Wandel im digitalen Wandel: Wie ihre Organisation mit dem Tempo der Digitalisierung mithält

Der digitale Wandel braucht auch agile Organisationen

Organisationen müssen sich mit dem neuen Wandel rund um Digitalisierung und digitale Transformation stellen. Dabei heisst es neue Wege zu gehen und versuchen sich den Veränderungen anzupassen.

Da haben wir es wieder! Kaum hatte die Menschheit sich an die Veränderungen durch Arbeitsteilung (Taylorismus), Elektrifizierung, Computer und Internet gewöhnt, da kommt mit der Digitalisierung schon das nächste Veränderungsmonster um die Ecke.

Und dieses Monster hat es in sich, zumal es so ziemlich alles in Frage stellt, was wir in der Vergangenheit gelernt haben und was uns lange Zeit sehr erfolgreich gemacht hat. „Verdammt!“ mögen viele denken, „ich hatte es mir so schön eingerichtet, und jetzt das…“

Doch diese falschen Gedanken behindern uns. Wir hegen hier den Anspruch auf Nichtveränderung. Allerdings streben wir seit Anbeginn der Menschheit nach stetiger Verbesserung und neuen Möglichkeiten. Beides liegt tief in unserer DNA verwurzelt. Wir haben es hier mit etwas zu tun, was wir tief in unserem Herzen wollen: Fortschritt und Freiheit. Wenn uns nur nicht diese Angst vor Veränderung im Weg stehen würde – ein Dilemma.

Eigentlich wollen wir alle besser werden

Die Digitalisierung ist im Grunde genommen eine konsequente Weiterverfolgung jener Potentiale, welche sich aus Daten, Kollaborationen, Computern, Softwarelösungen und besseren Vernetzungen ergeben haben. Ein notwendiger Schritt, um weitere Potentiale zu schöpfen und Mehrwerte aus Daten zu generieren. Und ein wichtiger Schritt, um einfach besser zu werden.

Dort liegt eigentlich schon der Schlüssel zu einer erfolgreichen Strategie der digitalen Transformation im Unternehmen: Konzentrieren wir uns doch einfach auf die Möglichkeiten, das Neue, die Potentiale, also das, was wir erreichen werden – und nicht auf die unliebsamen und notwendigen Veränderungen. Mit dieser Sichtweise könnte digitale Transformation sogar Spaß machen, man stelle sich das vor:  Spaß! In deutschen Unternehmen! – aber einmal etwas analytischer und von Anfang an:

Neue Player sind oft besser

Informationen sind heute viel einfacher und günstiger verfügbar, als früher und die Preise für Infrastruktur und Transaktionen sind stark gesunken. Deshalb können heute kleine und junge Unternehmen Leistungen und Produkte anbieten, die früher nur durch langjähriges Know-How verbunden mit erheblichen Investitionen erschaffen werden konnten. Meist konnten diese Leistungen und Produkte nur durch große Konzerne vermarktet werden.

Durch exzellente Marktsegmentierung und Zielgruppenkenntnis, sowie konsequente Kundenzentrierung mit wesentlich höherer Qualität gelingt dies den neuen Playern heutzutage häufig besser, als es den Playern der „Old Economy“ gelingt.

Das Tempo der Veränderung steigt

Die Folge für etablierte Unternehmen sind zunehmend neue Wettbewerber und extrem kurze Innovationszyklen durch die Schaffung immer besser auf die Zielgruppen zugeschnittene und individualisierte Leistungen. Kurzum: Die Märkte ändern sich in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit und das Tempo der Veränderung steigt.

Etablierte Unternehmen sehen sich also zunehmend vor der Herausforderung, innovativer und schneller zu werden, während sie doch so gut von den aktuellen Kernprodukten leben können.

Komplexität ist nicht kompliziert

Ein weiterer Faktor ist die steigende Komplexität, welche nicht mit Kompliziertheit verwechselt werden darf. Ein Uhrwerk ist kompliziert, ich bewundere die Kunst, ein Uhrwerk zu bauen – aber es ist, wie wir jede Sekunde sehen können, beherrschbar und kontrollierbar.

Komplexität ist nicht beherrschbar und vorhersehbar. Wetterphänomene beispielsweise sind komplex, da nicht beherrschbar.

