Metaverse – Die Zukunft von Facebook?

Bis 2030 sollen wir laut Marc Zuckerberg wissen, was hinter Metaverse steckt

Mit dem Magicword „Metaverse“ versucht Facebook von seiner Negativpresse im Oktober 2021 abzulenken. Was sich dahinter verbirgt erscheint noch recht diffus. Second Life und die Gogle-Glass waren Versuche, die in eine ähnliche Richtung gingen, aber erfolglos blieben. 2030 wissen wir mehr. Dann will Zuckerberg Metaverse eingeführt haben.

Die erste Oktoberwoche 2021 war eine schwere Zeit für Facebook. Facebook verspürte einen so starken Druck wie seit dem Skandal um Cambridge Analytica 2018 nicht mehr. Zuerst war da eine Whistleblowerin mit weltweiten Berichten in allen Medien. Dann, am 5. Oktober 2021, fiel das Netzwerk aus technischen Gründen für sechs Stunden aus. Facebook, WhatsAPP und Instagram waren nicht erreichbar. Die überwiegend jugendlichen Social-Media Junkies klagten über Entzugserscheinungen. Konzernchef Zuckerberg brauchte dringend positive Schlagzeilen. Metaverse lautete die Parole.

Warum Metaverse?

Die Idee ist nicht so neu, wie es scheint. Vor 18 Jahren schwärmten Nerds der ganzen Welt von einem „big thing“, das sich über die Jahre hinweg als „the last little thing“ erwies. Von 2006 an trafen sich Millionen Netzenthusiasten auf Second Life. Bis 2008 wuchs die Zahl auf 36 Millionen, um schon 2010 auf eine Millionen abzusinken. Second Life ist eine virtuelle 3D-Welt, auf der Menschen virtuellen Welt, um über Avatare, also künstliche Grafikfiguren, miteinander zu interagieren. Hier gibt es alles, was es in der realen Welt auch gibt und vieles mehr.

Hierauf aufbauend will Zuckerberg „the next big thing“ schaffen. Der Name steht schon fest: „Metaverse“. Dieser Begriff entstammt dem Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson aus dem Jahre 1992. Zuckerberg versteht darunter eine digitale Parallelwelt, in der physikalische, erweiterte (augmented AR) und virtuelle Realität (VR) in einer einzigen Cyberwelt miteinander verschmelzen. Statt Beiträge in einem zweidimensionalen Netzwerk anzuklicken, sollen sich Menschen im Metaversum treffen, einkaufen, spielen, konferieren oder lieben. „Man kann sich Metaverse als eine Art verkörpertes Internet vorstellen – statt bloß Inhalte zu betrachten, befindet man sich wirklich in ihm“, so Zuckerberg. Drei bis fünf virtuelle Monitore schweben im Raum, die den Nutzern das Gefühl von echter Präsenz und Nähe zu anderen Menschen geben sollen. In der neuen virtuellen Welt will Facebook voranpreschen und Metaverse zum Maß aller Dinge machen. Wie das neue Universum genau aussehen wird, weiß man selbst noch nicht, aber die kursierenden Narrative könnten den Aktienkurs beflügeln. Seit 2014 schafft er die Grundlagen für sein next big thing. 20 Prozent der Belegschaft sind direkt und indirekt mit dem Thema beschäftigt. „Wir werden uns schon relativ bald von einer Social-Media-Company zu einer Metaverse-Company verändern“, proklamiert Zuckerberg. Er peilt das Jahr 2030 an.

Hinter seinen Plänen steckt die Angst, den nächsten großen Tech-Trend zu verpassen. Das war ihm bei der mobilen Internetnutzung passiert. Ihm blieb nur das Werbegeschäft übrig, während Google und Apple kräftig abkassierten. Facebook will mehr als nur eine Social Media-Plattform sein, die 98 Prozent ihres Umsatzes mit Online-Anzeigen erzielt. Auch Zuckerberg und seine Stellvertreterin Sandberg denken über neue Erlösquellen nach. In Verbindung mit Metaverse drängt sich dabei die Idee von Augmented-Reality-Brillen in die Diskussion. Es gibt sie zwar schon seit 2013, aber in der digital interessierten Öffentlichkeit sind sie noch nicht angekommen. Der Verkauf von Google Glass, mit viel Tamtam auf den Markt gebracht, wurde einige Jahre später eingestellt.

Wir können uns über die versprochenen 10.000 Metaverse-Arbeitsplätze in Europa freuen, sollten aber nicht vergessen, dass Facebook ein rigoroser Datensammmler ist, der seinen Nutzern bis in den intimsten Bereichen hinein auf den Fersen bleibt.

Prof. Dr. Walter Simon gründete nach einigen Jahren Industrierfahrung 1985 das Corporate University Center mit Sitz in Bad Nauheim. Von 1995 bis 2002 hatte er den Lehrstuhl für Unternehmensführung an der Business School (University) in Wiesbaden inne. Im Laufe seines Berufslebens trainierte er etwa 15000 Fach- und Führungskräfte. Seine Bibliografie umfasst 22 Bücher zu gesellschaftspolitischen und management-theoretischen Themen. 2006 gewann er den Internationalen Trainingspreis in Silber (BDVT).

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