Souveränität – Mehr Durchschlagskraft in Auftritt und Kommunikation

Verzichten Sie auf den Konjunktiv, seien Sie verbindlich, treffen Sie Entscheidungen

Für eine souveräne Kommunikation gibt es klare Regeln und Verhaltensweisen, die man lernen kann und sollte. Auch wer nicht den Selbstanspruch einer Führungsrolle hat, profitiert von einem zielstrebigen, verlässlichen und starken Auftreten.

In unserer digitalen Welt werden wir jeden Tag massiv mit vielgestalter Kommunikation überflutet. Jeder glaubt, unsere Aufmerksamkeit erhaschen zu können und uns in eine ihm genehme Richtung zu beeinflussen. Gerade in Zeiten von Unsicherheit, Überinformation und – nicht selten – Überforderung, halten sich Menschen gern an charismatische Persönlichkeiten, denen sie eine sichere Passage durch eben jene Unwägbarkeiten zutrauen. Das führt in der Politik des Öfteren zur Wahl von Populisten und Despoten, für uns selbst kann dieses Wissen jedoch eine enorme Bereicherung sein, die wir auf unser Umfeld ausstrahlen. Im positiven und vor allem konstruktiven Sinne.

Wo liegt der Unterschied zwischen Selbstsicherheit und Arroganz? Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt und auch stellen müssen. Nicht selten verwechseln Menschen das eine mit dem anderen, gerade wenn verhältnismäßig junge Menschen sehr selbstsicher sind. Ist es deshalb ein guter Ratschlag „kleine Brötchen zu backen“ und den Bückling zu machen? In unserer alltäglichen Kommunikation, insbesondere auf der Arbeit, in Universität und Schule, hat es enorme Vorteile, wenn man die Führungsrolle einnimmt und sich nicht kleiner macht, als man ist. Wenn Souveränität heute ausreicht, um es in Politik und Wirtschaft ganz nach oben zu schaffen, auch wenn man eigentlich keine Ahnung hat, dann sollten wir doch genau dort aufsetzen – souveräne Kommunikation und Fähigkeit miteinander zu verbinden.

Hierzu ein paar konkrete und mit direkten Handlungsempfehlungen versehene Hinweise, die sich direkt umsetzen lassen, um binnen kurzer Zeit sichtbar stärker zu kommunizieren:

Den Konjunktiv weglassen

Der Konjunktiv (insbesondere der Konjunktiv II) ist der Freund all derjenigen, die sich in der Sicherheit des Nicht-Festlegen-Wollens zurückzuziehen versuchen und keine unmittelbare Aussage treffen. „Ich würde das so und so machen“, „Man könnte das auch so tun“, „Hier würde ich vielleicht“ … Gnaaaaaaaaa! Nein. Aus! Entweder, man hat eine Meinung und ein Standing, oder man ist ruhig. Eine ganz einfache Möglichkeit, den Konjunktiv zu vermeiden, ist beispielsweise die Formulierung, „Mein Vorschlag ist folgender, … wir machen es so und so“. Man hat trotzdem nicht gesagt, dass man den heiligen Gral gefunden hat, aber trotzdem verbindlicher kommuniziert, als jeder Verwender des Konjunktivs.

Lassen Sie bewusst jedes „könnte“, „würde“, „sollte“ aus Ihrer Kommunikation heraus – es sei denn, Sie wollen bewusst etwas abschwächen, denn genau das tut der Konjunktiv. Das ist manchmal angebracht, jedoch in keiner Präsentation, keinem Vorstellungsgespräch und erst recht nicht im Rahmen einer Auseinandersetzung, respektive einer Diskussion.

Verbindliche Kommunikation

Kombinieren Sie die Minimierung des Konjunktivs idealerweise mit einer verbindlichen Kommunikation. Verbindlichkeit bedeutet, dass Sie klares Ja und klares Nein kommunizieren und sich nicht hinter dem Konjunktiv oder gar hinter Ausreden verstecken. „Haben Sie am Samstag Zeit für die Inventur?“ „Nein, am Samstag hat mein Sohn Geburtstag und wir bekommen Besuch.“ – Klare Frage, klare Antwort. Das ist am Anfang nicht immer leicht und gerade im Berufsleben ist man nicht selten der, mehr oder minder vorhandenen, Gefahr ausgesetzt, sich durch zu direkte Kommunikation auch ins Abseits zu manövrieren. Auf der anderen Seite: Wie fühlen Sie sich, nachdem Sie – wieder einmal – Ja gesagt haben, obwohl Sie eigentlich Nein sagen wollten? Sie wissen, was ich meine. Standing kommt von Standhaftigkeit.

Weiterhin ist es überaus wichtig, konkrete Zusagen zu geben und sie einzuhalten. „Ich liefere Ihnen die Dokumentation bis Dienstagmittag.“ Klingt eindeutig besser als, „Ich versuche, Ihnen die Dokumentation bis Dienstag zu liefern“. Oder? Sie tun sich und Ihrer Position, welche auch immer das sein mag, Gutes damit, wenn Sie verbindlich und verlässlich sind. Das ist der Unterschied dazu, was die ganzen staatlichen Bauprojekte so lächerlich für die Öffentlichkeit macht: Dort hat a) niemand verbindlich und verlässlich kommuniziert, noch b) jemand wirklich Verantwortung übernommen. Dadurch entsteht dann zu Recht ein Eindruck von Unfähigkeit.

