Blockchain, Kryptographie und neue Visionen von Geld

Warum lineares Denken nicht mehr ausreicht

Blockchain und Kryptographie verändern nicht nur unser Denken und Geldsystem sonder unsere gesellschaftlichen Modelle. Welche Auswirkungen kann es haben?

Wie Ian Goldin während seiner Gespräche häufig sagt: „Willkommen zum langsamsten Tag Ihres restlichen Lebens.“ Die gegenwärtige Ära ist geprägt von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUCA). Das führt zu beschleunigter Entwicklung mit unvorhergesehenen Folgen. Lineares Denken und die Annahme, die Zukunft wird so sein, wie die Vergangenheit war, räumen den Platz für ein stärker interdependentes vernetztes Denken und Geschehen. Bei der Lebensplanung, sowie bei Geldgeschäften wird es zukünftig nicht genug sein, linear zu denken. Vielmehr stehen die Zeichen auf einer vollkommen neuen Vision von Geld, digitales Geld vermutlich basierend auf der Blockchain.

Verbriefung von Vermögenswerten auf  der Blockchain (Tokenisierung von Assets)

Die Blockchain ist heute schon in der Lage, alle Vermögenswerte durch Tokenisierung handelbar zu machen und in komplett kleine Einheiten zu zerlegen. Heutzutage sind digitale Assets schon so einfach zu erstellen, dass wir sie für selbstverständlich halten. Alles, was in Binärdaten vorhanden ist und in sich geschlossen und eindeutig identifizierbar ist, ist ein digitaler Vermögenswert. Dies können MP3-Musikdateien, YouTube-Videos, PDF-Dokumente, ja sogar Immobilien und Unternehmen sein. Auch neue Geschäftsmodelle lassen sich mithilfe von Kryptowährungen und neuen Formen des Crowdfunding finanzieren. Von allen digitalen Assets, die seit Beginn dieses Jahrtausends entstanden sind, werden Kryptowährungen die am stärksten disruptiven sein. Wenn sie sich als Wertspeicher und Tauschmittel etablieren, könnten sie das uns bekannte FIAT Geld ersetzen und unsere Bankenbranche vollständig verändern.

Dezentrales Vertrauen versus Intermdiäre

Das bedeutet gleichzeitig den Übergang von zentralen zu dezentralen Systemen. Das traditionelle Bankwesen ist ein zentrales System, durch das Geldtransaktionen fließen (Sogenannte Finanzintermediäre). Banken verdienen Geld mit jeder getätigten Transaktion. Kryptowährungen basieren dagegen einem dezentralen Transaktionssystem. Es werden keine Banken benötigt, um eine Transaktion durchzuführen oder Geld zu halten. In der Kryptowelt wird Geld mithilfe der Blockchain-Technologie in der Cloud gespeichert und jeder Besitzer ist eigentlich sein eigener Banker. Er kann sich durch die Kombination des Public Key, der für jeden ersichtlich ist mit dem Private Key, den nur er hat, immer Zugang zu seinen Kryptoassets verschaffen.

Diese neue Aufteilung von Transaktionen verbunden mit technologischem Fortschritt und Digitalisierung macht auch vor traditionellen Unternehmen nicht halt. In der Zeit des Wandels gewinnen diejenigen, die bei der Digitalisierung die Nase vorn haben.

Baue Windmühlen und keine Mauern

Wenn der Wind des Wandels weht, muss man sich entscheiden. Baut man Mauern oder Windmühlen. Die Unternehmen, die keine Windmühlen gebaut haben, verschwinden vom Markt. So sind in den letzten 20 Jahren die Hälfte der Fortune 500 Unternehmen vom Markt verschwunden, da sie sich zu langsam angepasst haben. Sie wurden entweder aufgekauft oder abgewickelt.

So investieren die meisten grossen Unternehmen, internationale Institutionen und auch die Bank für Zahlungsausgleich BIZ in Basel in die Blockchaintechnologie. Die Blockchain, eine Technologie, die in Kryptowährungen ihre erste große Anwendung gefunden hat, wird in Zukunft weit über diesen Bereich hinaus eingesetzt werden und möglicherweise den Weg in eine bargeldlose Zukunft beschleunigen. Beschleunigt werden könnte auch der weltweite Geldversand, denn eine Transaktion von Kryptowährungen auf die andere Seite der Welt kann schon nach wenigen Minuten den Empfänger erreichen. Die unterschiedlichen Währungen bringen eigene Technologien und Verfahren hervor, die Sicherheit, Stabilität oder Geschwindigkeit steigern sollen.

9 Milliarden Menschen – doch was ist mit der Menschlichkeit?

Und noch einen positiven Aspekt hat diese Technologie. Unser Planet wird 9 Milliarden Menschen versorgen, die blockchain hilft uns die Ressourcen gemeinsam besser zu nutzen. Gleichzeitig haben wir ein Open-Source-Protokoll (der TCP / IP-Infrastruktur des Web) für unser digitales Leben, das ausgebaut werden muss, damit es in der Lage ist, mit den aktuellen Komplexitäten unserer Gesellschaft umzugehen.  Heute noch ist das FIAT-Geld, das de-fakto Maß für Macht und Wert in allen Volkswirtschaften. Ob das jedoch so bleibt mit dem Aufstreben der Cryptowährungen, die mehrheitlich auf peer-to peer Prozesse setzen bleibt abzuwarten. Jedenfalls können Kryptowährungen von Crowd-funding getragen dazu beitragen, neue Geschäftsmodelle ins Leben zu bringen, die stärker auf einen Ausgleich zwischen finanziellen Interessen und den Zielen setzen, die in den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen verankert sind.

Nach nun fast 10-jähriger Existenz haben Kryptowährungen in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Bekanntheit und Marktkapitalisierung sowie Handelsvolumen sind im langjährigen Vergleich stark angestiegen, zuletzt seit Beginn 2018 jedoch massiv eingebrochen, und so darf man sich die Frage stellen: Sind Kryptowährungen die Zukunft ?

Karen ist Serienunternehmerin, Wissenschaftlerin und Herausgeberin von Sustainable Finance. Sie berät Unternehmen in der digitalen Transformation, die Nachhaltigkeit in ihrer DNA beinhaltet. Sie wurde von Prestige Awards als „Investment Bankerin“ des Jahres 2020 ausgezeichnet. Sie hat Osteuropa Strategien für Top Tier Banken und ein erweitertes Ratingsystem entwickelt und die Umsetzung verantwortet.

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