Soft Power im Alltag – Mit Sprache im Unternehmen richtig umgehen

5 Tipps für den richtigen Umgang mit der Sprache für kostengünstiges People Management

Firmen stehen heute vor dem Problem, Personal zu gewinnen und zu halten. Für zumindest so lange, wie aktuell neu gewonnene Mitarbeitenden überhaupt bleiben. Langfristige Karrierechancen und Weiterbildungsangebote sind nur ein Mittel, Mitarbeitenden zum Bleiben zu bewegen. Sie verlieren aber an Bindekraft. Achtsame Sprache im Unternehmen kostet wenig und sorgt für einen motivierten Alltag.

Welche Firma ist Ihnen sympathischer: diejenige, die von sich schreibt: „lockere Firmenkultur“ oder diejenige, die schreibt „wir sind ein Team – über 10 Standorte hinweg“? Ersteres lädt ein, macht neugierig. Das zweite lässt innehalten: ein Team über 10 Standorte? Das ist wohl eher Wunschdenken als Realität.

Das Beispiel zeigt: die Art, wie über etwas gesprochen wird, entscheidet, wie der Hörer oder Leser reagiert. Die meisten Mitarbeitenden gehen, wenn die Kultur nicht stimmt und die Chefin und der Chef sprich: das oberste Management hat nicht nur das Einsehen, sondern steht in der Pflicht, für eine einladende und integrierende Kultur zu sorgen. Falls gewählte Worte sind Wertschätzungs-Killer.

Nebst dem Leben mit Personalknappheit ist es auch Zeitdruck, der im Alltag fordert. Handlungsfelder sind also das erfolgreiche Rekrutieren und – das Halten der einmal gewonnenen Mitarbeitenden. Langfristig die gewonnenen Mitarbeitenden zu halten gleicht dem Setzen auf ein schwaches Pferd. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Rennen gewinnt, ist gering – bei aller Liebesmühe.

Konzepte wie Logosynthese und Neurolinguistik zeigen die Bedeutung von Sprache: Sprache macht Macht und kreiert. Wie man etwas benennt, entscheidet über die Realität. Umgekehrt: zum Entspannen sorgen nicht die „Bucket“ oder die „To-Do“-List, sondern „Inseln der Entspannung“.

Das heisst: Sprachkompetenz ist auch wichtig im digitalen Zeitalter! Nicht nur beim prompten von Befehlen an die Bots. Desaströs wirkt Sprache, wenn sie vernichtend daherkommt. In der Erziehung hiess es nicht umsonst„schwarze Pädagogik“ – denn Erniedrigung sollte zum Lernerfolg führen.

Gezielte Sprachtrainings für Mitarbeitende und die Chefetage helfen, effektiver, weil wertschätzend zu kommunizieren. Besonders aus dem Kundenkonktat weiss man, was gut ankommt. Verständnisvoll reagieren ist wichtig. Genauso entscheiden ist auch, Worte ohne Widerhaken zu wählen und Fragen zu stellen.

5 richtige Sprachweisen für den Alltag im Unternehmen

1. Unnötige Füllwörter vermeiden

Wer hört nicht höchst ungern solche Vorhaltungen: „Du machst dies ja nicht zum ersten Mal“. Das „ja“ ist eine Unterfütterung eines Vorwurfes und ein Commitment, auf dem Rechthaben zu bestehen. Das Rechthaben des Sprechenden. Genau das brauchen Mitarbeitende nicht, sonst ballen sie insgeheim die Faust, wirken toxisch statt produktiv und gehen. Derartige Füllworte wirken zutiefst unterschwellig und desaströs.

„Immer“ geht nimmer: Das Füllwort „immer“ rutscht leicht heraus und hat totalitären Anspruch: es gereicht zum Einebnen des Selbstwertgefühls des Gegenübers, denn er macht schlicht alles falsch. Eben „immer“. Chance auf Besserung: vergeblich.

Ähnliche Füllworte wie sind „doch“. Im Zusammenhang mit direkter Ansprache oder Verteidigung ist „doch“ nicht nur überflüssig, sondern es verstärkt eine Vorwurfshaltung. Es beharrt geradezu auf dem Vorwurf. Entgegentreten verstärkt wiederum den Druck.

Ein Unwort ist „eigentlich“: denn – eigentlich – meint es etwas anderes, also was genau? Ein Satz mit „eigentlich“ bleibt im Ungenauen, Dubiosen und hilft niemandem.

2. Die Magie der Sprache nutzen

Hören Sie genau zu; auch vermeintlich Belangloses macht Sinn. Wünscht jemand einen schönen Tag? Ja, nehmen Sie das mit. Sie werden einen guten Tag haben, wenn Sie sich daran erinnern, dass er Ihnen gewünscht wurde. Oft jedenfalls. Sie nutzen die positive Energie solcher Wünsche, wenn sie sich bedanken und lächeln. Solche Wünsche aktiv auszusprechen, aber auch bewusst anzunehmen, stellen einen kleinen Teil Magie im Alltag dar.

