Gibt es eine „Burnout-Persönlichkeit“? – Erklärung und 6 Massnahmen zur Burnout Prävention

Welcher Typus zu Burnout neigt und 6 hilfreiche Präventionsmaßnahmen

Welche Menschen sind burnoutgefährdet und wie kann man ihnen helfen? Dieser Artikel zeigt Präventionsmaßnahmen, die Leistungsfähigkeit und Produktivität sichern.

Persönlichkeitsmodelle kennen wir aus der Psychologie – mit Hilfe von Modellen versucht man den Menschen und seine Muster zu ergründen. Gibt es auch eine Art „Burnout-Persönlichkeit? Wer ist diesbezüglich gefährdet und welche Maßnahmen helfen?

Das Burnout-Syndrom droht zur Volkskrankheit zu werden. Und damit zur ernsthaften Bedrohung der Leistungsfähigkeit von Menschen und der Produktivität von Unternehmen. Noch ist es keine Krankheit gemäß der Klassifikation ICD-11 der WHO. Doch die Zahlen sind alarmierend: psychische Erkrankungen sind die dritthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland.

Die AOK berichtet, dass 2011-2020 die Krankheitstage aufgrund Burnout je 1.000 Mitglieder von 96,9 auf 131,7 Tage erhöht hat. Das ist eine Zunahme um nahezu 36%. Hochgerechnet auf mehr als 40 Millionen gesetzlich krankenversichert Beschäftigte (alters- und geschlechtsbereinigt) sind das 180.000 Menschen mit 4.5 Millionen Fehltagen wegen Burnout im Jahr 2020.

Interessanter Fakt: Auffällig ist, dass die Frauen dabei deutlich höhere Fehlzeiten haben.

Wer ist nun die „Burnout-Persönlichkeit“?

Sind es die Frauen? Sind es die Perfektionisten, die ihre Gesundheit der Leistungsfähigkeit und Karriere unterordnen? Oder geht es um etwas anderes? Gibt es so etwas wie ein „Burnout-Persönlichkeit“ überhaupt?

Um das herauszufinden, gehen wir den umgekehrten Weg. Wir schauen uns an, welche Maßnahmen präventiv helfen und bekommen ein klares Bild, wer sich konträr dazu verhält.

6 Maßnahmen, die einem Burnout vorbeugen

Prävention ist auch hier vorteilhafter als die Problemintervention. Das Schwierige ist, dass sich der positive Nutzen von Prävention oft schwer bemessen und kaum in Zahlen fassen lässt.

Nachfolgend 6 Punkte, die helfen eine körperliche, emotionale und seelische Erschöpfung zu vermeiden.

1. Körperwahrnehmung üben und Achtsamkeit praktizieren

In Stresssituationen unterdrücken wir Körperbedürfnisse und -signale zugunsten einer erhöhten Wachsamkeit und schnellen Reaktion auf Bedrohungen. Wird der Stress nicht mehr abgebaut, dann bleibt die Blockade bestehen. So rutschen Menschen unmerklich in eine chronische Erschöpfung. Sie ignorieren Rücken- und Kopfschmerzen, Magendrücken, Schwindelgefühle und hektischen Herzschlag, weil sie funktionieren wollen oder müssen.

Wer etwas aus dieser Liste regelmäßig bei sich wiederfindet und womöglich noch mit Schmerzmitteln dagegen anarbeitet, gehört zu den Gefährdeten.

Der beste Tipp: Beobachte deine Körper, sensibilisiere dich für seine Signale. Baue regelmäßige Pausen in deinen Tagesablauf ein. Führungskräfte müssen darauf achten, dass ihr Team nicht stundenlang durcharbeitet, sondern geregelte Pausen möglich sind.

2. Leistung braucht Ausgleich

Welches Hobbie, welches Interesse sorgt für Wohlbefinden? Jeder Mensch braucht etwas, das die Seele nährt. Für den einen ist das einsames Joggen, für den anderen das Backen mit den Kindern. Wo der eine in der Natur seine Batterien wieder auflädt, züchtet der andere im örtlichen Verein seine Hasen. Wo der eine beim Umgraben im Garten auftankt, geht der andere bis zur wohligen Erschöpfung tanzen.

Leben besteht aus dem Wechsel von Aktivität und Ruhe. Der Organismus pendelt beständig zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Eine wirksame Stress-Relax-Response ist wichtig für einen leistungsfähigen Körper und ein widerstandsfähiges Gemüt.

Dabei hilft Bewegung (Sport) und soziale Bindung: niemals Sport oder Freundschaft der Karriere unterordnen.

3. To-do-Listen und Zeit managen

To-do-Listen im Kopf sind wie Viren auf der mentalen Festplatte. Sie verhindern im Hintergrund und unbemerkt effektives Arbeiten.

Diese Listen gehören spätestens zu Feierabend raus aus dem Kopf: aufschreiben (Papier oder Notepad) oder sie in einer Sprachnotiz festhalten sorgt für besseres Abschalten.

