Das IoT – große Ambitionen, schleppende Umsetzung: Woran liegt es? – Teil 2

Wenn ständige Kursänderungen den Gesamterfolg gefährden.

Wie im ersten Teil der Artikelreihe bereits diskutiert, scheitern viele IoT Initativen an dem Dilema, zwischen kurzfristigen, hohen Umsatzerwartungen während strategisch unklar ist wie man diesen Umsatz realisieren will.
Doch die vermutlich häufigste und gleichzeitig auch gefährlichste Reaktion könnte die „Agile IoT“ Reaktion oder wie sie besser heißen sollte „Moving Target“ Reaktion darstellen.

Wie im ersten Teil der Artikelreihe bereits diskutiert, scheitern viele IoT Initativen an dem Dilema, zwischen kurzfristigen, hohen Umsatzerwartungen während strategisch unklar ist wie man diesen Umsatz realisieren will.
Doch die vermutlich häufigste und gleichzeitig auch gefährlichste Reaktion könnte die „Agile IoT“ Reaktion oder wie sie besser heißen sollte „Moving Target“ Reaktion darstellen.

Der folgende Artikel versucht aufzugreifen, warum diese Reaktion die gefährlichste und schleichendste Form der Reaktion im IoT sein könnte und viele Unternehmen möglicherweise gar nicht merken, dass sie ihren Erfolg im IoT gefährden oder sogar glauben, dass sie auf dem Richtigen Weg sind – und dies meist unter dem „sicheren“ Deckmantel der Agilität.

Die harte Realität in vielen deutschen Firmen – Auf Grund von unterschiedlichen Herrausforderungen, bspw. fehlenden Entscheidungen der Führungsebene, undefinierten Marktstrategien und deshalb nicht ergründeten Kundenanforderungen, gibt es keine gemeinsame Richtung für IoT Initiativen. In jedem Projekt und häufig sogar bei jedem Sprint Planning (Entwicklungsplanung) wird aufs Neue diskutiert was nun eigentlich das Wichtigste in der Applikation ist und was die Anforderungen der potentiellen Kunden sind.

Ständige Kursänderung (‚Moving Target‘ Reaktion)

‚Moving Target‘ Verhalten führt dadurch zu überdurchschnittlich langen Entwicklungszeiten, da keine klare Vision und keine Marktanforderungen definiert wurden. Häufig wird dem Entwicklungsteam überlassen zu entscheiden wie sie 2-3 völlig verschiedene Geschäftsmodelle in einer ‚Plattform‘ kombinieren.
Ihnen wird also bspw. überlassen ob sie sich zuerst auf die Entwicklung für Kreditkartenzahlungen fokussieren sollten, weil langfristig ggf. Kunden flexibel zahlen wollen oder ob sie ein besonders gute Entwicklungsumgebung kreieren, damit mögliche Kunden und Partner auf der Plattform selbst Applikationen entwickeln können.

Worst Case – Wenn Agilität die Entwicklung verzögert

Wer Entwicklungsteams vor die Entwicklung einer ‚Eierlegendenwollmilchsau‘ setzt, lädt die Konkurrenz geradezu ein vorbeizuziehen, weil Entwicklungsprojekte nicht mehr wenige Monate dauern, sondern sich leicht über mehrere Jahre hinziehen können. Und dies trotz und ggf. gerade wegen agilen Arbeitsweisen, die immer wieder Kurskorrekturen zulassen.

Vision als Leitstern für Innovations- und Entwicklungsaktivitäten

Wie können Unternehmen sich hiervor schützen?

Egal welche Industrie und welcher Reifegrad – Einer der Schlüssel für eine tragfähige IoT Strategie und Umsetzung ist die Definition einer langfristigen Vision und Ambitionen, sich nicht von Panikmache und Reaktionen auf Megatrends leiten zu lassen und nicht den einfachsten und naheliegendsten Weg zu gehen.

Entscheiden, ob Sie ihre IoT Vision langfristig aufgesetzt haben und wissen wie sich ihre IoT Services von denen ihrer Konkurrenz unterscheiden, können Sie nur selbst validieren.

