel nur von kurzer Dauer und werden von langen Phasen des Wachstums und des Wohlstands abgelöst.

In einer Studie der Harvard Business Review aus dem Jahr 2010 wurden die Strategien von Unternehmen während der letzten drei Rezessionen analysiert. Man wollte herausfinden, welche Eigenschaften zu Gewinnen nach der Rezession führten. Das Ergebnis war: Unternehmen, die ein Gleichgewicht zwischen Kostensenkungen – um heute zu überleben – und Investitionen – um morgen zu wachsen – beherrschen, nach der Rezession gut abschneiden.

Geschäftsführer in allen Sektoren erkennen jetzt an: Inmitten der kurzfristigen Prognosen werden die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten, der Zugang zu Finanzmitteln und die Konzentration auf nachhaltigen Handel als der schnellste Weg in eine bessere Zukunft gesehen.

Alan Jope, CEO von Unilever, schlägt vor, dass wir die Krise als das neue Normal akzeptieren müssen. Wir sollten uns auf die Herausforderungen konzentrieren, die auf uns zukommen, wenn der aktuelle Sturm vorüber ist. Die Technologie gibt uns viele der Werkzeuge an die Hand, die wir brauchen. Mit ihnen können Unternehmen nicht nur den wiederauflebenden Einfluss der Inflation, sondern auch andere Probleme in der Lieferkette mindern.

Widrige Umstände sind ein guter Motivator für kreatives Denken und für die Zusammenarbeit im gemeinsamen Interesse

Das deutsche Lieferkettengesetz, dass 2023 in Kraft tritt und der Druck zur Dekarbonisierung und Diversifizierung der Lieferketten stellen neue Herausforderungen dar. Umgekehrt können sie aber auch der Katalysator für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft sein. Eine Konzentration auf nachhaltige Beschaffung und grüne Energie könnte Europas beste Hoffnung sein, den derzeitigen Zyklus zu durchbrechen. Und mit dem Aufkommen neuer Technologien und Energiequellen könnten wir an der Schwelle zu einer neuen industriellen Revolution stehen. Einer Revolution, in der hochqualifizierte Arbeit einen greifbaren langfristigen Wert für alle schafft.

B2B-Marktplätze: Ein vernetztes Ökosystem

Um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und EU-Lieferkettengesetz einzuhalten, sollten Unternehmen ihre Digitalisierungs- und Automatisierungsbestrebungen entlang der Liefer- und Wertschöpfungskette vorantreiben. Was Transparenz, Konnektivität, Flexibilität und sogar Daten angeht, haben Unternehmen in ihren Lieferketten einiges aufzuholen. Das Beschaffungswesen muss sich weiter entwickeln: weg von fragilen, individuellen Geschäftsbeziehungen hin zu organischeren, dynamischeren und widerstandsfähigeren Netzwerken. Das beste Beispiel für diese neuen Netzwerke sind B2B-Marktplätze, die globale Käufer und Lieferanten zu einem ganzheitlichen Ökosystem vernetzen.

Global agierende B2B-Marktplätze beschleunigen die Beschaffung, indem sie Zugang zu einer großen Auswahl an Produkten, Anbietern und Preisen bieten, die digital mit dem Einkäufer und Lieferanten aus aller Welt verbunden sind. Sie verbessern die Prozesseffizienz dank einer gemeinsam genutzten, standardisierten Infrastruktur, die schnelle, präzise und zunehmend automatisierte Transaktionen in großem Umfang auf Cloud-nativen Plattformen ermöglicht. Sie reduzieren das Risiko und erhöhen die Transparenz, indem sie jeden Teilnehmer vorab prüfen, um sicherzustellen, dass er die erforderlichen Produktstandards und digitalen Prozesse erfüllt. Und sie bringen die Transparenz, die Unternehmen heute noch fehlt, um auch mit Lieferanten aus Entwicklungs- und Schwellenländern weiterhin gesetzeskonform zusammenzuarbeiten.

Mehr Transparenz über die gesamte Lieferkette

Die effizientesten und widerstandsfähigsten Lieferketten sind digital vernetzte Ökosysteme aus Lieferanten, Vertriebsunternehmen, Einzelhändlern und allen anderen Partnern, die ein Unternehmen benötigt. Dieses ganzheitliche Modell ermöglicht allen beteiligten Unternehmen Informationen in Echtzeit auszutauschen, Nachfrageänderungen genau vorherzusagen und effektiv mit den Partnern zu kommunizieren. Diese Umstellung erfordert nicht nur ein Umdenken, sondern auch eine Änderung der Methodik.

Laut KPMG ist umfassende Transparenz eine wichtige Voraussetzung, um die ESG-Kriterien erfüllen zu können. Unternehmen benötigen einen vollständigen Überblick über ihre gesamte Lieferkette. Das schließt alle an der Wertschöpfung beteiligten Lieferanten mit ein. Auch hinsichtlich der Frage, ob diese alle Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Vor allem für global agierende Unternehmen sind die Herausforderungen aufgrund von komplexen Produktionsbedingungen und weltweit verzahnten ökonomischen Aktivitäten hoch.

Um das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und EU-Lieferkettengesetz einzuhalten, sollten Unternehmen ihre Digitalisierungs- und Automatisierungsbestrebungen entlang der Liefer- und Wertschöpfungskette stetig vorantreiben. So können sie gewährleisten im aktuellen und zukünftigen Wettbewerb erfolgreich mitzuhalten.

Autor: Christian Lanng ist Mitgründer und CEO von Tradeshift

Tradeshift ist im Bereich E-Invoicing und Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung sowie im Bereich B2B-Marktplätze und Zugang zu Lieferantenfinanzierung tätig. Seine Cloud-basierte Plattform unterstützt Einkäufer und Lieferanten, den Einkauf und die Rechnungsbearbeitung zu digitalisieren sowie die Arbeitsabläufe in Beschaffung und der Kreditorenbuchhaltung zu automatisieren und schnell zu skalieren. Das Tradeshift-Netzwerk umfasst eine schnell wachsende Gemeinschaft von Einkäufern und Lieferanten, die in mehr als 190 Ländern tätig sind. Weitere Informationen: Tradeshift.com/de

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