Die im Vergleich geringe Veränderungsgeschwindigkeit vergangener Zeiten hat uns glauben lassen, wir haben es mit Kompliziertheit zu tun. Viele Unternehmen versuchen deshalb, Veränderungen genau vorherzusagen und diese in einer komplizierten „Unternehmensformel“ münden zu lassen. Strategische Planung des Top-Managements anhand dieser „Unternehmensformel“ soll Risiken minimieren und Chancen rechtzeitig zu erkennen helfen.

Das hat früher ganz gut funktioniert. Aber in einer Zeit der hohen Veränderungsgeschwindigkeit bedingt durch exponentielles Innovationswachstum und komplexer Marktveränderungen ist es ein Irrglaube, zu meinen, man könne Märkte und Unternehmen über Zeiträume von 5 Jahren und länger genauestens planen und allein damit Risiken minimieren und Chancen erarbeiten.

Anpassungsfähige Marktteilnehmer und Unternehmensmerkmale

Es geht deshalb darum, Unternehmen so umzubauen, dass schnell anpassungsfähige Marktteilnehmer entstehen. Das heißt, dass die Organisation eines Unternehmens vor allem die Merkmale Agilität, Schnelligkeit, hohe Innovationskraft und kurze Entscheidungswege aufweisen muss, um auch zukünftig Wettbewerbsvorteile aufbauen zu können und somit marktfähig zu bleiben. Doch wie erreichen wir das?

Wir haben gelernt, dass Marktmechanismen im Hinblick auf Anpassungsfähigkeit, wenn sie gezielt und unter passenden Rahmenbedingungen eingesetzt werden, sehr effektiv, wirksam und schnell sind.

Ich bin der Meinung, diese Erfahrung sollten wir uns auch IN den Unternehmen zu Nutze machen.

Innovationsfördernde Rahmenbedingungen

In einem ersten Schritt müssen meines Erachtens innovationsfördernde Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu gehören Maßnahmen und Kulturveränderungen, die die Vernetzung und den Austausch untereinander fördern. Ebenfalls muss der Mut belohnt werden, etwas auszuprobieren und ein mögliches Scheitern darf nicht bestraft werden. Beides ist unabdingbar für eine Kultur des schnellen Lernens. Auch kreativitätsfördernde Arbeitsumgebungen sind in diesem Zusammenhang wichtig – und dies geht auch mit anderen Mitteln, als Bällebad und Rutsche….

Eine gemeinsame – bereichsübergreifend genutzte – Cafeteria, oder eine zentrale Kantine zum Beispiel können dabei helfen, den übergreifenden Austausch zu fördern und Silodenken und übertriebene funktionsorientierte Denkweisen aufzubrechen. Meetingräume, in denen statt zentralem Tisch und Stühlen mit Bänken, Hockern oder Sitzsäcken gearbeitet wird, sind für viele Aufgaben viel geeigneter.
Meetingformen, in denen kurz und knackig Herausragendes präsentiert wird, z.B. eine neue Funktion, eine pfiffige Kampagne oder ein erreichter Meilenstein, in Form von unterhaltsamen Pitches dargestellt, sind ein anderes Beispiel. Auch innovationsbezogene unternehmensübergreifende Veranstaltungen, wie MeetUps können hilfreich sein, um den Blick über den Tellerrand hinaus zu schärfen.  Und so gibt es viele kleine Beispiele, die Veränderungen begünstigen – und nebenbei auch noch sehr viel Spaß machen können. Und die Arbeit muss Spaß machen, wenn ein Unternehmen auch zukünftig noch für junge Menschen attraktiv sein will.

Zeitgemäße Kommunikationsmittel

Weiterhin müssen die Kommunikationsgewohnheiten von Digital Natives berücksichtigt werden, denn eingefahrene Prozesse und restriktive Kommunikationswege schrecken Digital Natives ab und verhindern die Potentialentfaltung der einfacheren und effektiveren Vernetzung mithilfe moderner Kommunikationstechnologien.

Selbstverantwortliche Teams

Der Dreh- und Angelpunkt einer sich dem digitalen Wandel erfolgreich stellenden Organisation aber sind meines Erachtens teilautonome, eigenverantwortliche und selbstwirksame Teams. Teams, welche sich in marktähnlichen Mechanismen intern durchsetzen müssen. Solche Teams erhalten Aufgaben, die sie selbstverantwortlich lösen. Diese Aufgaben sind idealerweise so zugeschnitten, dass sie eine erfolgversprechende Marktsegmentierung unterstützen. Ist dies der Fall, wird sich immer eine ausgeprägte Kundenzentriertheit einstellen. Die Kenntnis der Kundenbedürfnisse wird dann zur Maxime des Handelns und hilft bei der Priorisierung von (Teil-)Aufgaben und beim Treffen von marktorientierten Entscheidungen direkt auf der operativen Ebene. Lange Entscheidungswege über die verschiedenen Hierarchiestufen gehören dann der Vergangenheit an.