Nutzen Sie die, absichtlich überspitzt formulierten, Pauschalreaktionen in dieser Artikelreihe (Teil 1: hier) als Realitätscheck ihrer Ambitionen und Beweggründe:

  • Schöpfen Sie das Potential von IoT für sich voll aus (interne Effizienzen + externes Service Potential)?
    • Welche internen Effizienzen durch IoT haben Sie noch nicht erschlossen?
    • Kennen Sie den Mehrwert den IoT für ihre Kunden schaffen kann? Für welche IoT Lösungen sind ihre Kunden bereit zu zahlen?
  • Was sind die Probleme ihrer Kunden, die sich mit IoT lösen lassen? Was kann Ihr Unternehmen dazu beitragen/Was wollen Sie für Ihre Kunden (in Zukunft) sein?
    • Haben Sie realistische Ambitionen?
    • Haben Sie die Ressourcen & Fähigkeiten um Ihre Vision umzusetzen?
  • Investieren Sie in skalierbare Lösungen?
    • Haben Sie definiert in welche Märkte Sie investieren wollen und in welche nicht und warum? (Ist der Wert Ihrer Lösung größer als Ihre Kosten?)
    • Wie offen ist Ihre IoT Strategie? Sind sie bereit im Ökosystem zuarbeiten?
    • Welche Partnerschaften könnten Sie voranbringen?

Gemeinsame Vision ermöglicht Planung

Genauso wie viele Unternehmen in zu vielen Märkten gleichzeitig spielen wollen, wollen sie auch gleichzeitig zu viele Dinge für ihre Kunden sein.

Haben Sie Ihre IoT Strategie marktgetriebenen definiert (inkl. Zielmärkte, Kunden und Angebot und vor allem welche NICHT) haben Sie die Grundlage für eine solide Planung geschaffen, die klare Kommunikation von Meilensteinen, Ambitionen und Fortschritt ermöglicht.

Erfolge messbar machen

Um das zu Anfang beschriebene Dilemma zu lösen und Einzelprojekte als Schritte eines größeren Ziels – der definierten IoT Vision – darzustellen, kann ein wichtiger Schritt sein Erfolge messbar zu machen. Unterstützen ihre IoT Lösungen Nutzungs-Analysen (Usage Analytics)? oder können Sie indirekt transformatorische KPIs (wie z.B. Anzahl Vertriebsprojekte bei denen Servicekomponenten mitverkauft wurden oder Pull Through von anderen Produkten generiert haben) transparent auswerten?

IoT Strategie an Unternehmensstrategie knüpfen

Einmal definiert, lässt eine solide Strategie die Definition von Kernkompetenzen zu. In welchen Tätigkeiten liegt Ihre Differenzierung? Welches sind Kernkompetenzen, die Sie selbst aufbauen sollten? Und in welchen Bereichen können und sollten Sie Partnern vertrauen? Ist es Teil ihrer Unternehmensstrategie bspw. sich durch Premium Servicequalität zu unterschieden, dann ist es durchaus eine Überlegung wert, ein eigenes Service Operation Team aufzubauen. Wohin gegen es aus Kosten- und Effizienz Sicht meist sinnvoller ist für kleinere Unternehmen auf einen externen Partner zurückzugreifen, da ein eigenes 24/7 Betriebsteam mindestens 4-9 FTE benötigt.

Langfristige Umsetzung – Recruiting, Change Management & Weiterbildung

Da fast alle strategischen Reaktionen auf die Möglichkeiten im IoT weitestgehend Neuland für Industrieunternehmen sind, braucht es für alle neue Fähigkeiten, ein klares Change Management und Weiterbildungsprogramme für bestehende Teams. Eine klare Strategie und Planung ermöglichen hierbei eine klare Definition der benötigten Fähigkeiten und thematischen Fokusthemen, um bestehende Teams weiterzubilden und ermöglicht es eine klare Kommunikationslinie zu finden, um die Veränderung umzusetzen. Haben Sie einen klaren Blick auf die „weicheren“ Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung ihrer IoT Strategie?

Natalie ist eine der weltweiten Leads im Aufbau der Serviceabteilung für IoT & digitale Services für Danfoss Climate Solutions. Sie treibt in ihrer Funktion, als Leiterin des Produktmanagement Digitale Services, die IoT-Markt- und Produktstrategie voran, baut globale Partnerschaften auf und gestaltet die Go-To-Market Strategien. Zuvor leitete Natalie für Gartner Consulting Top-Management-Engagements bei globalen Fortune-500-Unternehmen rund um KI und IoT.

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