Stressbewältigung & Burnout bei Führungskräften – Das richtige Mass finden und halten

Wie kann man als Führungskraft das richtige Mass finden und auch langfristig halten?

Stressbewältigung und Burnout-Vermeidung bei Führungskräften geht nur durch ein richtiges Mass sowie auch das halten dieses Masses. Wir zeigen wie.

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, dürfen wir uns eingestehen, dass wir eigentlich ganz gerne etwas Stress mögen. Die Frage ist jedoch wieviel. Stress ist eine hoch subjektive Erfahrung. Die gefüllte Agenda, die über drei Wochen kaum einen kurzfristigen Termin zulässt, ist für viele Führungskräfte die Regel. Sie vermittelt uns ein Gefühl von Gestaltungsfreude, von Gebrauchtwerden, von Wichtig-sein oder von Einflussstark. Ein vollgepackter Tag von morgens um sieben Uhr bis abends spät und dies Tag für Tag und Woche für Woche ist fordernd für das menschliche System.

Die richtige Lebensbalance finden

Wer in diesem Zusammenhang von Work-Life-Balance spricht, hat weder digitale Transformation noch Generation X verstanden. Erstens ist der Anspruch falsch, Arbeit und Leben zu trennen, denn wenn wir während unserer Arbeitszeit keine Lebensqualität erfahren und das Leben erst nach der Arbeit beginnen sollte, dann haben wir mit Sicherheit keinen Spass an unserer Arbeit und wohl auch keine motivieren Mitarbeitenden. Je intensiver wir mit, durch und in unserer Arbeit leben, je identifizierter agieren wir. Dies strahlt auf andere aus und wirkt erfolgsstiftend. Zweitens haben wir mit Cloud-Lösungen und Highspeed Internet örtlich und zeitlich enorme Gestaltungsfreiheiten unserer Arbeit.

Doch natürlich besteht eine grosse Gefahr, dass wir keine klaren Grenzen mehr ziehen, private Telefonate im Geschäft und Geschäftsmails von unterwegs oder abends spät von zu Hause erledigen. Deshalb sprechen wir besser von einer Lebens-Balance. Dabei betonen wir die Wichtigkeit der Balance! Wir müssen selbst klarstellen, wann wir für wen erreichbar sind. Und gerade für leistungsfreudige Leader ist es anspruchsvoll einen energetisierenden und erholsamen Ausgleich zur Arbeit zu schaffen. Und dies führt uns zum Thema der Stressbewältigung zurück.

Leistungsmaximum durch Belastungsoptimum

Vor über hundert Jahren haben die beiden Psychologen Robert Yerkes und John Dillingham Dodson aufgezeigt, dass Leistung und Produktivität in direkter Abhängigkeit zum eigenen Stress- resp. Aktivierungsniveau stehen. Dabei bewegen wir uns zwischen zwei Polen: Von einer sehr tiefen Aktivierung, welche uns zu Boreout (Übermass an Langeweile) führen kann, hin zu einer sehr hohen Aktivierung, welcher ein Burnout erzeugen kann. Die Grafik zeigt den positiven Stress (Eustress) anschaulich auf: Solange wir anregende Anreize von innen und aussen bekommen, erleben wir dies als motivierend und anspornend, was zu entsprechend mehr Leistung führt. Kippen diese inneren und äusseren Anreize jedoch ins Negative oder ins Übermass, erleben wir Disstress, also den negativen Stress, der uns in Überlastung und letztlich in die Erschöpfung führt.

Stress-Leistung-Kurve - Yerkes-Dodson-Kurve
Stress-Leistung-Kurve nach Yerkes-Dodson – Quelle: Soft Skill Training via business-wissen.de

Mit Covid-19 nimmt das Burnout-Risiko zu – bis zu 60% der Führungskräfte in Gefahr

Aufgrund der Covid-19-Pandemie hat das Stressniveau in der Schweiz im Jahr 2020 einen starken Anstieg erlebt. Eine Studie der Universität Basel hat ergeben, dass in der zweiten Corona Welle im November 2020 20% breiter Bevölkerungsteile der Schweiz maximalen Stress erleben. Da Führungskräfte mehr Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten haben, könnten wir annehmen, dass das Burnout-Risiko bei Leadern geringer ist. Dass dem nicht so ist, zeigt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens DDI. Im Jahre 2020 wurde über 15’000 Führungskräfte weltweit bezüglich ihrem Belastungsniveau befragt. Die Resultate waren alarmierend: Fast 60% der Führungskräfte fühlten sich am Ende eines Tages verbraucht, was ein starker Indikator für Burnout ist. Und 26% der Befragten gaben an, dass sie innert Jahresfirst die Unternehmung verlassen möchten. Es ist also dringend notwendig das Stressniveau zu senken und die Burnout-Gefahr breitflächig zu senken.