Der Kunde steht im Mittelpunkt des Denkens und Handelns. So arbeiten StartUps, das macht sie erfolgreich – und dies kann auch in etablierten Unternehmen (wieder) gelingen.

Wichtig ist bei dieser Ausprägung, dass dadurch Agilität und Schnelligkeit zurückgewonnen werden.

Dabei darf Agilität nicht mit Hetze verwechselt werden. Im Gegenteil – eine Verlagerung der Entscheidung in die Verantwortung der direkt mit den Kunden zusammenarbeitenden Experten führt zu einer sehr planvollen Arbeitsweise. Es wird nicht ständig vollkommen überraschend „von oben“ um-priorisiert, sondern lediglich die Feinheiten der sich ändernden Zielgruppenanforderungen in Iterationen aufgenommen und umgesetzt.

Wenn diese Teams nun durch ein geeignetes, möglichst marktnahes Organisationsdesign so angeordnet werden, dass sie sich wirksam mit anderen, angrenzenden Teams abstimmen, sowie unter Beachtung der Unternehmensstrategien arbeiten, ist eine systemische Unterstützung der notwendigen schnellen und agilen dezentralen Entscheidungen möglich und erfolgreich.

Letztlich wird ein unternehmerisches Denken und Handeln im Unternehmen etabliert, was im Gegensatz zum Bereichsdenken – und trotz der sehr eng geschnittenen Marktsegmente –  den Blick auf das größere Ganze freigibt und somit den Gesamterfolg unterstützt.

Der Kunde steht im Mittelpunkt

Was zunächst auf den ersten Blick nach einer Utopie aussieht, ist dennoch in kleinen Schritten unter Partizipation der Mitarbeiter möglich und bereits bei vielen erfolgreichen Unternehmen umgesetzt. Sollen Erfolge von Dauer sein, dann müssen wir die rein verrichtungsorientierte und die rein prozessorientierte Arbeitsweise aufbrechen. Also jene Arbeitsmethoden, welche sich in vielen etablierten Unternehmen in Form von starken Hierarchien ausdrücken.

Der Kunde steht im Mittelpunkt – in letzter Konsequenz kann, ja muss das bedeuten, dass die Hierarchie eine untergeordnete Rolle spielen muss und ihr systemischer Einfluss minimiert werden muss. Auch dieser Effekt wiederum entspricht der Einstellung der Generation Y und Z, die sich „nichts sagen lassen“, sondern verstehen wollen, was sie warum tun, und wirklichen Einfluss haben wollen. Auch die Anreicherung von Arbeitsinhalten ist zu beobachten, denn in Teams, die sozusagen ein ganzes Unternehmen abbilden, wird beobachtet werden, dass Arbeitsteilung zurückgefahren wird und übergreifendes, generalistisches Handeln belohnt werden wird.

Fragen Sie Kodak….

Was hält sie ab das zu tun? Ich weiß nicht, was Sie davon abhält. Wir von d.velop haben dies für uns umgesetzt und gerne können wir Ihnen auch bei einem Kaffee zeigen, dass es geht und, dass man es erfolgreich umsetzen kann.

Und was passieren wird, wenn man das alles nicht tut, fragen Sie sich? Fragen Sie Nokia, Kodak oder andere – oder um ein jüngstes Ereignis zu zitieren: die italienische Fußball-Nationalmannschaft, die ganz offensichtlich auch nicht veränderungsfähig ist…

    Mario Dönnebrink ist Vorstand (COO) der d.velop AG in Gescher, einem führenden Anbieter von Software und Managed Services zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Er verantwortet das operative Geschäft, die Go-to-Market-, Portfolio- und Service-Strategie der d.velop Gruppe. Dönnebrink forciert in seiner Arbeit die Bereitstellung von mobilen Mehrwertdiensten zwischen Unternehmen und Kunden, sowie zwischen Organisationen und ihren Mitgliedern ebenso wie die intelligente Erfassung, Klassifizierung und digitale Verarbeitung von Dokumenten aller Art. Dönnebrink kam 2003 zur d.velop und bekleidete in der Folge verschiedene nationale und internationale Management-, Geschäftsführungs- und Aufsichtsrat-Positionen. Im Jahr 2012 wurde er in den Vorstand der d.velop AG berufen.

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