Industrie 4.0 für KMU Unternehmen

Wie die Digitalisierung in die kleinen und mittleren Unternehmen einzieht

Um einen optimalen Einstieg in das Thema Industrie 4.0 zu finden sollten wir zuerst einmal die Begrifflichkeiten klären. Danach gebe ich Ihnen hier einen kurzen Ausblick der Möglichkeiten mit kurzen Beispielen und deren schon bestehende Anwendungen. Das Ziel sollte sein, zu verstehen wie weit der Fortschritt bereits in vielen Unternehmen den Alltag verändert hat. Durch dieses Verständnis will ich Ihnen die Angst vor diesen Veränderungen nehmen und Sie animieren mit ihrer eigenen digitalen Strategie für Ihr Unternehmen zu starten.

Um die Begrifflichkeiten optimal zu verstehen beginne ich mit einer kurzen Zeitreise. Der Begriff Industrie 4.0 soll die vierte industrielle Revolution beschreiben. Als erste industrielle Revolution wird die Erfindung der Dampfmaschine um 1800 in England definiert. Die durch Dampf angetriebenen Webemaschinen symbolisieren den Übergang von der landwirtschaftlich geprägten Wirtschaft hin zu einer industriellen Produktion.

2. industrielle Revolution – Fließbandfertigung

Die zweite Revolution wird meist mit Henry Ford und der ersten Fließbandfertigung für Autos in Verbindung gebracht. Obwohl das Konzept der Fließbandfertigung nicht von Ford stammte war er der Erste der diese Idee massentauglich und erfolgreich umsetzte. Auf diesem Konzept sind noch heute die meisten Fertigungsstraßen für Massenproduktionen ausgelegt. Ebenso hielt mit der Einführung der Fließbandfertigung die Arbeitsteilung schritt. Das Konzept welches auf Adam Smith zurückgeht, steht für die Spezialisierung von Tätigkeiten. Durch eine bewusste Trennung von einzelnen Arbeitsschritten wurde die Produktivität enorm erhöht. Es war der Beginn der einzelnen Berufsspezialisierungen.

3. industrielle Revolution – Elektrik und Computern

Die dritte industrielle Revolution startete in den 1970er Jahren. Durch den zunehmenden Einsatz von Elektrik und Computern und der beginnenden Automatisierung wird diese Zeit als Startpunkt für die dritte Revolution gesehen. Zu dieser Zeit wurde damit begonnen einzelne Schritte im Prozess zu automatisieren. Die letzte Ausbaustufe dieser Entwicklung ist eine voll automatisierte Fertigung welche prinzipiell ohne menschliche Arbeitskraft auskommt. Solche Fabriken gibt es in der Praxis allerdings sehr wenige, denn solche Konzepte lassen sich nur realisieren mit Produkten von extrem hoher Stückzahl und sehr wenigen Variantenmöglichkeiten. Sind diese Faktoren nicht gegeben sind im Konzept 3.0 die Kosten für die Automatisierung exorbitant höher als die Einsparung dadurch. Deshalb sind in vielen Branchen trotz vielfacher Versuche keine Vollautomatisierten Prozesse entstanden.

Diese Möglichkeiten sind jetzt durch die vierte industrielle Revolution gegeben. Durch den Einsatz von neuen Technologien ist es möglich eine voll automatisierte Produktion ab Stückzahl 1 zu ermöglichen. Das ist die wahre Revolution dahinter. Die Produktionsunternehmen entwickeln sich weg von der Massenproduktion mit der eine möglichst breite Masse an Kunden mit einem gleichen Produkt bedient werden soll. Die neue Denkweise ist genau gegenteilig, es soll ein möglichst kundenadaptiertes Produkt erstellt werden, welches genau den Vorgaben, Wünschen und Bedürfnissen des Kunden entspricht. Somit entstehen automatisch kleinere Losgrößen. Aber um diese Wünsche sowohl wirtschaftlich als auch technisch zu realisieren ist es nötig die Produktion neu zu denken.

4. industrielle Revolution – Vernetzung und neue Technologien

Aber Industrie 4.0 steht in der Produktion für noch viel mehr. Es wird die ganze Wertschöpfungskette durch neue Technologien völlig umgekrempelt. Es beginnt bei der Produktentwicklung. Hier gibt es durch die neuen Fertigungstechnologien wie dem 3D-Druck völlig neue Möglichkeiten. Früher wurden Produkte nach den Möglichkeiten der Fertigungsmaschinen geplant, um auch produziert werden zu können. Heute kann man das Denken nur noch auf die Funktion und Kundennutzen drehen, denn „Geht nicht – gibt es nicht“.

