Mitarbeiter im Home Office – Begleiten und Coaching ist Führungsaufgabe!

Wie unterstützen Führungskräfte ihre Mitarbeiter effektiv aus der Ferne - Schritt für Schritt zu mehr Eigenverantwortung und Selbständigkeit? Coachingkompetenzen helfen.

Coaching ist schon lange als wirksames Personalentwicklungsinstrument etabliert. Auch Führungskräfte können sich die Grundlagen des Coachings zu Nutze machen und gerade in der aktuellen Situation in und aus dem HomeOffice ihre Mitarbeiter gut begleiten und anleiten. Und das auch virtuell.

Coaching – was ist das?

Coaching ist ein Begriff, der heute schon fast inflationär genutzt wird. Jeder kann Coach sein und andere coachen. Es handelt sich nicht um einen geschützten Beruf.  Dabei können nach wie vor viele mit dem Begriff an sich nichts anfangen. Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe für psychisch gesunde Menschen. Oder, wie Sir John Whitmore es 1992 ausdrückte:

„Coaching is unlocking a persons potential to maximize their own
performance. It is helping them to learn, rather than teaching, telling or training
them“
– Sir John Whitmore

Coaching in Abgrenzung zu anderen Berufsgruppen

Berater, Trainer, Coaches, Teamentwickler, Therapeuten, Mentor, was noch? Viele Begriffe und wenig Klarheit. Das kennzeichnet das Aufgabengebiet der verschiedenen Berufsgruppen:

  • Berater: analysiert die Problemstellungen; gibt Tipps und Anleitung; hat Optimierung und Unterstützung zum Ziel; bringt eigene Erfahrungen und Konzepte ein
  • Trainer: vermittelt Wissen und verfolgt Lernziele; möchte befähigen, das Gelernte umzusetzen und anzuwenden
  • Coach: nimmt sich selbst zurück, gibt Unterstützung mit dem Ziel der Selbsthilfe
  • Teamentwickler: unterstützt Teams sich eben als Team zu finden, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen
  • Therapeut: arbeitet mit seinem Klienten die Vergangenheit auf und behandelt psychische Erkrankungen
  • Mentor: teilt eigenes Erfahrungswissen, gibt Tipps und Anleitung; in der Regel unentgeltlich

Welche Themen eignen sich für Coaching?

Das Business-Coaching unterstützt Führungskräfte, Projektleiter und Mitarbeiter bei Themen rund um das Business. Das sind zum Beispiel:

  • Persönliche Weiterentwicklung
  • Konfliktlösungen
  • Entscheidungsfindung
  • Veränderung von Verhaltensmustern
  • Zielfindung
  • Karriereplanung/berufliche Veränderung
  • knifflige Führungsthemen
  • Motivationsthemen
  • Prüfungsangst oder Angst vor Reden
  • Verbesserung der Work-Life-Balance
  • Persönliches Stressmanagement

Coaching – wo sind die generellen Grenzen?

Coaching ist Prozess, der Entwicklung unterstützt. Wie oben bereits beschrieben bei psychisch gesunden Menschen. Das bedeutet, dass dort wo diese Grenze verschwimmt auch das Coaching enden muss. Ein professioneller Coach erkennt das und wird den Prozess abbrechen.

Der Coach ist wie ein Gärtner …

Die Arbeit des Coaches gleicht der eines Gärtners, der verschiedene Pflanzen pflegt.
Eine Pflanze liebt den strahlenden Sonnenschein, die andere den kühlen Schatten; die eine liebt das Bachufer, die andere die dürre Bergspitze. Die eine gedeiht am besten auf sandigem Boden, die andere im fetten Lehm. Jede muss die ihrer Art angemessene Pflege haben, andernfalls bleibt ihre Vollendung unbefriedigend.
– ‚Abdul’l-Bahà

Die Führungskraft ist eher vergleichbar mit einem Bergführer

Führungskräfte sind vergleichbar mit einem Bergführer: Im Auftrag der Fremdenverkehrsleitung führen sie Wanderer zum Gipfel. Sie geben Orientierung auf die Arbeitsziele, ermutigen und unterstützen auf dem Weg. Denn nach all den obigen Ausführungen stellt sich folgende Frage:

Kann die Führungskraft ein Coach für die Mitarbeiter sein?

Der Coach ist generell ausschließlich seinem Klienten verpflichtet. Er beobachtet und stellt Fragen. Der Coach ist grundsätzlich urteilsfrei und ergebnisoffen. Er arbeitet neutral und wohlwollend als Unterstützer des Coachee.

Die Führungskraft dagegen ist zuerst dem Unternehmen verpflichtet. Ihre wichtigsten Aufgaben sind Ziele setzen, delegieren und  motivieren. Darüber hinaus soll sie die Mitarbeiter fördern und fordern, kontrollieren, belohnen, sanktionieren. Eben die Interessen des Unternehmens im Blick haben (unternehmerisches Denken und Handeln).

Was schließen wir daraus? Die Führungskraft ist und bleibt Führungskraft. Allerdings kann sie mit einer coachenden Haltung und einem fundierten Repertoire an Werkzeugen die Vorteile des Coachings nutzen. Das hilft ihr dabei letztendlich die Ziele (eigene, wie die des Unternehmens) besser erreichen zu können. Ganz nebenbei unterstützt sie ihre Mitarbeiter bei der persönlichen Entwicklung und dem Ausbau einer erhöhten Problemlösekompetenz.

