7 Meeting-Typen verstehen – Innovative, Bewahrer, Styler, uvm.

Wie unterscheiden sich diese Meeting-Typen und welcher Typ sind Sie?

Virtuelle Meetings sind aus der Arbeitswelt der Zukunft nicht mehr wegzudenken. In diesem Artikel stellen wir Ihnen verschiedene Meeting-Typen vor und zeigen auf, wie diese sich im Umgang mit Videokonferenzen unterscheiden.

Bedingt durch die Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt in den vergangenen Monaten drastisch verändert. Besonders ein Trend – das Arbeiten im Home Office – hat stark an Zuspruch gewonnen. Auch viele Unternehmen, die dem Arbeiten in den eigenen vier Wänden zuvor kritisch gegenüberstanden, eröffneten Mitarbeiter:innen in der Krise diese Möglichkeit. So arbeitete laut einer repräsentativen Befragung des Digitalverbandes Bitkom Mitte März letzten Jahres fast jeder zweite Berufstätige im Home Office (Bitkom e.V., 2020). Während die einen über Zoom-Fatigue (Bailenson, 2021) klagen und es kaum erwarten können, wieder häufiger in den Büroräumlichkeiten zu sein, haben sich andere an das Arbeiten in den eigenen vier Wänden gewöhnt und möchten es nicht mehr missen. Auch wenn die aktuell sinkenden Covid-19 Infektionszahlen immer mehr Berufstätigen eine Rückkehr in die Büros Ihrer Unternehmen ermöglichen, ist das Arbeiten im Home Office nicht mehr vollständig wegzudenken (Barrero et al., 2020; Choudhury, 2020). Und so finden weiterhin berufliche Meetings virtuell über Zoom, Skype, GoToMeeting oder andere Plattformen statt. Aber wie verändern virtuelle Meetings die Kommunikation in Unternehmen? Und wie unterscheiden sich Berufstätige in der Wahrnehmung dieser?

Im Rahmen einer Pilotstudie haben wir am Lehrstuhl für Personalführung der WHU – Otto Beisheim School of Management insgesamt 235 Personen zum Arbeiten im virtuellen Raum befragt.

Dabei fanden wir sieben virtuelle Meeting-Typen:

  1. Bewahrer
  2. Innovative
  3. Stille
  4. Laute
  5. Styler
  6. Multitasker
  7. Datenschützer

Wie unterscheiden sich die sieben virtuellen Meeting-Typen?

Insgesamt 35,3% der Studienteilnehmer:innen fallen in die Kategorie des „Stylers“ (vgl. Abbildung 1), welcher sich mit Bedacht kleidet und auch den Hintergrund in virtuellen Meetings bewusst gestaltet. Damit stellt dieser Typ die größte Gruppe dar. Dem „Innovativen“ können 22,6% der Studienteilnehmer:innen zugesprochen werden. Diese Personen sind eher technikaffin und bringen gerne neue Ideen in virtuelle Meetings ein. Im Gegensatz zum „Innovativen“, setzt der „Bewahrer“ (11,5%) eher auf Altbekanntes und tut sich schwer damit die Vorteile von virtuellen Meetings zu sehen. Der „Stille“ (12,8%) ist zurückhaltend und überlässt in virtuellen Meetings gerne anderen die Führung. Auch fällt es ihm schwer, in diesem Kontext seine Meinung zu äußern und überlässt die Gesprächsführung gerne anderen. Weitaus seltener ist der „Laute“ unter den Befragten vertreten (3,4%). Dieser ist eher extrovertiert und übernimmt eine leitende Rolle. Bedenken hinsichtlich des Informationstransfers in virtuellen Meetings hat der „Datenschützer“, dem 4,3% der Befragten zugeordnet werden können. Insgesamt 10,2% der Studienteilnehmer:innen lassen sich dem „Multitasker“ zuordnen, welcher nebenbei andere Dinge erledigt. Beispielsweise beantwortet und schreibt der „Multitasker“ signifikant häufiger parallel Emails als der „Bewahrer“ und der „Styler“. Parallel anderen Tätigkeiten nachzugehen ist jedoch allgemein nicht unüblich in virtuellen Meetings. So berichten mehr als die Hälfte der Befragten davon, bereits währenddessen das private Handy genutzt zu haben. Aber auch das Erledigen von Hausarbeit oder Online-Shopping sind beliebte Nebenaktivitäten.

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Abbildung 1. Die 7 Typen in virtuellen Meetings. – Eigene Darstellung

Wer sind die Studienteilnehmer:innen?

An der Studie nahmen 113 Männer und 121 Frauen teil. Eine Person ordnete sich der Geschlechterkategorie „divers“ zu. Mehr als Zweidrittel der Befragten (78 %) befinden sich in einer Vollzeit-Beschäftigung. Angehörige des Typen „Stille“ sind tendenziell etwas häufiger in einer Teilzeit-Beschäftigung als Angehörige der anderen sechs Typen. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer:innen beträgt 46 Jahre – wobei die „Bewahrer“ mit durchschnittlich 50 Jahren etwas älter und die „Lauten“ sowie „Innovativen“ mit durchschnittlich 40 und 43 Jahren etwas jünger sind. Die Anzahl der durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitsstunden liegt bei den „Lauten“ am höchsten. Es ist auch dieser Typ, der signifikant häufiger Führungskraft ist als der „Styler“ oder der „Stille“. Die Anzahl der Jahre in Berufstätigkeit liegt über alle Typen hinweg bei durchschnittlich fast 24 Jahren.