In der Ruhe liegt die KraftIn der Ruhe liegt die Kraft

Es ist einem souveränen Auftreten und einer starken Kommunikation ebenfalls zuträglich, wenn man sich nicht hetzen lässt. Langsames und deutliches Sprechen vermitteln deutlich mehr Würde und Gelassenheit (beides Attribute starker Persönlichkeiten), als ein gehetzter Wortschwall, am besten noch gefüllt mit Konjunktiven. Versuchen Sie es doch einmal: Machen Sie, bevor Sie eine Antwort geben, bewusst eine Pause von 2-3 Sekunden, in der Sie Ihr Gegenüber freundlich, aber bestimmt anschauen, bevor Sie das Wort ergreifen. Auch innerhalb einer Kommunikation machen bewusste Pausen Eindruck, sie sind ein Stilmittel souveräner Rhetoriker und Redner. Wichtig ist, sie an den richtigen Stellen zu platzieren, etwa nach einer sich selbst beantwortenden Frage oder einem Statement.

Entscheidungen treffen

Soweit es in Ihrer Befugnis liegt, treffen Sie Entscheidungen! Es mangelt unserer Welt nicht an Ideen, woran es mangelt, sind sinnvoll umgesetzte Ideen [frei nach Prof. Dr. Fredmung Malik]. Übereilt zu entscheiden, ist nicht das Mittel der Wahl, aber überhaupt eine Entscheidung zu treffen, nachdem die Grundlage hierfür vorhanden ist, unterscheidet den Entscheider vom Verwalter. Der Verwalter braucht nicht souverän zu sein, der Entscheider hat es gefälligst zu sein, ansonsten ist er in seiner Rolle falsch. Kaum etwas ist schlimmer, als entscheidungsunfähige „Führungskräfte“, die jene Rolle nur qua Ernennung und nicht qua Eignung haben. Qualifizieren Sie sich für leitende Rollen in Ihrem Unternehmen und sei es nur projektweise, indem Sie sich bereit finden, Entscheidungen zu treffen und für Sie die Verantwortung zu übernehmen. Hierbei kann z.B. das Instrument des Konsents helfen.

Konkrete Handlungsempfehlung/-aufforderung

Ein weiterer Teil einer souveränen Kommunikation ist das Geben einer konkreten Handlungsempfehlung. Wer weiß, worum es bei einem Thema geht, der kann auch eine Empfehlung aussprechen und sollte dies auch tun. Sie qualifizieren sich damit, wenn Sie in der Lage sind, anderen Vorschläge zu machen, was zu tun ist. Nur ein versierter Kommunikator ist in der Lage, eine fundierte Handlungsempfehlung abzugeben. Das ist auch am Ende einer Email wichtig, denn dort fassen Sie am Ende im Idealfall noch einmal prägnant zusammen, was Sie nun vom Gegenüber erwarten: „Ich freue mich auf Ihr Feedback“ impliziert, dass das Gegenüber antworten muss, anders als wenn wir uns nur bedanken und einen schönen Tag wünschen. Noch konkreter ist es, wenn wir explizit verlangen, etwas zu tun, also etwa sagen, „Bitte geben Sie mir hierzu Feedback“. Das ist eine klare Handlungsaufforderung.

Investieren in Potentialentwicklung

Ich kann – aus eigener Erfahrung – nur empfehlen: Machen Sie mehr aus Ihrem Standing! Investieren Sie in die Vermeidung des Konjunktiv, kommunizieren Sie klar und verbindlich. Seien Sie deutlich, aber höflich, treffen Sie Entscheidungen im Rahmen Ihrer Zuständigkeiten und geben Sie anderen Menschen Empfehlungen an die Hand. Eingang habe ich gefragt, „Wo liegt der Unterschied zwischen Selbstsicherheit und Arroganz?“ Selbstsicherheit hat einen Zweck und bietet Mehrwert für andere, Arroganz tut das nicht. Sie ist sinnlos und dient maximal dem Träger selbst. Aber lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn andere Leute Ihre Selbstsicherheit damit verwechseln, dies wird Ihnen immer wieder passieren. Konzentrieren Sie sich darauf, zum Wohle des großen Ganzen gute Dinge zu tun. Dann kommt Ihre souveräne Kommunikation auch einem sinnvollen Zweck zu.

Die Vorteile von Digitalisierung und digitaler Transformation in Vertrieb und Marketing der Assekuranz nutzbar zu machen - das ist die Passion von Sebastian Heithoff (*1986). Der selbstständige Unternehmensberater stieg 2007 in die Versicherungsbranche ein und ist seit 2012 digital unterwegs. Mit Heithoff Consulting setzt er auf die Kernbereiche Digital Enablement und Digitale Positionierung.

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