3. Disziplin ist alles

Disziplin im Reden und das Vermeiden solcher leichtfüssig hervorgebrachten Vorwurfs-Füllworte bringen immer Mehrwert. Sie helfen, die Welt vor Verurteilungen und Geringschätzung zu schützen. Gerade auch in Moderationssituationen zählt das gesprochene Wort. Und die Achtsamkeit für die Gruppe und das präzis „to the point-Kommunizieren“. Das ist ungenau: nehmen Sie sich bei wichtigen Gesprächen vorher die Mühe, genau zu arbeiten.

4. Aktives Zuhören

Sprechen mit jemanden, heisst in einen Dialog einzutreten und bereit sein, aufzunehmen, was vom Gegenüber kommt. Das gerät oft in Vergessenheit. Es bedingt, innezuhalten, Eigenes, was auf der Zunge liegt, zurückzuhalten. Und: eigentlich vollkommen vergessen: Zuhören geht vor Unterbrechen, Brillianz kommt vom Zuhören, nicht vom Randalieren in Gesprächssituationen.

Langsamkeit und Pausen sind unterschätzte Kräfte, die Ihnen helfen, Gespräche zu steuern und Gesprochenes wirken zu lassen. Geschickte Verwendung von Sprache hilft bei der unabdingbaren Zukunftskompetenz, Kooperationen einzugehen (LINK)

5. Kein „hätte, hätte Fahrradkette

Das Dialogische kennt keine Verteidigung. Formulierung mit dem Konjunktiv „hätte“ wirken vorwurfsvoll. Selbst das „könntest Du“ als verklausulierte Anordnung kann eher aggressiv rüberkommen denn als Frage. Kommt etwas als Korrektur daher und Fehlervorwurf („hättest Du das früher gemacht“), empfiehlt sich das Annehmen, nicht Abwehren. Wie im asiatischen Sport gilt es, Energien zu lenken, nicht zu konfrontieren. Souverän ist es zu sage: ja, habe ich gehört. Pause. Das entwaffnet erstmal enorm.

Die magische „Wie“-Frage

Verstehen Sie etwas nicht, was jemand tut und ärgern Sie sich über Mitarbeiter oder Kollegen und Kolleginnen? Sagen Sie nicht gleich, wie Sie es machen würden, fragen Sie „Weshalb machst Du das so?“ oder besser: „Was ist die Überlegung dazu, etwas so oder so zu machen“. So hebelns sie langfädige Verteidigungen aus und erhalten überdies wertvollen Kontent über Dinge, von denen Sie unter Umständen keine Ahnung hatten.

Fallen beim Branding von Programmen

Auch Projekte sollten nicht irgendwie benannt werden, System X zum Beispiel, sondern nach ergreifenden Wortbildungen suchen wie „Fit 4 all“ für ein HR-Gesundheitsmanagement-Projekt. Das kommt besser an als „Adios Adipositas“, das einseitig Schuld verteilt und Programmverweigerer gleich vorproduziert. Ähnlich verhält es sich mit Age Positiv (Unilever), was zumindest Energie aussendet im Unterschied zu einem austauschbaren Senior-Programm.

Unbewusste Ausgrenzungen

In einem asiatischen Land versäumte es ein globaler Konzert, sich nach kulturellen Hindergründen von Bildern in der Sprache zu erkundigen. So ereignete es sich, dass Projekte, Sitzungen und Meetings in einem Konferenzraum mit einem eigenes „phantasievoll“ ausgesuchten Namen bei der dortigen Belegschaft floppten. Was war der Grund? Es stellte sich heraus: im dortigen Kulturkreis geht eine solche Bezeichnung gar nicht. Sie verletzte religiöse Gefühle und widersprach einfach dem Anstand. So wie wir in Europa auch kaum einen Seminarrauim „Luzifer“ nennen möchten und die Zahl vier heisst im Chinesischen nun mal „sterben“.

Achtsamkeit im Reden und Disziplin bei der Wortwahl sind verloren gegangene rhetorische Fähigkeiten. Man lasse sich nicht von der quicken Sprache in Social Media verleiten, unsorgfältig zu schwadronieren, statt überlegt vorzugehen. So ist ein Stück effektives People Management einfach zu haben und erst noch kostengünstiger als grosse Schulungsprogramme. Sie wirken über Vorbildwirkung und gelegentliche Akzente als Betonung einer kultivierten Gesprächskultur.

Besser Zusammenarbeiten - besseres Onboarding mit Wissenstransfers - unlösbar scheinende Probleme mit Moderation zu einer Lösung führen - Speaker - Inspirationsquelle für Geschäftsleitungen

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