Arbeitsbedingte und individuelle Ursachen für Burnout

Die deutsche Gesellschaft für Prävention und Gesundheitsförderung beschreibt Burnout als «Zustand total Erschöpfung». Wie sich Burnout über zwölf Stufen, beginnend bei hohen Erwartungen und dem Zwang sich zu beweisen über das Verleugnen eigener Bedürfnisse bis hin zum Ausbrennen entwickelt, haben die Psychologen Herbert Freudenberg und Gail North 1992 in ihrem Modell dargelegt. Was ist es denn, was in uns Stress verursacht und letztlich zu Burnout führen kann? Wir unterscheiden zwischen arbeitsbedingten und individuellen Ursachen. Folgende Arbeitsbedingungen fördern das Risiko eines Burnouts:

  • Anhaltende, mehrfache Arbeitsbelastung
  • Mangelnde Autonomie
  • Mangelnde Anerkennung und Wertschätzung
  • Mangelnde Fairness
  • Divergierende Wertevorstellungen

Treffen einige dieser äusseren Faktoren auf individuelle Risikofaktoren nimmt die Burnout-Spiral an Tempo auf. Individuelle Risikofaktoren sind:

  • Mangelndes Selbstwertgefühl
  • Perfektionsstreben
  • Über-Identifikation mit seinem Verantwortungsbereich
  • Fehlende soziale Einbindung
  • Begrenzte Beziehungskompetenz
  • Depressive Veranlagungen

Woran erkennen wir Burnout?

Wenn Sie Ihre aktuelle Situation anschauen und feststellen, dass mehrere äussere als auch individuelle Risikofaktoren bei Ihnen zutreffen, werden Sie sich fragen, wie hoch Ihr Burnout-Risiko ist. Dabei hilft es, die folgenden fünf Burnout-Symptome zu beachten:

  • Konzentrationsschwierigkeiten: Sie haben Mühe, sich zu fokussieren
  • Körperliche Leiden wie Schlafstörungen, Rückenschmerzen und Herzrasen
  • Emotionale Erschöpfung: Was früher leicht von der Hand ging, wird als echte Belastung wahrgenommen
  • Sinkendes Einfühlungsvermögen: Es fällt Ihnen zunehmend schwer, sich auf Kunden, Mitarbeitende und Kollegen einzulassen
  • Sinkende Leistungsfähigkeit: Sie benötigen mehr Zeit für denselben Output

Um mehr über das eigene Stressniveau und die eigene Burnout-Gefahr zu erfahren, ist ein Selbsttest empfehlenswert: «Bin ich Burnout gefährdet?». Je früher Sie Ihren Stressursachen auf den Grund gehen und kleine Rituale zur Stärkung Ihrer Selbstführung etablieren, desto erfolgreicher werden Sie Ihre innere Balance stärken und anderen als Vorbild dienen. Die professionelle Unterstützung eines Führungscoachs im Etablieren stimmiger Arbeitsbedingungen, im Wahrnehmen eigener Körpersymptome, im Umgang mit Grenzen setzen oder im Adressieren von Werteverletzungen wird Sie stark voranbringen.

Als Transformations-Coach mit über zwanzig Jahren Erfahrung im Begleiten von Führungskräften in Entwicklungs-, Krisen- und Burnout-Situationen leitet mich folgende Überzeugung: Nachhaltiger Erfolg basiert auf einer inneren Haltungsänderung sowie auf einer Verkörperung dessen, wofür wir stehen. Zusammen mit meinen Partnern in der Trans-In AG bieten wir Executive Coachings, Assessment Center sowie Organisationsentwicklungen an.

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