3 Ausreden von Gründern, Ihre App zu Früh zu Entwickeln

Wie man herausfindet ob man wirklich eine App braucht

70% aller Gründer wollen unbedingt eine App, brauchen aber keine. Im Folgenden stellen wir strategien dar, wie sich viel Geld und Frust sparen lässt und wie man entscheidet ob man wirklich eine App braucht.

In meinem Job berate ich täglich Gründer – und die meisten bitten mich darum, ihnen ihre erste App (oder Webapp) auf die Beine zu stellen. In gut 70% aller Fälle ist das rausgeworfenes Geld – und es liegt an mir, ihnen zu zeigen, dass sie mit anderen Methoden ihren Business Case schneller und günstiger validieren und sich gleichzeitig eine bessere Grundlage für ihr Produkt schaffen.

1. Um Potentiellen Investoren die Umsetzbarkeit zu Beweisen

In vielen Fällen wollen Gründer mit ihrem Produkt einem (häufig noch nicht vorhandenen) Investor zeigen, dass sie in der Lage sind das Produkt zu bauen. Dabei stehen sie natürlich vor dem Problem – wie finanziere ich das Produkt um dann mein Investment zu bekommen, wenn ich das Investment noch nicht habe?

Tatsächlich stellt sich bei den meisten dieser Produkte nicht die Frage, ob es möglich ist, sie umzusetzen. Das Alleinstellungsmerkmal einer Onlineplattform in einer bestimmten Branche ist nicht die Technologie „Plattform“, die neue App von morgen benutzt in 99% aller Fälle Technologien von heute – intelligent angewendet auf neue Probleme, aber dennoch Technologie von heute.

Die Umsetzung solcher Apps und Plattformen scheitert im Normalfall nur, wenn das Startup selbst keine technische Expertise hat oder sich „einfach einen Entwickler“ einstellt, der vielleicht für Anteile neue Probleme erzeugt aber leider kein Produkt. Wenn die Gründer selbst schon Plattformen oder Apps umgesetzt haben oder ein fähiger Partner mit an Bord ist, der entsprechende Referenzen vorzeigen kann, ist es leicht einen Investor von der Machbarkeit des Produkts zu überzeugen. Wenn jetzt noch ein klickbares Design Mockup existiert, kann man dem Investor mit wenig Ressourcen schon das Gefühl geben, die App direkt zu benutzen.

Der Knackpunkt des Geschäftsmodells ist am Ende des Tages, und auch für den Investor, der Markt und die Fähigkeit mit dem Produkt Geld zu verdienen.

Um Gründer auf Investoren vorzubereiten, arbeiten wir häufig viel eher mit ihnen an einem guten Business Modell, handfesten Daten, einem Klickdummy sowie das acquirieren von Kunden ganz ohne Produkt.

2. Um den Business Case zu Validieren

Nachdem wir nun verstanden haben, dass wir Investoren vor allem mit einem guten Businessmodell überzeugen, kommen viele Gründer auf uns zu und bitten uns dennoch, ein erstes Produkt zu bauen – um dann erste Umsätze zu machen und damit zu beweisen, dass das Modell tatsächlich funktioniert. Das ist eine sehr gute Frage, denn obwohl es viele Gründe gibt, dass Innovationsvorhaben scheitern, ist der fehlende Need doch der Hauptgrund dafür, dass die meisten Startups sterben.

Auch hier ist es häufig möglich, die Validierung des Business Modells auf eine einfachere Variante zu reduzieren. Dafür muss zunächst klar gestellt werden, was die riskantesten Annahmen des Modells sind.

Die Gründer von AirBnB fragten sich damals, ob es Leute gibt, die anstelle von Hotels auch mit den Zimmern anderer Leute zufrieden sind. Mit einer einfachen Landing Page, boten sie eigene Zimmer an, die telefonisch gebucht werden konnten – high tech App? Fehlanzeige. Time to assumption validation? Wahrscheinlich ein paar Stunden.

Die Moral ist einfach: keep it simple, validiere Annahmen ohne zwingend alles vollständig abzubilden oder zu automatisieren und sammle handfeste Daten.

3. Um das Problem für Alle Parteien zu Lösen

Wenn es z.B. um eine neue Plattform geht, die Kunden mit Dienstleistern zusammenbringt, könnten die wichtigsten Fragen sein:

  • Wie überzeuge ich Kunden, meine Plattform zu benutzen?
  • Wie überzeuge ich Dienstleister, meine Plattform zu benutzen?
  • Welche Partei bezahlt für die Plattform und was hat sie davon?

Das effektivste Modell an dieser Stelle ist häufig, einfach einen derartigen Deal händisch zu vermitteln und dafür eine Provision zu nehmen. Dadurch zeige ich dem Investor, dass der Businesscase da ist (vielleicht nicht profitabel in der händisch ausgeführten Variante, aber vorhanden!) und dass ich sein Geld nur dafür brauche, ihn skalierbar abzuwickeln. Alles, ohne ein erstes Software MVP bauen zu müssen.

Mit dieser Methode lässt sich der Business Case komplett für den Kunden abbilden und verstehen – tatsächlich haben schon Kunden von uns mit solchen Methoden 6 Stellige Jahresumsätze generiert und somit die Entscheidung, in den Business Case zu investieren trivial gemacht.

Zusammenfassung

In den Anfangsstadien eines Startups geht es meistens darum, das Geschäftsmodell zu validieren. Es muss nicht skalierbar gelöst werden. In vielen Fällen kann sogar das Problem des Kunden vollständig mit Manpower gelöst werden – das ist oft nicht profitabel aber fast immer deutlich günstiger als eine App zu entwickeln und dann festzustellen, dass die Nutzer sie nicht annehmen.

Founder of several startups. His latest company VIPERdev.io jumps as CTO plus development team into new startups and gets them to market lightning fast.

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