Führungskompetenzen für Hybride Teams zwischen Büro und Home-Office

Was braucht es um den Anschluss in ständig wechselnden Teams nicht zu verlieren?

Was braucht mein Team und was brauche ich an Führungskompetenzen um die neu gewonnene Freiheit des Home-Office nutzen zu können?
Wie gehe ich als Führungskraft damit um, dass ich quasi jeden Tag andere Leute im Büro bzw. im Home-Office habe?
Welche versteckten Fallen sollte ich vermeiden oder muss sie genau beobachten?

Grundlagen für hybride Teams

Durch die letzten Wochen hat sich viel verändert. Einiges wird uns erhalten bleiben. Unter anderem der Wunsch vieler Mitarbeiterinnen, öfter und flexibler im Home-Office arbeiten zu können.

Die meisten Firmen haben jetzt dafür zumindest die technischen Voraussetzungen geschaffen. Aber vieles muss eigentlich noch nachgezogen werden:

  1. Technische Ausstattung
    Wahrscheinlich inzwischen zu 80% erledigt. Aber für eine dauerhafte und qualitativ hochwertige Lösung braucht es vielleicht noch ein wenig? Wieviele zerhackte Videokonferenzen hatten Sie, weil Ihre Internetleitung zuhause oder im Büro nicht ausreicht? Würden Sie mit der Webcam-Qualität, mit der Sie jetzt mit Ihren Kollegen gechattet haben, auch Ihren Kunden zumuten?
  2. Arbeitsplatz-Evaluierung
    Nur weil wir jetzt aus der Not eine Tugend gemacht haben, gilt noch immer die gesetzliche Vorgabe, dass auch der Heim-Arbeitsplatz sicher sein muss.
  3. Arbeitsrecht-Regelungen
    Die Firmen, die noch keine Regelungen oder Betriebsvereinbarung für Home-Office haben, sollten sich jetzt daran setzen (sonst kommt Neid auf – siehe unten im Haupttext)
    Ausstattung, Kostenübernahme, Arbeitszeiten, Arbeitszeitaufzeichnung, Unfall-Abwicklung,… fragen Sie mal ihren Arbeitsrecht-Spezialisten, aber nehmen Sie sich dafür mal mind. 1 Stunde Zeit. So viel wird er ihnen erzählen!
  4. Datenschutz
    Wie oft haben Ihre Kinder Ihnen in den letzten Wochen über die Schulter geschaut während Sie heikle eMails verschickt haben, Budgets ausgefüllt haben, ….? Wie oft haben Ihre Kinder heikle Gespräche mitgehört?
    Da braucht es Regelungen, passende Ausstattung und Schulungen der Mitarbeiterinnen.

Diese Teile lassen sich mit Geld oder Regelungen gut hinbekommen. Aber wie sieht es mit der menschlichen Komponente aus?

Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie Sie damit umgehen, dass heute 3 Team-Mitglieder im Büro sind, morgen 4 andere, übermorgen 2?

Wie halten Sie den Fluss der Information aufrecht? Solange alle im Büro waren, oder vielleicht mal eine Person wegen Handwerkern oder Kindern mal einen Home-Office-Tag eingelegt haben, war das kein Problem. Das konnte man ausgleichen. Auch jetzt während Corona waren alle daheim. Alle haben (irgend)eine Collaborations-Plattform genutzt. Alle haben auf die selben Informationskanäle zugegriffen.

Nur weil jetzt alle im Home-Office waren, sind wir noch lange vorbereitet auf die hybriden Teams!

Neid beobachten und ausbremsen

Die Mitarbeiterinnen, die im Büro sind, sitzen vielleicht „unter der Aufsicht“ des Chefs und müssen ständig produktiv sein. Dafür gehen sie jetzt wieder gemeinsam in die Kaffeeküche plaudern und lachen gemeinsam.
Die Kolleginnen daheim hängen dafür zwischendurch die Wäsche auf oder kochen das Mittagessen, hören Nachrichten usw.

Wer ist jetzt besser dran? Jeder, keiner, alle?
Egal wen sie fragen, jeder wird eine andere Antwort geben. Und jeder wird gegenüber der anderen Gruppe einen gewissen Neid entwickeln. Warum ist das so?

Wir wollen immer das, was wir nicht haben! Vor allem, wenn wir es uns idealisiert vorstellen.

Daher braucht es Regeln. Und diese müssen klar kommuniziert sein! Jede Mitarbeitergruppe braucht ihre Regeln – die im Büro und die daheim. Es liegt an der Führungskraft, diese auch zu kommunizieren.

Die Führungskraft hat jetzt auch die Aufgabe, genau zu beobachten, wo Neid entsteht. Durch Neid kommt das Team aus dem Gleichgewicht. Dann ist es wichtig, genau zu hinterfragen, was die Sichtweise desjenigen ist, der Neid zeigt. Vielleicht sieht der- oder diejenige nicht das ganze Bild, das die Führungskraft hoffentlich hat. Oft entsteht das durch Situationen, wo die Büromitarbeiterinnen die Home-Office-Mitarbeiterinnen „mitten in der Arbeitszeit“ nicht erreicht. (Da poppt gleich die Vorstellung auf, im Home-Office kann man shoppen, im Liegestuhl liegen, fernsehen,…)
Dabei sind Büro-Mitarbeiterinnen genauso auf dem WC, in der Kaffeeküche, in anderen Büros um etwas zu besprechen – und somit genauso selten zu erreichen!