3D Druck im Industrie 4.0 UmfeldProduktion 4.0

Es sind aber auch im Produktionsumfeld auch plötzlich völlig neue Geschäftsfelder möglich. Maschinen als Dienstleistung zum Beispiel. Immer öfter werden Maschinen nur mehr vermietet, allerdings mit unzähligen Sensoren ausgestattet. Dadurch ist es dem Hersteller möglich Daten über die Nutzung der Maschine zu sammeln und so wieder in die Weiterentwicklung der Produkte einfließen zu lassen. Hier setzt dann auch Predictive Maintance (Vorausschauende Instandhaltung) an. Durch die ständige Überwachung und der Verfolgung von Trends ist es möglich den optimalen Zeitpunkt für Wartungsarbeiten zu planen. Damit kann die Ausfallwahrscheinlichkeit der Maschine drastisch gesenkt werden. Somit gehören ungeplante Maschinenstillstände der Vergangenheit an.

Kundenkommunikation 4.0

Aber auch in der Kundengewinnung und -betreuung hat sich vieles verändert. War früher alles vom Außendienst abhängig kommen zusehends neue Kanäle zum Einsatz. Die Kundengewinnung auf Social Media ist mittlerweile zu einem wichtigen Standbein für viele Produktionsunternehmen gekommen. Die gezielte Verwendung von Chatbots werden sowohl zur Kundengewinnung als auch Betreuung verwenden. Denn viele Fragen und Anliegen von Kunden kommen immer wieder und durch diese Automatisierung kann enorm viel Aufwand in der Verwaltung eingespart werden. Ebenso ist hier weiters eine bessere Auswertung möglich um auch so wieder Daten für die Weiterentwicklung der Produkte zu gewinnen.

Kundenerlebnisse 4.0

Wenn die ersten Interessenten für das neue Produkt gefunden sind ist es durch den Einsatz von virtual Reality möglich dem Kunden das Produkt in all seinen Facetten „hautnah“ spürbar zu machen. Ebenso lassen sich Änderungswünsche schnell abbilden und so ist es möglich den Kunden zu begeistern. Ein Abschluss ist durch die Verwendung solcher Planungs- und Visualisierungstools deutlich leichter zu erreichen. Ebenso können diese Daten wieder für die Produktion und die Weiterentwicklung der Produkte verwendet werden.

Daten für Industrie 4.0 Feedbackloops

Es entsteht jedes Mal ein loop zurück und die gewonnenen Daten werden jedes Mal wieder verwendet. Dadurch wird auch bei Industrie 4.0 meist nicht mehr von der klassischen Supply-Chain (Lieferkette) gesprochen. Da es immer wieder Feedbackloops gibt welche in die Weiterentwicklung eingreifen wird heute von einem Demand-Circle (Nachfragekreis) gesprochen. Das bedeutet einen Kreislauf welcher sich immer wieder selbstständig weiterentwickelt und den Nutzen für den Kunden immer weiter optimiert. Es zeigt sich eben auch im Produktionsumfeld, dass die Fokussierung immer mehr auf den Kunden ausgerichtet wird. Denn wer das Kundenbedürfnis am Besten versteht wird auch die besten Lösungen für ihn schaffen können. Somit lässt sich auch sagen, wer in dieser Entwicklung führend ist wird seiner Konkurrenz große Schritte voraus sein.

Industrie 4.0 ist nun für KMUs leistbar

Waren diese Technologien und Einsatzmöglichkeiten lange Zeit den großen Unternehmen vorbehalten welche eigene Forschungsabteilungen und großes Budget haben, ist diese Entwicklung jetzt auch in den KMU’s (kleine und mittlere Unternehmen) angekommen. Durch die gezielte Forschung und Entwicklung der Großkonzerne wurden viele Lösungen geschaffen von welchen jetzt auch alle anderen profitieren können.

Dennoch scheuen sich noch viele Unternehmen vor dem Einsatz derartiger Technologien und zögern bei deren Einführung. Dies ist auch meist auf das Fehlen einer digitalen Strategie zurückzuführen. Solche Veränderungen lassen sich nicht aus dem Stehgreif durchführen. Es ist unerlässlich eine Strategie zu planen und den Gegebenheiten des Unternehmens und des Marktumfeldes anzupassen. Für diese Tätigkeiten ist es zu empfehlen einen Experten hinzuzuziehen um eine optimale Umsetzung zu erreichen. Für die KMU Unternehmen welche sich jedoch jetzt an die Umsetzung machen steht aber großes Potenzial zur Verfügung. Es ist anzunehmen, dass auch hier die Early-Birds im KMU-Sektor zu den Gewinnern zählen werden.

Friedrich Prötsch-Jechtl ist Spezialist im Bereich Arbeitssicherheit. Ebenso unterstützt er Unternehmen in der Digitalisierung. Durch einen gesunden Mix aus Digital und Analog wird seine Erfahrung im produzierendem Bereich breit eingesetzt.

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