Wie verändert die Corona-Pandemie die Arbeitswelt?

Die Corona-Pandemie hat für den Großteil der Befragten eine Veränderung ihres Arbeitsalltages herbeigeführt. So hat die Anzahl der beruflichen Meetings für mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer:innen (51,9%) zugenommen und liegt nun bei durchschnittlich 2,6 Meetings pro Woche. Bedingt durch die Pandemie gehen viele Mitarbeiter:innen, wenn immer möglich, ihrer beruflichen Tätigkeit virtuell nach. Allerdings zeigen sich dort bereits Unterschiede zwischen den Meeting-Typen. So hat der „Innovative“ bereits vor Pandemie-Beginn signifikant häufiger an virtuellen Meetings teilgenommen als der „Bewahrer“ oder der „Stille“. Möglicherweise ist es dieser Übungseffekt, welcher dafür sorgt, dass der „Innovative“ virtuelle Meetings im Vergleich zu persönlichen Meetings im Büro als signifikant unkomplizierter wahrnimmt als der „Bewahrer“. Der eher traditionelle „Bewahrer“ präferiert den persönlichen Austausch in den Büroräumlichkeiten und verwendet in virtuellen Meetings seltener die Videokamera. Unter diesen Gegebenheiten wundert es wenig, dass der „Bewahrer“ im Vergleich zum „Innovativen“ signifikant unzufriedener damit ist, wie das virtuelle Arbeiten vom Arbeitgeber gestaltet wird.

Betrachtet man die Altersverteilung der Befragten, so sind die 18- bis 30-Jährigen am Zufriedensten damit, wie das virtuelle Arbeiten von ihren Arbeitgeber:innen umgesetzt wird. Es sind auch die Jüngeren, die sich in Zeiten der Pandemie stärker von ihrer Führungskraft unterstützt fühlen. Gleichzeitig sind sie jedoch auch diejenigen, die im Vergleich zu älteren Befragten stärker das Gefühl haben, sich im Home Office beweisen zu müssen. Eine mögliche Erklärung hierfür könnten die geringere Berufserfahrung und dadurch bedingte Unsicherheiten im Arbeitskontext sein.

Neben den ermittelten Meeting-Typen und dem Alter sind auch Geschlechterunterschiede im virtuellen Arbeitskontext feststellbar. So verbringen Frauen im Geschlechtervergleich seit dem Beginn der Corona-Pandemie signifikant weniger Zeit in virtuellen Meetings. Und auch vor der Pandemie haben Frauen weniger Erfahrung in diesem Kontext gesammelt.

Es lässt sich feststellen, dass die befragten Frauen im Vergleich zu den befragten Männern mehr Zeit mit der Kinderbetreuung verbringen. Allerdings lässt sich aus den vorliegenden Daten nicht ableiten, ob dies der aktuellen Pandemie geschuldet ist oder bereits zuvor der Fall war. Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) zufolge kann die Corona-Pandemie aber eine Herausforderung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie darstellen (Müller et al., 2020). Welche Rolle das Arbeiten im Home Office dabei spielt, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend geklärt werden.

Es zeigt sich in den uns vorliegenden Daten, dass das Erleben und Bewerten des virtuellen Arbeitens von Berufstätigen sowohl von Lebensphasen, Altersgruppierungen und Präferenzen abhängig ist. Jedoch nehmen alle sieben virtuellen Meeting-Typen das Arbeiten im Home Office insgesamt als neutral oder positiv für ihre persönliche Work-Life-Balance wahr. Alle Meeting-Typen sind sich einig: Das Arbeiten im Home Office hat Zukunftspotenzial!

Welcher virtuelle Meeting-Typ sind Sie?

Finden Sie sich in einem der sieben beschriebenen Typen wieder? Oder haben Sie ganz andere Erfahrungen in virtuellen Meetings gemacht?

Finden Sie heraus welcher Meeting-Typ sie sind. Die WHU hat dazu einen Test gemacht:

Meeting-typen test (externer Link)

 

Autorinnen: Lioba Gierke & Prof. Dr. Fabiola H. Gerpott

Literaturverzeichnis

Bailenson, J. N. (2021). Nonverbal overload: A theoretical argument for the causes of Zoom fatigue. Technology, Mind, and Behavior, 2(1), 1–6. https://doi.org/10.1037/tmb0000030

Barrero, J. M., Bloom, N., & Davis, S. J. (2020). Why Working From Home Will Stick. https://nbloom.people.stanford.edu/sites/g/files/sbiybj4746/f/why_wfh_stick1_0.pdf

Bitkom e.V. (2020, March 18). Corona-Pandemie: Arbeit im Homeoffice nimmt deutlich zu. Bitkom E.V., 2020. https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Corona-Pandemie-Arbeit-im-Homeoffice-nimmt-deutlich-zu

Choudhury, P. (2020). Our Work-from-Anywhere Future. https://hbr.org/2020/11/our-work-from-anywhere-future

Müller, K.-U., Samtleben, C., Schmieder, J., & Wrohlich, K. (2020). Corona-Krise erschwert Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Mütter – Erwerbstätige Eltern sollten entlastet werden. DIW Wochenbericht, 87(19), 331-340. https://www.econstor.eu/handle/10419/219377. https://doi.org/10.18723/diw_wb:2020-19-1

Lioba Gierke ist Psychologin und promoviert aktuell an der WHU - Otto Beisheim School of Management im Bereich "Leadership". In ihrer Forschung befasst sie sich mit dem Einfluss der Digitalisierung auf die Kommunikation im Arbeitskontext.

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