Es hilf oft, Verhaltens- bzw. Erreichbarkeitsregeln aufzustellen und zu kommunizieren. Aber es ist auch wichtig, die Einhaltung von den Mitarbeiterinnen einzufordern. Das soll jetzt kein Aufruf zum „Überwachungsstaat“ sein. Es gibt andere Mittel um sicherzustellen, dass diese Regeln eingehalten werden. Hilfe bietet hier die Orientierung an Ergebnissen, d.h. festlegen, wer was bis wann liefern muss. Fixe Zeiten, wo man erreichbar ist und wann nicht. Früher hat man das für Home-Office Mitarbeiterinnen oft vernachlässigt, weil es ja oft nur einzelne Tage waren.

Neid entsteht meist durch subjektive Beobachtungen!

Sozialkontakte ermöglichen

Wir Menschen brauchen „Plaudern“ – sei es fachlich oder sei es privat. Das stärkt Zusammenhalt und eine gemeinsame Vision. Es hilft sogar bei der Persönlichkeitsbildung, weil man dort oft ungeschminkt Feedback zur eigenen Persönlichkeit bekommt. Oft wird von Führungskräften der Plaudern gefürchtet. Ob im Plaudern auch Gerüchte die Runde machen, liegt nicht an den Mitarbeiterinnen, sondern an der Führungskraft. Nur wenn aktuelle Geschehnisse oder bevorstehende Veränderungen nicht transparent kommuniziert werden, kommt es zu Gerüchten. Das wird jetzt wichtiger den je!

Damit aber alle gleichmäßig die Chance bekommen, Teil des sozialen Netzwerkens (Plaudern) zu sein, braucht es auch die entsprechenden Maßnahmen. „Fixe“ Kaffeepausen, wo sich Mitarbeiterinnen innerhalb und außerhalb des Büros unterhalten können, geteilte Mittagspausen, wo auch beide Gruppen teilnehmen.

Ganz wichtig ist hier vor allem, dass die Führungskraft das aktiv vorantreibt. Ja, es ist schwer, die Leute „auf Pause“ zu schicken. Aber es hilft der Entwicklung und Leistungsfähigkeit des Teams.

Ohne Sozialkontakt gibt es kein Team!

Teamfunktionalität aufrecht erhalten

Ein Team lebt vom Austausch. Auch Home-Office Mitarbeiterinnen müssen in Team-Meetings mit einbezogen werden. Das verändert natürlich auch die Meeting-Kultur. Das „Guten-Morgen“-Ritual muss nun auch Home-Office-Mitarbeiterinnen inkludieren.

Es ist eine der Kernaufgaben der Führungskraft, den Informationsfluss des Teams

zu planen und zu steuern.

Kommunikation neu aufsetzen

Sie werden sich vielleicht jetzt fragen: „Wo soll ich anfangen und wie setze ich das um?“

Natürlich gibt es jede Menge Best Practices aus unterschiedlichen Unternehmen. Aber jedes Unternehmen, jedes Team ist unterschiedlich und mit der Gießkanne Prozesse und Tools auszurollen ersäuft die zarte Pflanze der versuchten Hilfe gleich mal.

Als Führungskraft geht es darum, mit dem Team gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Fragen Sie ihr Team einfach, was sie brauchen. Geben Sie aber auch selbst Inputs, wie eben die oben aufgezählten sozialen Austauschmöglichkeiten. Nutzen Sie das, was schon da ist: Morgenrituale, Mittagsrunden, Kaffeepausen. Es muss nur auf die aktuelle Situation angepasst werden.

Lassen Sie jeden auch mal überlegen, wie es den Anderen mit den einzelnen Initiativen geht. Oft haben sich die Kolleginnen schon früher beim Socializing beobachtet und wissen, was gut und was schlecht funktioniert in der Kommunikation.

Haben Sie Mut zum Versuch! Probieren Sie ruhig Dinge aus. Sagen Sie es aber auch offen, dass es ein Versuch ist. Holen Sie regelmäßig Feedback ein.

Seien Sie Vorbild! Leben Sie die Dinge, die Sie predigen oder vereinbaren!

Technische Tools

Welche Tools Sie verwenden ist absolut unerheblich! Eines ist genauso gut wie jedes andere.
(Tipp: 88+ Tools für Unternehmen, Home Office und Remote Work)

Es geht nicht darum über welchen Kanal die Kommunikation passiert, sondern DASS sie passiert!

Thomas Laszlo begleitet CIOs, IT-Führungskräfte und ihre Teams durch Coaching und Mentoring. Dadurch werden sie zum Ansprechpartner auf Augenhöhe für die Geschäftsführung und ihrem Umfeld. Lösung von Konflikten, Finden von Entscheidungen, persönliche Weiterentwicklung und das Erarbeiten von Vision und Mission ermöglichen Ihnen ein besseres Arbeiten. (Bildrechte: Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie)

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