Coachende Haltung – was ist damit gemeint?

Coaching bedeutet begleiten. Das heißt, die Führungskraft begleitet den Mitarbeiter. Begleitet ihn/sie dabei, die bestmögliche Lösung zu finden. Bestmöglich für den Mitarbeiter. Nicht zwangsläufig für die Führungskraft. Die Lösung kann deshalb durchaus von der Idee der Führungskraft zur Lösung abweichen. Das heißt demnach auch, dass coachendes Vorgehen nicht möglich ist, wenn schon eine Lösung avisiert ist. Dann wäre das sogar eher kontraproduktiv und demotivierend. Der Vorteil daran, die Mitarbeiter zu einer eignen Lösung zu begleiten, bringt auf jeden Fall dem Mitarbeiter Selbsterkenntnis. Und die hat den Vorteil, dass ein Mitarbeiter dazu lernt und sich weiterentwickelt.

Coaching speziell für Home Office

Warum eine coachende Haltung gerade aktuell die Situation im Home Office unterstützen kann.

Führungskräfte fragen derzeit ständig nach Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter im Home Office besser zu unterstützen. Näher dran zu sein. Für Fragen und Hilfestellung ansprechbar zu sein. Und oft wissen sie nicht, wie sie das bewerkstelligen sollen. Gerade hier ist eine coachende Grundhaltung und einfache Coaching-Interventionen/Fragen ein hilfreicher Ansatz. Ich erlebe gleichzeitig hochkarätige Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern Sicherheit vermitteln. Die regelmäßig ansprechbar sind – zu festen Zeiten, denn sie haben selbst auch Aufgaben. Achtung: Das bedeutet nicht, im Notfall nicht erreichbar zu sein. Es bedeutet lediglich zum Eigenschutz auch den eigenen Alltag zu organisieren und Themen zu bündeln. Führungskräfte, die empathisch sind. Danach fragen, wie es dem Mitarbeiter gerade geht – ehrlich und interessiert. Führungskräfte, die Anteil nehmen und hinhören, wo es nicht so gut läuft. Das ist mit der coachenden Haltung (auch) gemeint.

Geht das auch virtuell?

Ja, absolut! Coaching mit einem Profi klappt virtuell auch ganz wunderbar. Dazu gibt es inzwischen hinreichend Studien und Erfahrungsberichte. Professionelle Anbieter haben sich mit den Möglichkeiten, Voraussetzungen und Grenzen auseinandergesetzt. Sie können beraten und lehnen ab, was nicht geht.

Die Führungskraft kann ein paar einfache Coachingtechniken auf jeden Fall virtuell nutzen. Dazu reicht oft ein Telefon oder noch besser ein Video-Call. Wer fragt der führt ist so ein alter Spruch, der seine Gültigkeit hat.

Kreativ sein beim Fragen stellen

Es gibt viele tolle Fragen und hier darf die Führungskraft kreativ werden. Ziel ist, einen Perspektivenwechsel anzuregen. Vielleicht helfen die folgenden Beispielfragen etwas auf die Sprünge:

  • Wann zeigt sich Ihr Problem? Woran machen Sie es fest?
  • War es schon mal anders? Welche Ausnahmen gibt es?
  • Was könnte im Schlimmsten Fall passieren, wenn Sie das Problem nicht lösen?
  • Wie geht es Ihnen damit?
  • Was wäre anders, wenn das Problem gelöst wäre?
  • Wie können Sie Ihre Stärken genau hierfür einsetzen?
  • Was würde Kollege xy zu diesem Problem sagen? Welchen Lösungsvorschlag hätte er?

Was noch wichtig ist

Das Medium ist die Brücke. Das Medium muss funktional sein und intuitiv bedienbar – zumindest für virtuelle Neulinge. Viel wichtiger ist aktuell die Botschaft, die emotionale Nähe, der Austausch. Und da funktionieren als Krisenhilfe viele Tools.

Und die Führungskraft? Wo bekommt sie Unterstützung?

Ziemlich viel für so manche Führungskräfte. Wer unterstützt sie in der Situation? Es kursieren glücklicherweise inzwischen viele Tipps und Anregungen zu Arbeiten und Führen im HomeOffice im Netz. Darüber hinaus erlebe ich auch großartige Initiativen innerhalb von Unternehmen – die Personalentwicklungsbereiche leisten super Arbeit in dieser Krise. Darüber hinaus kann Business-Sparring mit anderen Führungskollegen wertvolle Impulse liefern. Oder auch Online-Trainings zu diesem Thema. Und natürlich alle gut ausgebildeten (Online-)Coaches, die auf dem Markt verfügbar sind. Sie sollten jedoch auf eine professionelle Ausbildung und entsprechende Erfahrung achten.

Wenn Menschen gemeinsam auf einem Trampolin springen, können sie sich gegenseitig beschleunigen oder ausbremsen. Das ist in Teams und Organisationen genauso. Als Trainerin, Coach, Team- und Kulturentwicklerin begleitet Sandra Dundler die Menschen digital und analog dabei, die Herausforderungen der Transformation zu meistern. Sie war selbst lange Jahre Mitarbeiterin in einem Konzern auf unterschiedlichen Führungsebenen.

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