Dasselbe gilt auch für private To-do-Listen. Es hat keinerlei positiven Effekt, wenn man alle To-dos ständig mental präsent hat.

Wer abends über die Termine des Folgetages nachdenkt, raubt sich den entspannten Schlaf und mehr. Lieber alle Aufgabe und Termine im Kalender notieren.

Wenn du Druck empfindest, dann mache eine Pause. Das können ein paar tiefe, bewusste Atemzüge am offenen Fenster sein. Diese Unterbrechung des Stressmusters kann schon reichen, um die Leistungsfähigkeit im Gehirn zu erhöhen.

Ein gutes Zeitmanagement entlastet nicht nur den Kalender, es erhöht die Zeitqualität und damit die Lebensqualität.

Der ZEN-Spruch „Wenn du es eilig hast, geh langsam“ bringt es auf den Punkt.

4. Prioritäten setzen und abgrenzen

Nimm Druck raus, lehne Tätigkeiten ab für die du nicht zuständig bist. Das gilt beruflich wie privat. Gehe in dich und prüfe, ob du am Helfersyndrom leidest.

Sagst du zu oft Ja, obwohl du Nein fühlst, und ärgerst dich dann darüber? Hier hilft radikale Ehrlichkeit dir selbst gegenüber. Warum tust du das? Womöglich bringt dir dieses Verhalten die Anerkennung und das Wohlwollen, das dir ein wichtiges Bedürfnis ist.

Dafür zahlst du einen Preis: deine innere Ruhe, deine Integrität und am Ende möglicherweise deine Gesundheit.

Setze Prioritäten. DU bist Priorität 1. Denn wenn du nicht mehr kannst, dann kannst du auch nichts mehr für die anderen. Das gilt in besonderem Maße für Menschen, die führen. In diesem Fall dürfen sie lernen zu delegieren.

Sage nur Ja, wenn du wirklich bereit dafür bist. In diesem Fall bedeutet dein Nein zu jemand anderem ein Ja zu dir selbst.

Und selbstverständlich das hier: Nimm keine Arbeit mit nach Hause. Im Homeoffice ist die Abgrenzung von Arbeitszeit zu Freizeit noch wichtiger und liegt in der Eigenverantwortung jedes einzelnen.

5. Blicke positiv in die Welt

Positiv denken ist leicht gesagt und wird oft missverstanden. Wer positiv denkt ignoriert nicht die Realität. Im Gegenteil, dieser Mensch fokussiert sich auf seine Stärken anstatt auf die Probleme.

Jede, wirklich jede Situation hat auch positive Seiten. Und jede Herausforderung bringt mit sich, dass du die Mittel hast sie zu bewältigen.

Es kommt immer darauf an, worauf du dich konzentrierst. Auf den Ärger über das Problem oder auf die mögliche Lösung und die Chancen darin.

Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einer positiven Denkweise besser mit Stress umgehen können. Eine positive Weltsicht ist also ein starker Resilienzfaktor. Wer Vertrauen hat, findet rascher Zugang zu Lösungen als der Pessimist, der allem und jedem mißtraut.

6. Entwickle emotionale Kompetenz

Emotionen sind Aufgaben keine Hindernisse. Negativ eingestellte Menschen haben einen starken Fokus auf negative, blockierende Emotionen. Selbst wenn sie positive Erfahrungen machen, wechseln sie schnell wieder in die Wahrnehmung dessen, was sie emotional belastet.

Eine Emotion zeigt immer blockierte Energie an. Emotionen auflösen statt unterdrücken ist wichtig, um nicht in die Erschöpfung abzurutschen.

Dafür gibt es eine Menge Techniken. Einige davon – und emotionale Kompetenz in der Führung – habe ich bereits in einem in einem Artikel beleuchtet.

Fazit: Schublade vs. Verhalten

Es gibt wohl keine Burnout-Persönlichkeit. Wohl aber gibt es Menschen mit burnoutfördernden Verhaltensmustern.

Dazu gehören Menschen, die ihre Bedürfnisse ignorieren, sich körperlich und emotional auslaugen, sich wenig abgrenzen, Zeitdruck als normal empfinden und eine eher negativ-pessimistische Sichtweise auf sich selbst und das Leben haben.

Es sind Perfektionisten, die lieber eine perfekte Karriere als ein erfüllendes Leben anstreben.

Hier noch ein Artikel für Manager: Erschöpfte und ausgebrannte Mitarbeiter? 13 Resilienz-Maßnahmen

Ava Hauser navigiert Führungskräfte durch die Stromschnellen massiven Wandels. Ihr Fokus liegt auf der Selbstführung als Basis für erfolgreiches Führen. Mit über 20 Jahren Erfahrung als Coach, Trainer, Speaker und Therapeutin hat sie ein Programm entwickelt, das Menschen stark macht - nicht nur für Führungsaufgaben.

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